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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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berichtete von ihrer Jagd nach dem Grabräuber und dem Kampf mit den Akkesch, bei dem so viele vom Klan der Berge gefallen waren. Dann erzählte er vom Abstieg in Uos Mund und der ersten Begegnung mit Slahan, die sie mit dem Heolin vertreiben, aber nicht vernichten hatten können. Schließlich kam er zu der furchtbaren Rache, die Slahan genommen hatte, und zu der großen Jagd der Schwarzen Hakul, die in der Festung Pursu ihr Ende gefunden hatte. Awin fasste sich so kurz wie möglich und ließ einiges aus, aber dennoch verging viel Zeit, bevor er mit dem Sieg über die Göttin seine Erzählung beendete.
    Die Augen seiner Zuhörer waren unterdessen immer größer geworden, jetzt rief Jeswin: »Und der Totengott selbst hat Slahan geholt? Ich habe viel von diesen Ereignissen gehört, doch das war mir neu! Und du hast ihn gesehen? Wirklich, ich glaube nicht, dass ich je zuvor eine bessere Geschichte gehört habe! Du hast gut erzählt, Yaman.«
    »Es ist keine Geschichte«, antwortete Awin.
    »Auch endet sie etwas zu früh«, warf ein Krieger ein, der zur Rechten des Yamans saß. Die Kleidung des großen Mannes drückte einen gewissen Wohlstand aus. Sein Mantel war mit Pelz besetzt und feiner gewebt als der des Yamans. Dieser Mann fuhr jetzt fort: »Ist es nicht so, dass du den Heolin unseren Feinden, den Männertöterinnen, überließest, und dass der tapfere Eri sein Leben daran wagte, ihn zurückzuholen? Du hast dich von den Hakul abgewandt, Awin von den Schwarzen Dornen. Ja, du bist ein Abtrünniger!«

    Yaman Jeswin legte dem Krieger die Hand begütigend auf den Arm. »Du musst Lamban verzeihen, Yaman Awin. Er ist ein Freund offener Worte und hält mit seinen Gefühlen und Gedanken nicht hinter dem Berg.«
    »Ich höre das nicht zum ersten Mal, Yaman Jeswin, doch hat es sich vielleicht nicht ganz so zugetragen, wie Lamban glaubt. Eri hat den Lichtstein geraubt, bevor die Weisen entscheiden konnten, was damit geschehen sollte. Und noch etwas hat Tiudhan Eri euch nicht erzählt: Ich berichtete euch doch eben von den Xaima, den vier Windskrolen, mit denen wir in der Festung Pursu kämpften. Sie sind nicht mit Slahan vernichtet worden.«
    »Nicht? Wie bedauerlich!«, rief Jeswin. »Was ist mit ihnen geschehen, und was hat das mit dem Tiudhan zu tun?«
    »Sehr viel, denn die vier nahmen menschliche Gestalt an und gingen nach Tiugar.«
    »In die Verborgene Stadt, aber …«, begann der Yaman und verstummte. Vermutlich ahnte er, was daraus folgte. Awin wollte keine Zweifel mehr bestehen lassen und fügte hinzu: »Es sind die vier Zauberer, die Eri leiten und ihn und sein Heer nach Norden locken.«
    »Die Xaima? Locken? Aber …«
    »Lüge!«, rief Lamban.
    Tuge sprang auf und zog seinen Dolch. »Wer nennt meinen Yaman einen Lügner?«
    Auch Lamban erhob sich schnell und riss dabei seinen Blutdolch aus dem Gürtel.
    »Ruhig, ihr Krieger!«, rief Jeswin. »Ich will hören, was dieser Yaman vorzubringen hat. Erst dann werden wir entscheiden, ob er lügt, und ob wir ihn töten müssen.«
    »Dein Mann nannte ihn bereits einen Lügner!«, rief Tuge zornig.

    »Er wird um Entschuldigung bitten und weiter zuhören, nicht wahr, mein Freund?«
    Zu Awins Überraschung steckte Lamban wirklich seinen Dolch wieder weg, verneigte sich knapp und murmelte dabei etwas, das eine Entschuldigung sein mochte. Awin gestand sich ein, dass er den Yaman unterschätzt hatte. Er war freundlich und leutselig, wirkte beinahe arglos, aber er hatte seinen Sger fest im Griff. Tuge, ebenso verblüfft wie Awin, stand noch eine Weile da, dann setzte er sich wieder und rammte seinen Blutdolch wütend in den Boden. Dort steckte er nun, bereit, das Leben eines jeden zu fordern, der den Yaman der Schwarzen Dornen beleidigen würde.
    »Du behauptest, die vier Mächtigen seien Alfskrole? Hast du Beweise?«, setzte Jeswin die Beratung fort.
    Awin wusste, dass er eigentlich keine hatte. Er sagte: »Ihr könnt sie an ihren Absichten erkennen. Sie wollen das Skroltor öffnen, ist es nicht so?«
    »Und sie werden ein Heer von Daimonen herbeirufen, das an unserer Seite in die Schlacht zieht«, bestätigte Jeswin.
    »Und das glaubt ihr?«, fragte Awin schlicht.
    Der Yaman sah ihn verblüfft an. Lamban öffnete den Mund, um zu antworten, aber er blieb stumm.
    Awin spürte, dass er den Schleier der Lügen, der über den Hakul lag, ein wenig gelüftet hatte. Nun musste er ihn noch ganz zerreißen: »Überlegt doch! Wie könnten Menschen, seien es auch mächtige Zauberer, all

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