Der Sohn des Verräters - 21
Gedanke.
„Auf dem Schiff konnte ich dir die Wahrheit wohl schlecht sagen, Katherine,“
„Aber jetzt kannst du es!“ Sie kämpfte gegen ihre Angst an, die sie, so gut es ging, mit Wut tarnte.
„Ich hatte Grund zu der Annahme, dass die Premierministerin im Begriff stand, den Senat und die Kammer aufzulösen, und ich hielt es für keine gute Idee, abzuwarten, bis es tatsächlich so weit ist.“ Er sprach in seinem vernünftigsten Ton, aber er merkte, dass Katherine sich nicht damit zufrieden gab – sie hatte ihren Zorn zu lange unterdrückt.
Rafael räusperte sich. „Es ist schon so weit – wir haben es gerade vor ein paar Stunden erfahren, nachdem wir von eurer Ankunft hörten. Alle Mitglieder des Senats und des Abgeordnetenhauses wurden verhaftet, glaube ich, darunter auch einige, die geschützte Planeten vertreten. Ich habe keine Informationen, was mit ihnen geschehen wird. Lew hatte nur wenige Minuten Zeit, mich zu unterrichten. Für mich hörte sich alles ziemlich verrückt an.“
„Was!“, brauste Katherine auf, ihre grauen Augen funkelten im düsteren Licht der Kutsche. „Wissen Sie das genau?“
Renney, ihre Heimatwelt, war ein geschützter Planet wie Darkover, und eine Base von ihr war Gesandte. Herm bedauerte, dass er Cara, die er mochte, nicht mehr hatte warnen können.
„So genau wie eben möglich, da ich es von Lew erfahren habe, und der hat es von Ethan MacDoevid, der im Hauptquartier arbeitet – das heißt, ich habe es nur aus dritter Hand.
Ich wünschte, Rafe Scott wäre noch im HQ … der könnte im Moment eine große Hilfe sein.“ Rafael Hastur zuckte die Achseln.
Rafe ist ein hervorragender Telepath und hätte sehr nützlich sein können.
„Dann wundert es mich, dass ich nicht verhaftet wurde, auch wenn Darkover geschützt ist.“ Herm stellte die Frage, von der er wusste, dass sie auch Katherine beschäftigte.
„Wir haben noch ein paar Sympathisanten im Hauptquartier sitzen, und Bestechung ist immer noch möglich“, antwortete Rafael knapp. Er wirkte jetzt irgendwie verhalten, und sein freundliches Gesicht sah düster und traurig aus. Regis hat sich eine verdammt unpassende Zeit für seinen Schlaganfall ausgesucht! Und ich weiß nicht, wie lange wir es noch geheim halten können.
Herm hörte den Gedanken und fuhr zusammen. Regis ist etwas zugestoßen! Die Worte klangen in seiner Erinnerung.
Dann hatte seine Vorahnung also gestimmt. Aber wessen Stimme hatte er über die Lichtjahre zwischen Darkover und Terra hinweg gehört? Seltsam. Tiefe Trauer um diesen Mann erfasste ihn, dem er persönlich nie begegnet war. Ein Schlaganfall – also war er zumindest nicht tot. Aber nach den aufgewühlten Gedanken seines Schwagers zu urteilen, rechnete man offenbar nicht mit einer Genesung. Das konnte doch nicht sein. Er konnte sich Darkover nicht ohne den weißhaarigen Monarchen vorstellen. Und Rafael wollte eindeutig nicht darüber sprechen.
Rafael räusperte sich wieder und fuhr fort. „Ich bin nicht mit allen Einzelheiten vertraut – Onkel Lew war ziemlich verschlossen.“ Er verzog das Gesicht zu einer komischen Grimasse. Man wird mir wegen Gisela nie völlig vertrauen. Sie haben mich nur deshalb hierher geschickt, weil Hermes mein Schwager ist und meine Anwesenheit kein Gerede zur Folge hat. Zur Hölle mit allen Aldarans! Er zuckte zusammen, als wäre ihm bewusst geworden, dass er seine Gedanken für alle, die hören konnten, praktisch herausschrie. Dann warf er Herm einen hilflosen Blick an. „Er hat mir nur gesagt, ich soll euch abholen und genügend Schmiergeld verteilen, damit man euch unter keinen Umständen verhaftet.“
Sichtlich erschüttert kauerte Katherine an der Wand des Gefährts. „Das ist Wahnsinn. Wieso hast du nicht irgendeine Möglichkeit gesucht, es mir zu sagen? Und woher hast du es gewusst, wenn es sonst niemand wusste?“ Ich weiß, er hätte es mir nicht sagen können. Warum benehme ich mich nur so unvernünftig? Gab es denn wirklich keine Möglichkeit, es anzudeuten … Nein. Hat er es überhaupt versucht?
Herm rutschte voll Unbehagen auf seiner Bank umher. Alle seine Lügengespinste würden nun auf ihn zurückfallen, viel eher, als ihm lieb war, wie es schien. Er hätte Katherine schon vor Jahren die Wahrheit sagen sollen, aber der richtige Moment für die Enthüllung war einfach nie gekommen. Das hatte er sich jedenfalls so eingeredet. Er würde lügen müssen schon wieder. Und er war so müde, dass er es kaum für möglich hielt. „Ich wurde von einer
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