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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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für die Unsterblichkeit verkaufen, wenn er noch an Seelen, Götter oder dieses ganze Gewäsch glauben würde. Aber wenn er keinen Weg fand, Cottman in der gesetzten Frist in die Hand zu bekommen, ein Mittel, die Regierung, so wie sie jetzt war, zu destabilisieren, würde er sich auf dem nächsten Hinterwäldlerplaneten wiederfinden und sich niemals die erforderlichen Medikamente leisten können. Er ging auf die sechzig zu, hatte dreißig Jahre Dienst in verschiedenen Zweigen der Föderation hinter sich und würde die Behandlung bald brauchen. Aber der Preis war in den letzten zehn Jahren gewaltig gestiegen, was er merkwürdig fand.
    Da er aus einer Unternehmerfamilie stammte, besaß er ein Grundverständnis von Ökonomie und wusste, dass die LVMedikamente eigentlich mit der Zeit billiger werden müssten statt teurer. Irgendwer machte eindeutig einen Riesenprofit bei der Sache. Aber Belfontaine Industries hatte nichts mit pharmazeutischen Produkten zu tun, deshalb konnte er nur wütend spekulieren.
    In einem ungeheuerlichen Vorstellungsgespräch mit seinem Vater war ihm gesagt worden, dass es ihm an der nötigen Geistesverwässung für das riesige Imperium von Belfontaine Industries mangelte. Andernfalls säße er jetzt nicht auf Cottman IV, sondern würde irgendeinem Planeten die geschmolzenen Eingeweide entreißen, wie sein Bruder Gustav, der das Rohmaterial für die Raumkreuzer und Schlachtschiffe produzierte, welche die Föderation so fleißig baute.
    Nie würde er den Tag vergessen, an dem ihm sein Vater mitteilte, dass es bei BE keinen Platz für ihn gab, dass die firmeninternen Psychotests ermittelt hatten, er sei ungeeignet für eine Position im Unternehmen. Wenigstens hatte man ihm nicht die unaussprechliche Beleidigung einer Fabrikleitung angetan. Er erinnerte sich lebhaft, wie er vor dem riesigen Schreibtisch gestanden hatte, hinter dem sein Vater thronte, und auf die Mitteilung wartete, man werde ihn als Abgeordneten eines der vielen Planeten, die der Gesellschaft gehörten, in die Legislative der Föderation schicken. Das war die übliche Laufbahn für alle, die nicht in das Unternehmen eintraten.
    Aber offenbar war er auch dafür nicht geeignet. Er spürte immer noch den Schock über die Worte seines Vaters, das Kribbeln auf der Haut und das Schrumpfen seiner Hoden. „Wir können nichts für dich tun, Lyle. Und wir werden dich keinesfalls durchfüttern – in dieser Familie gibt es keine Tunichtgute. Ich denke, die einzige Möglichkeit für dich ist der Dienst in der Föderation – logischerweise nicht im militärischen Bereich, da gibt es zu viele potenzielle Interessenkonflikte, die für die Gesellschaft peinlich sein könnten. Und Belfontaine Industries kommt natürlich an erster Stelle, ich weiß, du verstehst das. Aber irgendeinen Posten wirst du schon finden. Das ist alles – ich habe in dreißig Sekunden eine HoloKonferenz.“ Wie betäubt hatte er seine Entlassung ohne ein Wort des Widerspruchs hingenommen und war aus dem Büro gegangen. Dienst in der Föderation! Das war etwas für Leute, die woanders keinen Erfolg haben konnten – die unfähig waren!
    Man hatte ihn dazu erzogen, den Dienst zu verachten, und nun befahl man ihm, sich dafür zu bewerben. Er hätte gern kehrtgemacht und Augustine Belfontaines glatte, medizinisch jung gehaltene Gesichtszüge zu Brei geschlagen. Aber sein Vater war groß und stark, im Gegensatz zu Lyle. Er hatte den Mann nie wieder gesehen und versucht, seine seelischen Wunden mit Intrigen zu lindern; sie sollten noch alle bereuen, dass sie ihn so schlecht behandelt hatten.
    Seltsamerweise war ihm der Dienst eigentlich ganz gut bekommen, nachdem er die ursprüngliche Kränkung einmal überwunden hatte. Er entdeckte, dass er ein gewisses Geschick für Verwaltungsarbeit besaß – da konnte man sehen, was diese Psychotests wert waren. Er hatte sich rasch nach oben gearbeitet, bis er diesen dummen Fehler auf Lein III machte. Er hätte nie versuchen dürfen, einen planetarischen Herrscher zu stürzen, vor allem nicht mit Hilfe von Sprengstoff, der sich bis zu seinem Büro zurückverfolgen ließ. Und die falschen Berichte, die er an Alpha geschickt hatte, waren als ebensolche enttarnt worden. Er hatte noch Glück gehabt, dass er Cottman IV zugesprochen bekam. Bei weniger guten Beziehungen hätte er auch als Leiter einer Strafkolonie enden können – oder schlimmstenfalls gar als Insasse von einer.
    Inzwischen war er klüger, und er wusste, was er bei seinem

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