Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
beschattet worden, die sich in der Nähe eines Turms aufhielten. Damit blieb immer noch die Möglichkeit, dass Gruppen in abgelegeneren Gebieten Unheil anrichteten, aber wenn Domenic Recht hatte, war das Fahrende Volk selbst ein Haufen weitgehend unschuldiger Gimpel, und es gab, wenn überhaupt, in jeder Gruppe nur ein, zwei terranische Spione.
„Das Fahrende Volk! Das ist doch absolut lächerlich!. Du erfindest das alles nur!“, fauchte Javanne. „Ich weiß nicht, wie du dazu kommst, uns diese Geschichten zu erzählen und …“ „Ruhe!“, donnerte Dom Gabriel. „Wenn du noch ein Wort gegen Mikhail sagst, dann schleife ich dich an den Haaren aus dem Saal, Weib!“ Javanne blieb der Mund offen stehen, so dass er die kleine Krause unter dem Kinn verdrückte. Schließlich klappte sie ihn wieder zu, funkelte ihren Gemahl böse an und fügte sich vor lauter Schreck. Nur langsam und mit Mühe gewann sie ihre Fassung zurück, sie sah alt und abgehärmt aus und doch zugleich wild entschlossen. „Sohn oder nicht, ich werde keinesfalls zulassen, dass du den Platz meines Bruders einnimmst!“ Mikhail holte tief Luft und blickte in die Runde. „Lasst uns eine Sache klarstellen. Ich bin Regis Hasturs Erbe, und ich werde tun, was er wünschte. Diese Frage steht keiner weiteren Erörterung offen. Ich werde meine Zeit nicht mit Diskussionen über meine Eignung vergeuden, nur weil ein paar von euch glauben, sie seien die klügeren Köpfe oder das Wohl Darkovers liege ihnen mehr am Herzen als anderen. Jetzt ist wirklich nicht die Zeit, untereinander zu streiten.“ Lady Marilla räusperte sich. „Dem muss ich widersprechen, Mikhail, und zwar mit Nachdruck. Du wirst viel zu sehr von Lew Alton und deiner Frau beeinflusst, und alle hier wissen das. Ich fürchte, die Frage muss diskutiert werden, und ich fürchte auch, du wirst am Ende Platz machen müssen.“ Ihre Stimme war sanft wie immer, und es klang, als hätte sie ihre Worte sorgsam vorbereitet.
Das war zu viel für Dyan Ardais, der bei den Sitzungen des Rats meist nicht viel sagte. „Platz machen für wen, Mutter? Hast du komplett den Verstand verloren?“ Lady Marilla wirkte leicht überrascht, denn es kam nicht oft vor, dass ihr Sohn ihr im Rat offen widersprach. „Nun ja, für einen Regenten natürlich … bis Rhodri … oder vielleicht Gareth …“ „Ach, so habt ihr das also beschlossen?“, höhnte Dyan.
„Verzeih meiner Mutter, Mikhail. Das ist der törichteste Einfall, den ich seit langem gehört habe, und ich kann mir denken, woher sie ihn hat. Ich muss darauf hinweisen, dass Mikhail Domenic zu seinem Erben ernannt hat, als er zu Mittsommer volljährig wurde, deshalb steht es außer Frage, dass …“ „Domenic darf auf keinen Fall die Nachfolge antreten, und Mikhail ebenso wenig.“ Javanne sprach mit Bestimmtheit, und sie meinte offenbar aufrichtig, was sie sagte. Egal wie viele Leroni ihr versicherten, dass die seltsamen Ereignisse während Mikhails und Margueridas Abenteuer in der Vergangenheit auch tatsächlich stattgefunden hatten, sie wollte nicht glauben, dass ihr Enkel der legitime Spross einer echten Ehe war. Sie hatte sich auf den Gedanken versteift, Domenic sei nedestro, und nichts konnte sie davon abbringen.
Mikhail merkte, wie ihm der Mut sank, und er fühlte sich ein wenig krank. Er wollte Javannes Zustimmung und Unterstützung, und er fragte sich, wie sie ihn so sehr hassen konnte.
Aber vielleicht hasste sie auch gar nicht ihn, sondern nur den Umstand, dass sie ihn nicht beeinflussen, nicht zwingen konnte, ihren Plänen zu folgen. Doch sie hasste sein ältestes Kind und seine Frau, und das war beinahe unerträglich.
„Ihr begreift alle nicht und haltet mich für eine törichte alte Frau!“, rief sie gequält aus. „Regis kann nicht bei Verstand gewesen sein, als er Mikhail zu seinem Erben ernannte – das ist unmöglich! Mikhail muss seine Kräfte benutzt haben, um …“ Ihre Stimme verlor sich, und sie begann zu schluchzen.
Alle am Tisch wandten den Blick von Javannes zur Schau getragenem Leid ab und sahen Mikhail an. Dieser fühlte, wie ihm vor Verlegenheit und Wut die Röte in die Wangen schoss; seine Hände zitterten. Noch nie hatte ihm jemand offen vorgeworfen, er würde seine Matrix zu seinem persönlichen Vorteil einsetzen, auch wenn ihnen der Gedanke gelegentlich durch den Kopf gegangen war, wie er wusste. Das alte Dicatenas-Armband, das sein Handgelenk umspannte, klapperte gegen die Tischplatte, während er um

Weitere Kostenlose Bücher