Der Sohn des Verräters - 21
sie, dass die Mitgliedswelten alles abliefern, was sie haben, und dafür auch noch Steuern zahlen. Die Heimatwelt und ein paar andere Planeten sind zu Schmarotzern bei der restlichen Föderation geworden.“
„Sie zahlen Steuern, wenn sie ihre Lebensmittel nach Terra schicken?“ Mikhail wusste, er war müde, aber er war sich nicht sicher, ob er seinen Schwiegervater richtig verstanden hatte.
„Ja.“
„Aber das ist doch Wahnsinn, Lew. Warum sollte irgendwer dafür bezahlen, dass man sein Getreide woandershin schickt?“ „Indem man der Bevölkerung mit Hilfe der Medien weismacht, dass sie einen Nutzen daraus zieht, wenn sie Steuern zahlt und gleichzeitig hungert.“ „Aber welcher Nutzen …?“
„Man redet den Leuten ein, dass sie durch die Steuern, die sie für den Unterhalt der Raumwaffe zahlen, vor einem imaginären Feind geschützt sind – Aliens, die ohne Frage am Himmel auftauchen werden, um sie zu erobern. Sie sehen nicht, dass der wahre Feind mittlerweile die Föderation selbst ist. Es gibt inzwischen Waffen, die einen Planeten binnen Stunden in flüssige Schlacke verwandeln können, Dinge, die für die Verteidigung gegen diese Phantomrasse entwickelt wurden, aber tatsächlich dafür eingesetzt werden, die Mitgliedswelten auf Kurs zu halten, Das Einzige, was verhindert, dass die ganze Situation in völliges Chaos ausufert, sind die enormen Kosten solcher Dinge – es kostet einen hübschen Batzen, eine Flotte von Schiffen loszuschicken, damit sie einen Planeten zerstört, ganz zu schweigen davon, dass es ein politisches Armutszeugnis darstellt. Es ist sehr schwer, etwas so Monumentales aus den Nachrichten herauszuhalten, und es macht die anderen Welten eher nervös statt gehorsamer. Die Föderation ist zu einer Art Schulhoftyrann geworden, der die kleineren Kinder verprügelt, nur weil er es kann. Und bis jetzt hat die Existenz des Senats und der Abgeordnetenkammer solchen hirnlosen Unternehmungen Beschränkungen auferlegt.“
„Glaubst du, dass dann Elitetruppen der Föderation Thendara besetzen?“ Mikhail sagte es halb im Spaß.
„Ich hoffe, nicht. Und eigentlich erwarte ich keinen solchen Anschlag, es sei denn, jemand kommt zu dem Schluss, dass Darkover strategische Bedeutung hat. Nein, die größte Gefahr besteht darin, dass die Föderation zerbricht und dass sich Splittergruppen mit jeweils eigenen Ambitionen nach Macht und Vorherrschaft bilden. Ein planetarischer Gouverneur oder irgendein Provinzkönig mit ein paar erbeuteten Schlachtschiffen könnte ernsthaft zum Problem werden. Oder – noch schlimmer – ein Admiral der Truppe entschließt sich zur Meuterei und zieht los, um seinen eigenen Profit zu machen.“ Lew Altons Miene hatte sich verdüstert.
„Wissen die Terraner das?“
„Manche von ihnen sicherlich. Es gibt Leute in der Föderation, die im Lauf der Jahre wahrscheinlich ebenso darüber nachgedacht haben wie ich. Das ist Problem ist jedoch, dass diese Leute keine Macht haben und keine Politik machen. Es ist wahrscheinlich der Albtraum des Generalstabs, dass es einem Planeten gelingen könnte, genügend Waffen in die Hand zu bekommen, um die Sicherheit Terras zu bedrohen. In den letzten fünfzehn Jahren gab es ein paar Aufstände, Planeten, auf denen das Volk rebellierte oder wo der Gouverneur auf eigene Faust handelte. Sie wurden gewaltsam niedergeschlagen, jedoch noch mit so viel Zurückhaltung, dass die Dinge nicht völlig aus dem Ruder liefen. Auch hier war es wieder dem Senat zu verdanken, dass es nicht so weit kam, er hat die Regierungschefin und den Generalstab davon abgehalten, auf zu vielen Welten einen offenen Krieg zu beginnen. Aber ich glaube, du solltest mit Herm reden, denn der hat neuere Informationen als ich.“
„Ja, muss ich wohl. Ich fühle mich einfach noch nicht bereit. Alle Leute erzählen mir seit Jahren, wie mächtig ich bin, weil ich diesen verfluchten Ring besitze“, sagte Mikhail und ballte die Finger im Handschuh zur Faust. „Aber ich fühle mich nicht mächtig. Ich habe weder Regis’ Charme noch seine Schläue und auch nicht seine Erfahrung, obwohl ich mich bemüht habe, möglichst viel von ihm zu lernen.“
„Du wirst deine Sache sehr gut machen, Mikhail. Regis war davon überzeugt, und ich bin es auch.“
„Ich bin froh, dass ich dich als Berater habe, Lew, und Herm ebenfalls. Und vor allem bin ich froh, dass ich nicht über die Aldaran-Gabe verfüge, denn ich glaube, wenn ich in die Zukunft sehen könnte, hätte ich zu viel Angst, um
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