Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
Wind. Der terranische Gepäckträger hielt seinen Wagen an, lud zügig ihr Gepäck ab und schlurfte durch den Torbogen zurück, als machte es ihn nervös, wenn er sich am Rand der Handelsstadt aufhielt. Er wartete nicht einmal auf ein Trinkgeld, was Herm ganz recht war, denn er hatte kaum noch Bares in der Tasche. Dann ging die Tür der Kutsche auf, und ein Mann, den Herm noch nie zuvor gesehen hatte, stieg aus.
Er war etwa in Herms Alter, untersetzt und mit fröhlichem Gesichtsausdruck, sein Haar war braun, und seine blauen Augen funkelten.
„Senator? Ich bin Rafael Lanart-Hastur. Lew Alton bat mich, Sie abzuholen. Er kann im Augenblick nicht weg. “Das Funkeln in seinen Augen verblasste ein wenig; offensichtlich bekümmerte ihn etwas, das er nicht aussprechen wollte. Er warf einen raschen Blick auf die terranischen Wachleute, die gut drei Meter entfernt standen. Herm erriet, dass sie nicht hören sollten, was er sagte, obwohl er darkovanisch sprach.
„Dann lernen wir uns also endlich kennen! Kate, das ist mein Schwager, der Mann meiner Schwester Gisela.“ Seine Stimme klang übertrieben herzlich und völlig unaufrichtig in seinen Ohren.
„Von mir aus kann er der König von Ys sein, Hauptsache wir kommen endlich aus dieser Kälte heraus!“ Sie fauchte ihre Worte in Casta, das sie von Herm gelernt hatte, dann schenkte sie Rafael Hastur ein strahlendes Lächeln, von dem ihr Mann immer dachte, es könnte die Welt in Brand setzen.
„Aber natürlich!“ Falls Rafael überrascht war, dass sie die Sprache beherrschte, ließ er es sich nicht anmerken, sondern bot ihr höflich den Arm an, ohne auf weitere Vorstellungen zu warten. Er half Katherine in die Kutsche, die Kinder krabbelten hinter ihr hinein. Der Kutscher lud bereits ihr Gepäck auf das Dach des Gefährts, und auch Herm suchte im Wageninnern Zuflucht vor dem Wind. Trotz ihrer Größe war die Kutsche mit fünf Personen ziemlich voll.
Helm und Rafael nahmen auf einer Bank mit dem Rücken zum Kutscher Platz, Katherine und die Kinder drängten sich auf der anderen zusammen. Rafael hob eine große Wolldecke vom Sitz neben ihm auf, entfaltete sie und reichte sie vorsichtig hinüber. Amaury nahm sie entgegen und breitete sie über ihre Beine, wobei er besonders eifrig seine Mutter einpackte, während das Rumpeln der Gepäckstücke, die auf das Dach getürmt wurden, kein Ende zu nehmen schien. Als es endlich vorbei war, hörte man, wie der Kutscher den Bock bestieg. Das Gefährt schaukelte, als die Pferde wendeten, und Herm sah durch das Fenster ein großes, heruntergekommenes Gebäude auf einer Seite des Platzes. Über dem Türsturz waren die Worte „John-Reade-Waisenheim“ eingemeißelt, die Fenster hatte man mit Brettern verschlagen, und es sah traurig und leer aus.
Tereses Augen wurden groß vor Staunen, als sie die Kutsche untersuchte. Sie kannte solche Fortbewegungsmittel nur aus ihren Geschichtstexten, und es gefiel ihr offensichtlich.
Die Kutsche war aus dunklem Holz gebaut, und auf dem Boden stand eine Meine Kohlenpfanne, die einen Geruch nach Rauch und ein wenig Wärme verströmte. Herm verfolgte, wie Terese die Hand ausstreckte und über das glatte Holz strich, dann zeigte sie ihr geheimes Lächeln. Wenigstens eine von ihnen hatte Spaß an der Sache.
Katherine holte tief Luft, zog ihren Allwettermantel fester um sich und schob die Hände unter die Decke. Dann sah sie ihren Mann und ihren Schwager an. „Findest du nicht, es wäre langsam an der Zeit, mir zu sagen, was verdammt noch mal eigentlich los ist, Hermes?“ Sie war zu Terranisch zurückgekehrt, ihre tiefe Stimme klang ruhig. Dennoch erkannte Herm die Gefahrenzeichen. Seine Frau war nie Furcht erregender, als wenn sie vernünftig wirkte. „In dieser Kutsche gibt es doch sicher keine Abhörgeräte.“
„Ja, das sollte ich wohl. Du warst wirklich sehr geduldig mit mir.“ „Ich bin nicht dumm“, fauchte sie, und ihre Wangen röteten sich auf sehr anziehende Weise. „Du weckst mich mitten in der Nacht, mit einem Blick, als … als wären die Teufelskatzen von Ardyn hinter dir her.“ Sie stockte und schauderte am ganzen Leib. „Dann befiehlst du mir zu packen, wir würden abreisen, weil man dich nach Darkover zurückgerufen hat. Wie hat man dich gerufen? Und wann?“
Hermes bemerkte, dass ihn die Kinder aus großen und neugierigen Augen musterten, und er spürte die leichte Erheiterung Rafaels neben ihm. Jedenfalls hat er keine furchtsame Frau geheiratet , kam der sarkastische

Weitere Kostenlose Bücher