Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn des Tuchhändlers

Der Sohn des Tuchhändlers

Titel: Der Sohn des Tuchhändlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
vorbei, noch bevor dieser sich dazu entscheiden konnte, seinen Schwung fortzusetzen undseine Aufgabe zu vollenden oder den Eimer abzusetzen, und noch bevor die drei jungen Männer, die sich als lockere Garde um den Anführer gruppiert hatten, koordiniert reagieren konnten. Vermutlich waren sie nicht darauf gefasst, dass sich ihnen tatsächlich jemand in den Weg stellte … so wie sie nicht darauf gefasst gewesen waren, überhaupt bei ihrer Schweinerei entdeckt zu werden. Friedrich schulterte einen von ihnen beiseite. Sie waren kräftige Kerle, in Schlägereien und universitätsinternen Kraftproben gehärtet, und dass der schlanke Münzmeister überhaupt so weit kam, war nur ihrer Überraschung zu verdanken. Die Überraschung würde im nächsten Augenblick vorbei sein …
    … weshalb ich, noch bevor ich meine Gedanken richtig zu Ende gedacht hatte, hinter Friedrich herstürzte. Ich wusste, dass wir genau das Falsche taten.
    »Was machst du hier?«, schrie Friedrich und gab dem Anführer der Studenten einen Stoß vor die Brust, dass dieser einen Schritt nach hinten taumelte. »Was machst du hier, he? Was soll der Mist?«
    »Langsam, Alterchen«, sagte einer der Leibwächter und zog etwas aus seinem Gürtel heraus, noch immer zögernd … vermutlich hatte er für einen solchen Fall keinerlei Anweisung erhalten, was er tun sollte.
    »Nicht doch«, sagte ich, griff mit einer Hand nach seinem Ellbogen und mit der anderen nach seinem Handgelenk. Als er Widerstand zu leisten begann, war es schon zu spät. Ich bog ihm den Arm nach hinten, so weit es ging, und er ächzte und krümmte sich nach vorn. Ein Messer klimperte auf den Boden, zu breit, um als Schmuck zu gelten, und zu kurz, um eine tödliche Waffe zu sein. Einer gesichert, fünf noch gegen uns. Ich blickte auf und sagte laut: »Das war’s, aus, Vorstellung beendet. Geht nach Hause.« Dann versuchte ich mir über die Situation klar zu werden.
    Friedrich hatte den Anführer der Studenten über die Gasse hinweg vor sich hergeschubst, bis dieser mit dem Rücken an diegegenüberliegende Hauswand stieß und davon zu sich kam. Seine Hände fuhren nach oben, und als Friedrich ihn erneut vor die Brust stoßen wollte, packte er dessen Handgelenke und zwang sie nach unten. Ich stand so, dass ich einen Teil von Friedrichs Gesicht sehen und erkennen konnte, dass seine Wut in Verblüffung umschlug, als er seine Handgelenke aus dem Griff seines Gegners befreien wollte und nicht konnte.
    Die beiden verbliebenen Leibwächter, der Bursche mit der Kohle und der mit dem Eimer glotzten von einem zum anderen. Der Kerl, dem ich immer noch den Arm verbog, keuchte und ächzte und krümmte sich mit jedem Zoll, den ich seine Hand zwischen seinen Schulterblättern nach oben drückte, weiter nach vorn.
    »Lass mich los«, hörte ich Friedrich sagen.
    Ich drückte die Hand meines Opfers noch etwas weiter hoch, und er schrie auf und ging in die Knie. Ich drückte weiter … er fiel nach vorn, versuchte sich mit dem freien Arm abzufangen und lag jetzt halb auf dem Bauch in der Gasse … ich kniete mich auf seinen Rücken, ohne seine Hand loszulassen, und rief laut: »Schluss jetzt. Ich breche eurem Kumpan den Arm, wenn es sein muss. Verzieht euch!«
    Der Anführer der Studenten warf mir einen Blick zu, und mir wurde klar, dass wir verspielt hatten. Der Blick sagte, dass es ihm völlig egal war, ob ich meine Drohung wahr machte oder nicht. Zudem hatte er selbst eine Geisel, und er hatte die besseren Argumente.
    »Na und?«, erwiderte er. »Glaubst du, wir erwischen dich nachher nicht, Fettsack?«
    Im nächsten Augenblick zerrte er Friedrich zu sich heran und gab ihm einen heftigen Kopfstoß. Friedrichs Kopf schnappte zurück; sein Hut fiel auf den Boden. Seine Knie knickten ein. Ich brachte den Mann in meiner Gewalt erneut zum Schreien, aber der Studentenführer sah nicht einmal auf. Friedrich versuchte die Knie durchzudrücken. Sein Gegner stieß sich von der Wandab, ohne Friedrichs Handgelenke loszulassen, zerrte Friedrich herum wie in einem ausgelassenen Tanz, und der Münzmeister prallte mit dem Rücken gegen die Hauswand, sein Hinterkopf schlug gegen die Mauer, und seine Augen verdrehten sich. Ich fühlte mich versucht, meine Drohung wahr zu machen und dem Kerl unter mir den Arm tatsächlich zu brechen, aber ich brachte es nicht fertig … und genützt hätte es auch nichts. Die Leibwächter sahen, dass ihr tapferer Anführer allein zurechtkam, und sprangen zu mir herüber.
    Die Gasse hinauf

Weitere Kostenlose Bücher