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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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passierte. Darkover konnte es nun wirklich nicht gebrauchen, in einen Konflikt mit dem Ziel der gegenseitigen Vernichtung zu geraten.
Während die Kutsche über Kopfsteinpflasterstraßen ratterte, schaukelte der Wind das Gefährt hin und her. Sie fuhren die breiteren Straßen entlang, und Herm sah die offenen Läden der Geschäfte, verziert mit farbenfrohen Schildern. Sie kamen am Gerberweg vorbei, und der stechende Geruch von kochend heißen Bottichen mit Leder erfüllte die Enge der Kutsche. Terese verzog das Gesicht, sagte aber nichts. Amaury schaute aus dem beschlagenen Fenster, seine blauen Augen leuchteten vor Neugier und Interesse.
Schließlich meldete sich Katherine zu Wort. „Ich bin sicher, du hast das Beste getan, Hermes,“ sagte sie, und ihre Stimme klang erschöpft. Bis zu diesem Augenblick war ihm nicht bewusst gewesen, wie viel Katherine das Schweigen während der Reise abverlangt hatte. Was ist mit meiner Familie? Ich wünschte, wir wären dorthin gereist, statt auf diesen gottverlorenen Planeten – aber warum konnte mich Herm nicht irgendwie warnen? Nein, ich darf ihm keine Vorwürfe machen.
Er hat schon immer alles für sich behalten – ich wünschte, es wäre anders. Es ist nicht so, als hätte ich nicht gewusst, dass die Dinge schlecht standen, dass sich die Föderation an ihren Nähten aufzulösen begann. Ich habe nur nicht glauben wollen, wie schlecht es wirklich stand. Ich wollte es nicht wissen, obwohl ich in den Nachrichten ständig Dinge bemerkte, die mich erschreckten. Selbst bei der Rebellion auf Campta und den Unruhen auf Enoch. Und ich wusste nur, was mich die Föderation wissen lassen wollte! Jetzt muss ich das Beste daraus machen. Zumindest hat er mir ein wenig von der Sprache beigebracht, und die Kinder konnten nie unterscheiden, welche Worte von Renney stammten und welche von hier. Es ist so kalt! Was wird aus Nana und den anderen werden, wenn sie Truppen der Föderation im Pfarrhaus unterbringen wollen? Sie wird sie wahrscheinlich mit einem Fluch belegen oder ihnen etwas von ihren Zaubertränken ins Essen mischen. Nana mag sehr alt sein, aber ich denke, sie kann sich durchaus noch um sich und meine Schwester kümmern. Wann kommen wir an? Ich friere und ich bin so müde. Bestimmt geht es mir besser, wenn mir warm ist und ich erst einmal richtig ausgeruht bin.
Herm beugte sich vor und tätschelte Katherines Hand durch die Wolldecke. Sie öffnete die Augen und sah ihn einen langen Moment an, dann ließ sie die Hand unter der Decke hervorgleiten und umfasste sein Handgelenk. Sie spürte die Wärme seiner Haut. „Jetzt dauert es nicht mehr lange“, sagte er ruhig, als hätte er ihre unzusammenhängenden Gedanken gehört. Und vielleicht hatte er sie ja gehört, denn oft schien er zu wissen, was sie dachte, ohne dass sie ein Wort sagte. Nein, das war unmöglich! Er war nur sehr intuitiv. Was immer es war, es machte ihn zu einem guten Liebhaber. Bei ihrem einzigen Besuch auf ihrem Heimatplaneten hatte Nana gemeint, Herm habe das zweite Gesicht, und auch wenn sie das als den Aberglauben der alten Frau abtat, konnte sie nicht leugnen, dass ihr Gatte ein sehr ungewöhnlicher Mann war. Als Terese noch klein war, stand er oft auf, bevor das Kind zu weinen begann, lief zu ihrem Bettchen und hob sie genau in dem Moment an seine breite Schulter, in dem sich der rosa Mund zu einem Wehklagen rundete. Und er schien immer zu wissen, ob die Kleine nass oder hungrig war oder ob sie einfach nur gewiegt werden wollte.
Seit dem Tag, an dem sie sich zum ersten Mal begegneten, an dem er sie antraf, wie sie im Büro von Senator Kendal ein Porträt malte, war Katherine bewusst, dass Hermes Aldaran anders war als alle Männer, die sie kannte und die sie wahrscheinlich jemals kennen lernen würde. Seine Augen schienen alles zu sehen, bis hin zu Details, die sie selbst übersehen hatte. Sie fand ihn charmant und intelligent, aber auch geheimnisvoll, auf eine Weise, die sie nicht benennen konnte. Das hatte ihn fast unwiderstehlich gemacht.
Und nun, nach mehr als zehn Jahren, hatte sie immer noch das Gefühl, nicht sehr viel von ihrem Mann zu wissen. Sie wusste, er hatte mehrere Geschwister, seine Schwester Gisela und seinen Bruder Robert und noch weitere, die nedestro waren, was immer das bedeutete. Aber das war so ziemlich alles.
Anfänglich hatte er kaum von Darkover gesprochen und wenn, dann von gewaltigen Schneefällen, hohen Bergen und endloser Wildnis. Seine Kindheit war ihr ein ziemliches Rätsel,

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