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Der Sohn des Tuchhändlers

Der Sohn des Tuchhändlers

Titel: Der Sohn des Tuchhändlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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zwei der mächtigsten Patrizier der Stadt seiner Einladung folgen. Und weil sie wussten, dass Miechowita den Umstand, dass sie ihm die Ehre erwiesen hätten, zu seinem Vorteil überall herumerzählt hätte.«
    »So oder ähnlich werden sie gedacht haben.«
    »Aber Zofia …«
    »Wollte nicht mitgehen. Weigel konnte sich nicht gegen sie durchsetzen, und auf einen Eklat vor aller Augen wollte er es nicht ankommen lassen. Er tat ganz gelassen und ließ sie mit der Magd und dem Kaplan zurück. Sein Pech. Vor allem aber ihr Pech.«
    »Du warst auch dort«, sagte ich mit reichlich verspäteter Erkenntnis. »Du bist der deutsche Geschäftspartner, von dem Miechowita gesprochen hat.«
    »Geschäftspartner?« Friedrich zog die Augenbrauen hoch. »Zu viel der Ehre. Aber ja, ich war dort. Anders als Weigel und Wierzig dachte ich, dass mir die Verbindung mit Miechowita nützen würde.« Er lachte plötzlich bitter.
    »Denkst du jetzt nicht mehr so?«
    Er schwieg ein paar Momente lang. »Irgendwann wird rauskommen, dass ich dort war, dass ich unter den Ersten war, die nach den Schreien aus dem Obergeschoss hinaufliefen und in die Kammer eindrangen, wo dieses kleine Arschloch sich über Zofia hergemacht hatte, und dass ich das Mädchen schließlich heimbringen half …«
    »… in der Hoffnung, dass Weigel dir dann gewogen wäre.«
    Friedrich warf die Arme in die Luft. »Na und? Tatsächlich habe ich auch daran gedacht. Hauptsächlich aber sah ich ein halb nacktes Mädchen, das vor Entsetzen schrie und in Sicherheit gebracht werden musste.«
    »Ist ja gut. Ich wollte dir keinen Vorwurf machen.«
    »Überhaupt nichts ist gut. Statt als Retter hat Weigel mich als einen gesehen, der mit Miechowita unter einer Decke steckt. Es rächt sich sofort, wenn ein guter Samariter es wagt, auch ein bisschen Kalkül zu zeigen.«
    »Weigel hat mir ins Gesicht gelogen«, sagte ich.
    »Du warst auch bei Weigel!?«
    »Na ja …Mojzesz bat mich …«
    »Du hast dich wirklich noch in keiner Weise eingemischt.«
    »Ich habe mit Weigel über das Schweigegeld verhandelt.« Als ich es sagte, hörte es sich noch schlimmer an als Friedrichs Geständnis, dass er bei Zofias Rettung auch daran gedacht hatte, sich selbst bei ihrem Vater in das rechte Licht zu rücken. Ich konnte Friedrichs Gesicht ansehen, dass es sich in seinen Ohren auch nicht besser anhörte. Ich seufzte und warf froh, dass er sich jeden Kommentar verkniff.
    »Ich habe die ganze Zeit über die Hoffnung nicht aufgegeben, König Kasimir würde früher oder später doch auf das Geld der Juden zurückgreifen. Weißt du, dass sie ihm durch die Blume das Angebot gemacht haben, ihm einen Kredit ganz ohne …«
    »Weiß ich«, sagte ich. »Von Mojzesz.«
    »Natürlich. Damit ist jetzt wohl endgültig Schluss, oder? Nachdem dank Samuels Tat die Juden wieder mal gründlich verhasst sind?«
    »Nicht mehr als die Deutschen im Augenblick.«
    Er hielt die Luft an und stieß sie schließlich wieder aus. »Ich hoffe, das ändert sich wieder. Ich meine, Samuel war schließlich der Täter und Zofia das Opfer. Jetzt, wo Avellino tot ist, wird sich die Lage wieder normalisieren. Samuel wird bestraft werden. Kannst du dich noch an den Bettler erinnern, den sie gehängt haben an dem Tag, an dem Avellino seine erste Predigt hielt – wo er fast von der Staffelei fiel? Du hast damals gesagt, sie wollten ihn in heißem Öl sotten, aber dann haben sie Gnade gezeigt. Bei Samuel werden sie das wohl nicht tun, oder?« Erräusperte sich. »Mein Gott, so sterben zu müssen … aber was er Zofia angetan hat … also, was ich sagen will, ist, dass sich nach seinem Tod – nach so einem Tod – die Lage wieder normalisieren wird. Meinst du nicht auch?«
    »Friedrich«, sagte ich, »glaub mir, ich verstehe vollkommen, dass du darauf hoffst, deine Mission zu einem guten Ende zu bringen, wenn der Trubel hier vorüber ist.«
    Er musterte mich. Langsam stieg Röte in seine Wangen. »Mist«, stieß er hervor, »darauf zu bauen, dass ein Mensch grässlich zu Tode gesotten wird, um selber ans Ziel zu gelangen. Was für Zeiten sind das nur?«
    »Die Zeiten waren noch nie anders.«
    Friedrich ließ den Kopf hängen. »Ich hätte nie hierher kommen sollen. Habe ich das schon mal gesagt?«
    Ich lächelte schwach. »Täglich.«
    »Was denkst du: Wer hat Avellino umgebracht? Wer hätte ein Motiv? Außer den Juden, die du schon ausgeschlossen hast, und außer Weigel, den du auch schon ausgeschlossen hast?«
    »Ich ermittle nicht in dieser

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