Der Sohn des Verräters - 21
recht. Er verabscheute die Stadt und ihre Bewohner, und ganz besonders verabscheute er Regis Hastur und all die anderen aufsässigen Oberhäupter der Domänen. Nichts, was er in all den Jahren seiner Verbannung auf diesem gottverlassenen Planeten getan hatte, hatte eine erkennbare Wirkung auf sie gehabt, und er hasste es, nicht wahrgenommen zu werden.
Nach einigen Minuten fruchtlosen Grübelns drehte sich Belfontaine um und nahm das dünne Fax zur Hand, das auf seiner ansonsten leeren Schreibunterlage lag. Er las es noch einmal, äußerst bestürzt und ungläubig. Unglücklich rutschte er auf seinem Stuhl hin und her, der für einen wesentlich größeren Mann gedacht und am Boden festgeschraubt war.
Schon mehrmals hatte er einen neuen angefordert, aber nie war einer gekommen. Der Stuhl schien ihm symptomatisch für alles zu sein, was seiner Ansicht nach zurzeit in der Föderation schief lief – zu unbeweglich und die falsche Größe.
Er verzog unzufrieden das Gesicht, und die Narbe, die er von der katastrophalen Geschichte auf Lein III übrig behalten hatte, juckte auf Stirn und Wange. Belfontaine hätte sie entfernen lassen können, aber er hatte sich entschieden, es nicht zu tun. Sie ließ ihn seiner Meinung nach gefährlich und Respekt heischend aussehen. Und sie war eine Mahnung daran, wie er bei der Föderation in Ungnade gefallen war, an seine Versetzung auf diesen rückständigen Planeten mit seinem erbärmlichen Klima und an sein vollständiges Scheitern hinsichtlich der Pläne, die ihm vor seiner Ankunft hier vorgeschwebt waren. Er war entschlossen gewesen, zu tun, was vorher niemandem gelungen war – Cottman IV der Föderation auf dem Silberteller zu präsentieren. Aber bislang hatte er keinen Erfolg gehabt, nicht einmal ansatzweise. Wenn er doch nur nicht gezwungen wäre, durch Untergebene zu handeln und mit dummen, widerspenstigen Leuten wie Lew Alton zu arbeiten. Wenigstens war er Captain Rafe Scott losgeworden, hatte ihn zum Abdanken gezwungen. Sollte er doch seine Bergsteigerexpeditionen in den Hellers machen – hoffentlich brach er sich dabei den Hals oder erfror. Tatsächlich wäre es eine große Freude für ihn, wenn die ganze Bevölkerung zu Eiszapfen gefröre. Der Planet war bestenfalls unbedeutend, aber wenn es keine Einheimischen gäbe, könnte man ihn kolonialisieren und Belfontaine zumindest zum Generalgouverneur ernennen.
Doch nun war alles zunichte gemacht, worauf er gehofft hatte! Das gesamte Personal der Föderation hatte Befehl zum Abzug von Cottman, innerhalb von nur dreißig Tagen. Er schüttelte den Kopf und fuhr sich nervös durchs ergrauende Haar, dann knüllte er das Fax zusammen und warf es in Richtung Müllschlucker. Es flog zu kurz und landete auf dem Boden. Dort lag die zerknitterte Nachricht dann und verhöhnte ihn. Seine Chance auf Wiedergutmachung, auf neue Gunst, sie schwand dahin, und das alles wegen Premierminister Nagy und ihrem rücksichtslosen Ehrgeiz! Vielleicht handelte es sich um einen Irrtum. Das war nicht der richtige Zeitpunkt für einen Rückzug der Föderation!
Er brauchte nur ein weiteres Jahr – höchstens zwei –, und der Titel des Generalgouverneurs wäre ihm gewiss. Es war natürlich nicht so, dass er damit am Ziel gewesen wäre. Gouverneur eines Planeten wie Cottman IV zu sein, stellte seinen Ehrgeiz nicht zufrieden, aber es wäre immerhin ein Anfang gewesen. Er war überzeugt, es hätte sich als Sprungbrett zu einer besseren Position nutzen lassen, auf einem Planeten, auf dem er wirklich Macht und Einfluss ausüben konnte. Cottman dagegen war der wertloseste Felsbrocken, den er je ge sehen hatte.
Mann, wie er diesen Planeten hasste! Manchmal träumte er davon, ein Angriffsgeschwader einfliegen und diese Welt zu einem Klumpen radioaktiver Magma schießen zu lassen, die in der Leere des Alls vor sich hin dampfte. Das schien ihm das passende Schicksal für einen so verdammt kalten Ort zu sein, wo die dreckigen Eingeborenen die Hölle für einen Gefrierschrank hielten. Es war nur eine Fantasie, eine sinnlose dazu, aber der Gedanke verhinderte, dass er den Verstand verlor.
Oder wenn das nicht ging, sehnte Belfontaine zumindest eine Eingreiftruppe herbei. Er hatte sich größte Mühe gegeben, eine Lage zu schaffen, die einen entsprechenden Befehl gerechtfertigt hätte, damit man ihm wenigstens ein paar Regimenter Elitesoldaten zur Verfügung stellte, um „die Ordnung wiederherzustellen“. Das hatte auf anderen Welten sehr gut funktioniert, selbst
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