Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
reicht!“ Rafael meldete sich erstmals zu Wort. „Ich habe nicht den Ehrgeiz, Darkover zu regieren, und mein Bruder Gabriel interessiert sich so wenig für Politik, dass er sich nicht einmal die Mühe macht, der Ratssitzung beizuwohnen.
Wenn Ihr noch ein Wort gegen meinen Bruder sagt, Dom Damon, dann schlage ich Euch mit Freuden die Zähne aus. Das würde ich seit Jahren gern tun.“ „Was – und mich um das Vergnügen bringen?“, fuhr Robert vom anderen Tischende dazwischen und entblößte die Zähne wie ein Wolf, der einen Rivalen herausfordert. Die Nachfolge wurde vor langer Zeit entschieden und ganz gewiss nicht in einem Moment der Geistesschwäche, wie Regis’ liebevolle Schwester es gern hinstellt. Jetzt ist wohl kaum die Zeit, über eine Änderung nachzudenken.“ Mikhail wurde kalt, als wäre gerade ein Wind aus den Hellers durch ihn hindurchgefahren. Er wusste seit langem, dass es Unmut gegen ihn gab, dass man ihn fürchtete, aber der unaufhörliche Hagel heftiger Gefühlsregungen gegen seine Person zehrte an ihm. Die Flamme der Verzweiflung loderte in ihm auf. Wie konnte er hoffen, die Domänen zu führen, wenn es ihm nicht einmal gelang, eine Ratssitzung zu steuern?
Plötzlich ertönte ein merkwürdiges Geräusch, und die großen Matrixfallen in der Decke des Kristallsaals läuteten wie Glocken. Alle sahen nach oben, und dann erfolgte eine Explosion aus Lärm und gleißendem Licht. Die glänzenden Steine zersprangen, regneten jedoch nicht auf den Tisch hinab, sondern stoben nach außen an die Wände des Raumes, wo sie in lauter kleine Scherben zerbrachen. Alle zuckten instinktiv zusammen, und Lady Marilla kroch im ersten Moment sogar halb unter den schützende Tischkante.
Mikhail hörte einen Schrei von den Wachen an der Tür und fühlte, wie Donal zu ihm stürzte. Der junge Friedensmann warf sich gegen Mikhails Schulter und versuchte ihn mit seinem Körper zu schützen. Mikhail spürte den warmen Atem seines Neffen im Gesicht.
Aus dem Nichts schien sich ein stürmischer Wind zu erheben, der an Kleidung und Haaren riss und die Schmetterlingsspangen der Frauen sowie die Messer der Männer davonfliegen ließ, als wären es Zweige. Mikhail bemerkte ein heftiges Zerren an seinem Handgelenk und beobachtete erstaunt, wie ihm der Handschuh von den Fingern gezogen wurde und sich wirbelnd in die Luft erhob. Ein kleiner Tornado stieg trichterförmig zur Decke auf, bevor er seitlich abbog und die aufgesammelten Gegenstände mit sich führte. Schließlich prallte der seltsame Wirbelwind an die entfernteste Wand, wo die Utensilien mit lautem Scheppern zu Boden fielen.
Die folgende Stille wurde nur durch lautes Keuchen und vereinzelte Schreie unterbrochen. Alle schienen so verblüfft zu sein, dass sie nur schweigend auf das Werk der Zerstörung starren konnten. Dann bebte Mikhails Ring am Finger und sandte Lichtstrahlen aus.
„Was für eine Hexerei ist das?”, rief Dom Francisco und zeigte auf Mikhails Hand.
Bevor jemand etwas sagen konnte, erhob sich eine leuchtende Wolke aus der Matrix und schwebte zur Mitte des Tisches. Dort verharrte sie etwa einen halben Meter über der Tischplatte und begann sich hypnotisierend an Ort und Stelle zu drehen. Mikhail sperrte staunend den Mund auf. Die übrigen Zuschauer waren ebenso verblüfft wie er, aber er war überzeugt, sobald sie sich ein wenig erholt hatten, würden sie ihm vorwerfen, ihnen einen Streich gespielt zu haben. Das Kältegefühl war verschwunden, aber er war jetzt wie benommen.
„IHR NARREN! ICH BIN NOCH NICHT EINMAL ANSTÄNDIG ZUR RUHE GEBETTET, SCHON VERSUCHT IHR MIT EUREM EHRGEIZ DAS GEWEBE DARKOVERS IN STÜCKE ZU REISSEN. SCHANDE ÜBER EUCH!“ „Vater?“ Obwohl die Lautstärke sehr viel gewaltiger war, als man sie zu Regis’’ Lebzeiten je vernommen hatte, war die Stimme unverkennbar.
„ES TUT MIR LEID, MEIN SOHN, DASS ICH NICHT RICHTIG LEBEWOHL GESAGT HABE. DER GEIST WAR WILLIG, ABER DAS FLEISCH WAR VIEL ZU MÜDE.“ „Wie bist du in Mikhails Matrix gekommen?“ Mikhail war froh, dass Dani die Frage stellte, denn ihn selbst schien das Sprachvermögen vorübergehend verlassen zu haben.
„VARZIL RIDENOW HAT MICH AUS DER OBERWELT GESCHICKT, DAMIT IHR ENDLICH AUFHÖRT, EUCH HIER WIE EIN HAUFEN STÖRRISCHER ESEL ZU BENEHMEN. DIE MATRIX KAM IHM ZU DIESEM ZWECK NUR GELEGEN. ICH GLAUBE, ER WAR SO WÜTEND DARÜBER, DASS SICH EIN ABKÖMMLING SEINER LINIE SO BENIMMT, WIE FRANCISCO ES EBEN GETAN HAT, DASS ER HANDELN MUSSTE, ABER GENAU WEIß ICH ES NICHT.

Weitere Kostenlose Bücher