Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
Hintergrundwissen in Sachen Informationstechnologie und Propaganda mit nur einem Medienschirm und der richtigen Sorte Unterhaltung auf Cottman hätte bewerkstelligen können. Mit Sicherheit hätte er die Bewohner Thendaras in weniger als einem Monat so weit in Rage gebracht, dass sie die Burg mit Mistgabeln und Knüppeln gestürmt hätten. Nach dem Zwischenfall auf Lein III war er in den Sicherheitszweig der Föderation gewechselt, der Außenposten wie diesen verwaltete, und stellte fest, dass es ihm dort sehr gefiel. Gut, er hatte nie eine Waffe benutzt, auch wenn er sich gelegentlich ausmalte, was er mit einem Flammenwerfer alles anstellen könnte. Liebend gern hätte er seinen Vater abgefackelt, der mit über neunzig noch immer Belfontaine Industries leitete, Lew Alton und noch ein paar andere Leute. Aber er verabscheute Soldaten fast ebenso sehr wie erbliche Herrscher vom Schlage eines Regis Hastur. Sie waren nur Verfügungsmasse, wie die Arbeiter in den Fabriken seines Vaters. In den seltenen Augenblicken der Selbstprüfung wurde ihm bewusst, dass in dieser Haltung ein Fehler steckte, und gelegentlich fragte er sich, ob die Psychotests der Finna diesen Makel aufgedeckt hatten und ob ihm deshalb sein rechtmäßiger Platz im Unternehmen verweigert worden war.
    Aber es war nicht seine Schuld! Leute wie Lew Alton, die ihre eigene Macht bewahren wollten, verhinderten doch, dass die Föderation ihr Schicksal erfüllte, nämlich alle Planeten mit eiserner Hand zu regieren. So war es nun einmal vorgesehen. Aber nein, stattdessen behaupteten sie hartnäckig, sie seien mit ihren eigenen Sitten und Gebräuchen rundum zufrieden, und sahen nicht ein, dass sie das Unvermeidliche nur hinausschoben. Wie sollte ein kleiner, rückständiger Planet es auf Dauer mit den Terranern aufnehmen? Und er, Lyle Belfontaine, wollte der Mann sein, der Cottmans geschützten Status zertrümmerte und sie in die Föderation brachte, wo ihre rechtmäßigen Herren sie dann schon Folgsamkeit lehren würden!
    Es ärgerte ihn zutiefst, dass sie bislang widerstehen konnten, denn es traf ihn in seinen wenigen aufrichtigen Überzeugungen. Dies waren einfache Dinge – Pflichtgefühl, Treue und Gehorsam –, und darüber hinaus wusste Belfontaine nur, dass es die Bestimmung der Föderation war, das Leben von mehreren Billionen Menschen auf Hunderten von Planeten vollständig zu beherrschen. Alles darunter war nicht akzeptabel und regelrecht undenkbar. Die Föderation war die beste Struktur, damit alles glatt und effizient lief, was für ihn bedeutete, dass die großen Gesellschaften wie Belfontaine Industries tun konnten, was sie wollten, um zu überleben und einen Profit aufzuweisen. Das hatte man ihm so beigebracht, seit er denken konnte, und nichts hatte diese Überzeugung je wieder aus seinem Kopf vertrieben.
    Ihm war klar, dass dies manchmal Schmerz und Leid verursachte. Aber im Großen und Ganzen gesehen, spielte es für ihn keine Rolle, ob ein paar Millionen rückständige, dumme Menschen hungerten, wenn man dafür jene Billionen auf den besser entwickelten und aufgeklärteren Planeten ernähren konnte. Schließlich waren Menschen ein disponibler Rohstoff.
    Natürlich nicht Leute wie er, die dazu auf der Welt waren, wichtige Entscheidungen zu fällen und die Zukunft zu gestalten. Die Bauern, Kaufleute und Soldaten, die namenlose Masse – auf die kam es nicht an. Selbst lokale Größen wie Regis Hastur waren Verfügungsmasse. Wenn er diesen eingebildeten Wicht doch nur loswerden könnte, den Rest der Bande würde er dann wahrscheinlich mühelos erledigen.
    Lyle seufzte. So angenehm die Vorstellung auch war, einen Sprengsatz unter Burg Comyn zu legen und sie in tausend Stücke zu sprengen, er würde es lieber bleiben lassen. Selbst in ihrem gegenwärtigen Zustand der Auflösung herrschte noch so viel Ordnung in der Föderation, dass man Fragen stellen und einen Untersuchungsausschuss einrichten würde, wenn so etwas passierte. Und das hätte höchstwahrscheinlich neue Ungnade zur Folge. Es wäre unmöglich, die Sache den Einheimischen selbst anzuhängen – dazu waren sie technisch nicht in der Lage. Niemand würde glauben, dass ein Eingeborener ins Hauptquartier gelangt war, eine scharfe Ladung und einen Zeitzünder gestohlen und sich das Wissen angeeignet hatte, wie man beides richtig benutzt. Ein paar von ihnen könnten es vielleicht, wie Rafe Scott, der bis zu seinem Abschied jahrzehntelang im HQ ein und aus gegangen war, aber nicht einmal Lyle

Weitere Kostenlose Bücher