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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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überhaupt noch etwas zu tun. Ich würde gewiss viel geben, wenn ich ein wenig von meiner jugendlichen Sicherheit hätte, anstatt dieser vielen Zweifel.“
„Wenn du keine Zweifel hättest, Mikhail, wäre ich sehr besorgt.“
„Das ist selbst für deine Verhältnisse eine komische Aussage.“ Lew war auf ganz Burg Comyn berüchtigt dafür, dass er die empörendsten Ansichten äußerte, als wären es die größten Gemeinplätze.
„Ein Mann, der sich seiner absolut sicher ist, ist viel gefährlicher als einer, der Zweifel hegt. Robert Kadarin war so ein Mann und der alte Dyan Ardais ebenfalls. Sie haben einen hohen Preis für ihren Stolz gezahlt und diese Welt dabei fast zu Grunde gerichtet. Du bist ein besonnener Mensch, und das ist genau das, was wir im Augenblick brauchen.“
„Danke für dein Vertrauen. Es bedeutet mir sehr viel, gerade jetzt.“ Er war zu müde, um weiter über die Zukunft nachzudenken. Sie war zu bedeutend und sehr Furcht erregend. Er musste das Thema wechseln, über belanglosere Dinge reden.
„Du sagst, Herm hat seine Familie mitgebracht? Hast du sie schon getroffen? Hat man sie auch anständig versorgt?“
„Ich habe auf dem Weg zu dir kurz vorbeigeschaut und sie begrüßt. Da ich das Gefühl hatte, ich sollte die Burg nicht verlassen, habe ich sie von Rafael abholen lassen, und ich glaube, er war froh, weil er auf diese Weise den Klauen Giselas eine Weile entrinnen konnte. Herms Frau, Katherine, ist sehr hübsch, sie stammt von Renney, hat pechschwarzes Haar und ein kräftiges Kinn. Sie hat einen Sohn namens Amaury aus ihrer ersten Ehe – sie ist verwitwet – und sie und Herm haben auch noch eine Tochter, Terese. Ein hübsches Mädchen, und sie sieht Marguerida als Kind so ähnlich, dass es mir einen Stich ins Herz versetzte. Sie sind alle erschöpft, und ich vermute, Katherine und die Kinder sind einigermaßen verängstigt von der Aussicht, den Rest ihres Lebens im Exil auf Darkover zu verbringen. Herm dagegen ist anscheinend froh, wieder daheim zu sein – und ich verstehe sehr gut, wieso!“
„Renney? Wieso kommt mir dieser Planet so bekannt vor?“
„Weil Korniel, einer von Margueridas Lieblingskomponisten, vor langer Zeit dort zur Welt kam. Es ist ebenfalls ein geschützter Planet und hat schon zahlreiche Aufstände und Rebellionen erlebt. Es gibt dort eine starke Bewegung der so genannten Separatisten, die von Zeit zu Zeit Ärger machten, als ich noch im Senat war. Renney wurde vor mehreren hundert Jahren von Kolonisten aus Avalon, Neukaledonien und einigen anderen Plätzen besiedelt, und damit ist mein Wissen über den Planeten auch schon erschöpft, außer dass er sehr schön sein soll.“
„Ich muss sie willkommen heißen.“ Regis hätte bestimmt gewollt, dass er sie begrüßte. Abgesehen davon hatte er Herm seit Jahren nicht gesehen und wollte sich mit dem alten Knaben neu bekannt machen. Aber angewidert musste Mikhail feststellen, dass er beim besten Willen nicht einmal diese kleine Höflichkeitsgeste in Angriff nehmen konnte.
Lew schüttelte den Kopf. „Was du jetzt brauchst, ist ein Bad, ein wenig Schlaf und vielleicht eine anständige Mahlzeit. Marguerida hat die Aldarans mit allem versorgen lassen, und sie plant für morgen Abend ein Essen für sie. Bis dahin hast du nichts weiter zu tun, als dich auszuruhen. Burg Comyn wird ganz gut ein, zwei Tage ohne dich auskommen. Die Welt ist mit Regis’ Tod nicht stehen geblieben.“
„Mag sein, aber warum fühlt es sich dann so an?“ Beide Männer hatten Tränen in den Augen, als sie sich erhoben. Lew blies die Kerzen aus und dämpfte das Feuer. Dann standen sie noch eine Weile Schulter an Schulter, vereint in dem Wunsch, ihre Welt durch die schweren Zeiten zu führen, die vor ihnen lagen. Schließlich öffnete Donal die Tür, und sie verließen den Raum.

4
    Lyle Belfontaine, der Stützpunktleiter im Hauptquartier auf Cottman IV, lehnte sich in dem harten und unbequemen Sessel zurück und blickte durch das große Fenster nach Westen in Richtung der Nachmittagssonne, die sich fast ganz hinter einigen wässrigen Wolken versteckte. Es würde bald regnen, oder vielleicht fiel auch ein wenig Schnee. Von seinem Büro aus konnte er all die schmucklosen, viereckigen Gebäude sehen, aus denen der Komplex des Hauptquartiers bestand – den Stromgenerator, die Kaserne, das Krankenhaus und alles übrige. Es war in seinen Augen eine gute Aussicht, denn er sah nichts von der einheimischen „Stadt“ Thendara selbst. Das war ihm sehr

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