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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Seelenverweser gewesen, der nach ihm rief. Schließlich war er, ohne sich dessen bewusst zu sein, diesem Ruf gefolgt, und seine Fähigkeit war im Reich der Toten geblieben. Und jetzt war ein schwarzes Loch in seinem Inneren, eine taube Stelle, und er hatte das Gefühl, einen Teil seiner selbst verloren zu haben, fast wie beim Verlust einer Hand oder eines Armes.
    Awin schob diese Gedanken zur Seite. Er ging zum Feuer zurück, denn es gab da etwas anderes, das er mit Yaman Jeswin zu besprechen hatte. »Sag, ehrwürdiger Yaman«, begann er höflich, »habe ich das vorhin richtig verstanden, du wärest bereit gewesen, mit uns über den Fluss zu gehen?«
    Jeswin blickte überrascht auf und erwiderte: »Nun, das war wohl die Hitze der Schlacht, die mich erfasst hatte. Ich dachte nicht nach, sondern handelte, wie ein Krieger eben handelt. Und vielleicht hätten wir es sogar geschafft, sie zu überrennen!«
    »Vielleicht, Yaman, vielleicht. Aber es hätte uns viel zu viel Blut gekostet«, entgegnete Awin und fuhr fort: »Und jetzt, wo dich das Schlachtfieber wieder verlassen hat, wie denkst du über deinen weiteren Weg?«
    »Ich denke, er endet hier. Wir werden umkehren, von der
Beute einsammeln, was die diebischen Akradhai uns gelassen haben, und dann zu unseren Zelten heimkehren. Ich hoffe, wenigstens der große Tisch ist noch dort. Denn Xiwil, mein Weib, würde sich sehr über ihn freuen.«
    »Du weißt, dass ihre Freude nicht lange währen wird, wenn Eri sein Ziel erreicht, oder?«, fragte Awin.
    »Das Daimonentor. Ich habe es nicht vergessen«, brummte Jeswin, der es, entgegen dieser Bemerkung, wenigstens vorübergehend verdrängt zu haben schien.
    »Ich kann nicht verlangen, dass du oder deine Männer uns weiter begleiten, Yaman Jeswin«, erklärte Awin ruhig. »Ich kann sogar gut verstehen, dass ihr die Sicherheit eurer Weiden, sei sie auch kurzlebig, großem Ruhm und Abenteuern vorzieht.«
    Der Yaman brummte etwas Unverständliches. Awin hatte vermutlich einen wunden Punkt getroffen. Er kannte die Hakul gut genug, um zu wissen, dass sie sich Ruhm und Ehre ungern entgehen ließen. Er hielt inne, denn ihm war klar, was er von diesem Klan verlangte: Wenn sie ihm folgten, würden wohl nicht alle von ihnen die Heimat wiedersehen. Ruhm und Abenteuer? Das klang gut, viel besser als Tod und Gefahr, die sich hinter den schönen Worten verbargen. Aber Awin sah keine andere Möglichkeit. Er musste verhindern, dass Eri das Ende der Welt herbeiführte, und er war entschlossen, jede Hilfe in Anspruch zu nehmen, die er finden konnte.
    »Hast du denn einen Plan, ehrwürdiger Yaman?«, fragte Jeswin jetzt, offensichtlich schon halb überredet.
    »Nein, Yaman, ich weiß nur, dass ich nach Norden muss. Da uns die Brücke versperrt ist, müssen wir eben auf dieser Seite der Jurma bleiben, wenigstens, bis wir eine Furt gefunden haben«, antworte Awin.
    »Das wird nicht so leicht gehen, wie du denkst, Yaman«, entgegnete Jeswin bedächtig. »Im Norden erstreckt sich auf
viele Stunden der Femewald, den selbst die Akradhai meiden. Er ist finster, voller böser Geister und Menschen, die man nicht sehen kann. Und falls du auf einen Weg zu einer nahen Furt hoffst, muss ich dich enttäuschen. Die Jurma ist auch unterhalb der Stadt ein reißender Strom. Es gibt dort auf viele Tage keine Furt, wenigstens keine, von der die Hakul wüssten. Sonst hätten wir diese Bauern doch längst einmal auch auf der anderen, reichen Seite des Flusses heimgesucht.«
    »Können wir diesen Wald nicht umgehen?«, fragte Tuge.
    »Das würde viele, sehr viele Tage dauern. Westlich des Waldes beginnt das Ödland mit den Nebelsümpfen. Sie tragen ihren Namen zu Recht. So mancher Mann, der so dumm war hineinzugehen, fand nie wieder hinaus. Oder er wollte nach Norden, fand sich aber plötzlich im Westen oder Osten wieder, oder sogar genau dort, wo er aufgebrochen war. Es ist eine fürchterliche Gegend, düster und unwirtlich, nie scheint die Sonne, immer wabern Nebel über die Moore und Sümpfe, und die wenigen Menschen, die dort hausen, sind feindselig, und sie hassen alle, die außerhalb der Sümpfe leben. Ich war dort, damals, als ich jung war, und Xiwil, die noch nicht mein Weib war, für mich gewinnen wollte. Ich versprach ihr, eine der großen Sumpfschlangen zu erlegen, auf dass sie sich aus der Haut einen schönen Gürtel machen könne. Ich hatte Erfolg, und ich weiß, Xiwil war alle Gefahren wert, aber ich würde es nicht wieder tun. Dieser Weg ist uns also

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