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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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anführten, also befragte er den Yaman, während sie zwischen den bedrückenden Wäldern langsam weiterritten. Über die genaue Zahl der Krieger konnte ihm der Yaman keine Auskunft geben: »Nur, dass es wahrhaftig Tausende sind, das ist gewiss. Es sind mehr, als ein Mensch zählen könnte. In Hundertscharen sind die Sgers geordnet, und die Führung des Herebans hat Eri in die Hände erfahrener Yamane gelegt. Uredh von der Schwarzen Faust
befehligt das Erste Treffen, die Vorhut, die in der Schlacht die linke Flanke nehmen wird. Den rechten Flügel, die Nachhut auf dem Marsch, hat der alte Blohetan unter sich. Die Mitte aber befehligt Dheryak der Einarmige, der schon dem alten Tiudhan treu gedient hat.«
    Awin kannte diese Männer. Uredh und Blohetan hatten sich am Sichelsee ihrer Jagd auf Slahan angeschlossen, und mit Dheryak hatte er zu Füßen der Festung Pursu über den Schlachtplan beraten. Eri umgab sich also mit alten Bekannten. Viele konnte er davon nicht haben, die Gefährten seiner Jugend waren entweder tot, oder sie ritten an Awins Seite. »So befehligt Eri das Heer gar nicht selbst?«, fragte er nun.
    »Oh, doch, ihm obliegt der Oberbefehl. Außerdem …«, Jeswin senkte die Stimme, »… hat er Getreue um sich geschart. Sie haben mit ihrem Blut beeidet, Eri bis in den Tod zu folgen, weswegen sie sich die Blut-Yamanoi nennen. Sie kennen keine Angst, tragen weder Helm noch Rüstung in der Schlacht, dafür erschrecken sie ihre Feinde mit der roten Farbe, mit der sie sich bemalen. Eine Leibschar für den Tiudhan, die ihm aufs Wort gehorcht. Du solltest diesen Männern besser nicht in die Quere kommen.«
    »Ich werde es mir merken«, meinte Awin. Noch eine andere Frage drängte sich ihm auf, eine, die ihn schon seit Tiugar beschäftigte: »Was sagen eigentlich die Seher zu diesem Zug?«, fragte er.
    »Die Seher?«
    »Nun, es gibt doch außer mir noch viele andere Seher im Staubland. Haben die den Klans nicht gesagt, was sie von diesem Kriegszug zu halten haben?«
    Jeswin kratzte sich am Kopf. »Natürlich, die Seher. Jetzt, da du es erwähnst. Ich erinnere mich daran, dass einige vor diesem Krieg gewarnt haben. Jedoch haben die Zauberer, also, vielmehr
die Xaima, sie haben sie zusammengerufen, am Tewerin, noch bevor Eri zur Versammlung sprach. Danach gab es keinen, der noch Bedenken geäußert hätte. Die vier waren also sehr überzeugend.«
    Awin nickte. Ganz offensichtlich waren sie das. Sie hatten die Deuter ohne Schwierigkeiten auf ihre Seite gezogen, und bei den Sehern war es ihnen wohl ebenfalls gelungen. Vielleicht hatten sie sie auch mit Zauberei getäuscht. Es gab also niemanden im Heer, der Eri noch widersprechen würde. Das war schlecht. Und er hatte eine ergebene Leibschar um sich versammelt. Awin erzählte Tuge von diesen Männern. Wie er es erwartet hatte, hielt der Bogner wenig von dieser Schar: »Sie haben dem Tiudhan Treue geschworen - vor ihrem Klan? Seltsame Sitten sind das, die der Knabe einführt. Das ist gegen altes Recht und alte Ordnung. Man muss kein Seher sein, um zu sagen, dass das nicht gut enden kann.«
    Nach einiger Zeit, die lange Dämmerung war schon angebrochen, bemerke Awin leichten Brandgeruch, der schnell stärker wurde.
    »Das ist Borre, die Stadt der Ackerleute. Wir sind bald da«, erklärte Jeswin. Das Land war unterdessen hügeliger geworden, ein Zeichen, dass sie sich den Ausläufern des Vorgebirges näherten. Die Wälder wurden lichter, und Awin sah viele Baumstümpfe, Opfer der Axt - ein weiteres Zeichen, so Jeswin, dass Borre nicht mehr fern war. Schließlich überquerten sie einen steilen Hügel und sahen die Stadt vor sich liegen, oder vielmehr das, was von ihr übrig war. Borre war auf einem Hügel errichtet worden. Sie war von einer hohen, hölzernen Mauer umgeben und außerdem durch den breiten Fluss und ein unüberwindlich steiles Ufer bestens gegen Angriffe geschützt. Die Brücke, von der Awin schon so viel gehört hatte, lag außerhalb der eigentlichen Stadt, war aber durch eine eigene, mit
starken Türmen gespickte Holzmauer geschützt. Awin konnte sich gut vorstellen, dass hier schon so manches Hakul-Heer, das es nach den Reichtümern der anderen Flussseite gelüstet hatte, unverrichteter Dinge wieder abgezogen war. Doch dieses Mal waren die Hakul nicht alleine erschienen, sondern hatten vier mächtige Alfskrole mitgebracht. Ein großes Stück des Walles, der die Brücke schützen sollte, fehlte, ein Holzturm lag eingestürzt in Trümmern. Es war nicht

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