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Der Sohn des Tuchhändlers

Der Sohn des Tuchhändlers

Titel: Der Sohn des Tuchhändlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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haben.«
    »Er weiß genau, welche Schwierigkeiten sich durch Avellinos Tod ergeben. Der Mann ist als Leiche viel gefährlicher denn als Lebender.« Ich schüttelte den Kopf.
    »Also, Peter«, erklärte Friedrich und zuckte mit den Schultern, »immerhin hat Avellino seinen Namen und den seiner Tochter in alle Richtungen durch den Dreck gezogen. Das Mädchen hat hier in der Stadt keine Zukunft mehr – und Weigel ist zugleich das Hassobjekt und das Spottbild der einfachen Leute. Da denkt man vielleicht nicht immer vernünftig.« Er sah mich an. »Du weißt bereits, wer es getan hat, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe geschworen, mich nicht in diese Geschichte einzumischen, auch wenn die halbe Stadtmich hineinzuziehen versucht. Wenn ich tatsächlich wüsste, wer’s getan hat, würde ich ihn höchstpersönlich zum Rat schleifen, weil ich überzeugt bin, dass all das Unheil, das wegen des Mordes noch über Krakau kommen wird, damit verhindert werden könnte. Aber ich weiß es nicht – und ich werde auf keinen Fall darangehen, es herauszufinden. Ich muss mich um meine Familie kümmern. Ich möchte endlich gutmachen, was ich vor fast zwanzig Jahren falsch gemacht habe, und ich bin ohnehin schon auf dem besten Weg, es erneut zu vermasseln. Der Rat hat selbst Leute, um den Fall aufzuklären.«
    »Der jüdische Junge«, sagte Friedrich. »Ich habe seinen Namen vergessen … wenn Avellino ihn überhaupt genannt hat.« Sein Gesicht wurde finster. »Wenn er nicht vor lauter Geifer über uns Deutsche vollkommen versäumt hat, ihn zu erwähnen.«
    »Samuel ben Lemel«, sagte ich.
    »Der hat doch das Mädchen angegriffen und vergewaltigt. Das arme Kind! Ich werde im Leben nicht verstehen, wieso dieser Aasgeier gegen unsereinen gehetzt hat anstatt gegen die Juden … nicht, dass ich mir das wünschte, bei Gott nicht, Mojzesz ist auch mein Freund, aber … wir können doch am allerwenigsten dafür.«
    Es geht nicht darum, wer was dafür kann, dachte ich. Es geht darum, wessen Unterdrückung, Beschädigung, Bedrohung, Vertreibung denen am meisten Gewinn bringt, die dahinterstecken. Laut sagte ich: »Samuel ist ein Narr, dem vor lauter Selbstüberschätzung gar nicht klar ist, was er angerichtet hat. Und sein Vater ist davon überzeugt, dass er reingelegt wurde. Die Familie ben Lemel fällt damit als Mordverdächtige ebenfalls aus.«
    Friedrich lächelte plötzlich. »In deinen Augen vielleicht, aber in den Augen des Mobs …?«
    »Ja, das habe ich Joseph ben Lemel auch zu erklären versucht, als ich ihm nahe legte, die Stadt zu verlassen.«
    Friedrich lächelte noch stärker.
    »Was gibt’s zu grinsen?«, brummte ich.
    »Ich erfreue mich nur an dem Anblick, wie du dich nach Kräften nicht in diese Sache einmischst.«
    Ich schwieg, und Friedrich von Rechbergs Grinsen verbreitete sich, bis es um den halben Kopf herumreichte. Er schlug mir leicht mit der Faust gegen den Oberarm.
    »Hast du Zofia Weigel mal getroffen?«, fragte ich, entschlossen, sein Gegrinse zu ignorieren.
    Er zuckte mit den Schultern. »Na ja, getroffen … ich war zwar oft genug bei Weigel, um mit ihm zu verhandeln, aber … die Patrizier hier sind noch altmodischer als anderswo. Wenn’s nicht zur Kirche oder zum König geht, halten sie die Weiber in ihren Familien unter Verschluss.«
    »Dennoch durfte Zofia zu dieser Festlichkeit.«
    »Laurenz Weigel war ja auch eingeladen.«
    »Wie bitte?«
    »Was hast du denn gedacht?«
    »Woher hast du das denn?«
    »Von Fryderyk Miechowita.«
    »Ihr kennt euch?«
    Er breitete die Arme aus. »Ich mag ja im Verhandeln nicht halb so geschickt sein wie so ein gewiefter Kaufmann, aber dass ich auf einer Mission wie meiner alle Möglichkeiten nutze, um sie zu erfüllen, dürfte doch auf der Hand liegen.«
    »Du hast versucht, die Polen für dein Anliegen zu gewinnen?«
    »Ich dachte, irgendeinem Druck wird der König sich schon beugen. Und glaub mir: Die Eifersucht gegen Herzog Georg ist bei den Polen nicht halb so groß wie bei den deutschen Kaufleuten.«
    »Und warum ist Weigel nicht hingegangen? Miechowita ist doch eine kommende Größe in der Stadt.«
    »Peter – er war doch dort. Er ist nur gleich wieder gegangen.«
    Ich staunte ihn an.
    »Er und Melchior Wierzig waren eingeladen. Sie haben sich gesehen, in eine Ecke gestellt, miteinander debattiert und haben ihren Tross dann wieder zusammengepackt und sind verschwunden.«
    »Weil ihnen plötzlich klar geworden ist, dass sie Miechowita zu viel Gewicht geben, wenn

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