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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Mir hat sie gefallen.“
    „Wieso?“ Der Dämon der Missgunst streckte seine Klauen aus, eifersüchtig auf alles und jeden.
    „Ähm … ich kann es nicht genau erklären. Sie ist müde und durcheinander – sie heißt übrigens Katherine – aber sie hat Haltung bewahrt. Ich habe die Fragen gehört, die sie ihm stellte, warum er sie und die Kinder weggebracht hat, und ihr ist so gut wie nichts entgangen, obwohl er sich alle Mühe gegeben hat, sich aus der Sache herauszuwinden.“ „Wenigstens das hat sich nicht geändert. Hermes … schwindelt gerne. Ich sollte wohl hinübergehen und sie begrüßen, oder?“
    „Wenn du dich dazu aufraffen kannst.“ Sie hörte die leise Kritik aus seinen Worten und zuckte zusammen – manchmal dachte sie, es wäre ihr fast lieber, wenn er sie schlagen würde.
    „Morgen reicht allerdings auch noch.“
    „Ja, dann morgen.“ Hübsch und klug – Gisela hasste die Frau praktisch jetzt schon.
    Mikhail Hastur stand langsam auf und streckte sich. Seine Wirbelsäule knackte hörbar in der Stille des Krankenzimmers, und Lady Linnea, die auf der anderen Seite des Bettes saß, blickte auf, sie sah abgespannt und erschöpft aus.
    Mikhail hatte seit Stunden völlig still dagesessen und sich auf die reglose Gestalt auf dem Bett konzentriert. Seine rechte Hand mit der großen Matrix in Form eines Ringes, die er von Varzil dem Guten bekommen hatte, schmerzte von der Energie, die er durch sie hindurchgetrieben hatte.
    Wie so oft, seit er im Besitz der Matrix war, hatte er sich eingebildet, Varzils ruhige Stimme zu hören, die durch die Zeit drang, um ihn zu beraten. Er konnte nie entscheiden, ob es nur an seiner eigenen Fantasie lag oder ob der längst verstorbene Laran tatsächlich durch die Matrix, die einst ihm gehört hatte, aus der Oberwelt zu ihm sprach. Nach fünfzehn Jahren spielte es keine Rolle mehr für Mikhail. Dennoch blieb es störend, die Worte im Kopf zu hören. Diesmal vermittelten sie weder Trost noch Ermutigung, sondern nur die sichere Erkenntnis, dass Regis Hastur im Sterben lag und dass Mikhail nichts tun konnte, um es zu verhindern. Er haderte mit der Grausamkeit des Schicksals, gern hätte er um den geliebten Mentor geweint, der nie mehr zu ihm sprechen würde, aber er war einfach zu müde. Die Brust des Mannes unter der Bettdecke hob und senkte sich noch, aber er atmete nur sehr flach, und Mikhail spürte, dass Regis’ Ende bevorstand. Er hätte viel dafür gegeben, wenn sein Onkel die Augen geöffnet und das vertraute Funkeln unter den Lidern hervorgeleuchtet hätte. Er wünschte, Regis würde sich aufsetzen und nach einer Chervinekeule und einem Fass Wein verlangen. Wenn Mikhail dieses Wunder zu Stande gebracht hätte, Lady Linnea hätte das Fleisch zweifellos mit ihren eigenen kleinen Händen aufgetragen.
    Diese törichte Vision verschaffte Mikhail einen Moment der Erleichterung, bevor ihm der Kummer erneut den Hals zuschnürte. Die Luft im Raum, die schwer nach glimmenden Kräutern und Kerzenwachs roch, ließ ihn plötzlich beinahe würgen. Er schluckte krampfhaft und fuhr sich mit den Fingern der linken Hand durch das lockige Haar. Dann starrte er düster auf seine Rechte, auf den Ring, und ballte sie zur Faust.
    Es war zum Verrücktwerden. Er hatte die letzten fünfzehn Jahre größtenteils damit verbracht, die Kunst des Heilens zu erlernen, möglichst viel über die Matrix herauszufinden, die er von Varzil dem Guten bekommen hatte, und dabei große Fertigkeiten entwickelt. Aber was war das alles wert, wenn es nicht ausreichte, seinen Onkel zu retten?
    Hatte er wirklich alles versucht? Mikhail zermarterte sich noch einmal das Gehirn, die Vergeblichkeit dieses Tuns vermischte sich mit seiner Müdigkeit. Ja, er hatte alles versucht, genau wie Marguerida, die ihre eigenen Talente in der Heilkunst besaß. Sie hatte außerdem sämtliche fähigen Heiler Thendaras hinzugezogen und zwei aus Arilinn. Der Körper war noch am Leben, aber Regis war kaum mehr in ihm.
    Mikhail wollte es nicht hinnehmen, er tobte innerlich wie ein Kind mit seinen dreiundvierzig Jahren. Er hatte Regis sein ganzes Leben lang gekannt und stellte plötzlich fest, dass er sich Darkover nicht ohne ihn vorstellen konnte. Seit Jahrzehnten bereitete er sich darauf vor, seinem Onkel nachzufolgen, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass es so unerwartet, so früh geschehen würde. Die alten Zweifel nagten wieder an ihm, Ängste, die er längst überwunden glaubte. Er war noch nicht bereit, Darkover zu

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