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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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die Zeit. Und Regis hätte gewollt, dass Mikhail weitermachte und dafür sorgte, dass alles reibungslos funktionierte. Er wünschte nur, das wäre einfacher.
    Gleichzeitig freute er sich darauf, Hermes Aldaran nach so vielen Jahren wieder zu sehen und seine Frau und die Kinder kennen zu lernen. Es war richtig von Lew gewesen, dass er Mikhail am Vortag ins Bett geschickt und darauf bestanden hatte, dass er sich eine Weile zurückzog, aber der junge Mann hatte trotzdem ein schlechtes Gewissen, weil er nicht in die Storn-Suite gegangen war, um die Aldarans persönlich zu begrüßen. Er hatte die ganze Zeit niemanden außer seiner Frau und den Kindern zu Gesicht bekommen, und schon das war ihm schwer genug gefallen, Domenic, sein Erstgeborener und Erbe, schien tief berührt und irgendwie zornig zu sein. Das war verwirrend, aber Mikhail hatte im Augenblick nicht die Energie, sich damit zu beschäftigen. Er wusste, dass er seinem Jungen lieber keine Fragen stellte. Domenic war ein stilles Kind gewesen, und er war nun ein äußerst zurückhaltender junger Mann. Rhodri, sein zweiter Sohn, ließ sich nicht davon abbringen, wahrhaft fürchterliche Scherze zu machen, als könnte er die allgemeine Düsternis nicht ertragen, die sich über Burg Comyn gelegt hatte. Es war ihm gelungen, alle Leute zu verärgern, seine Schwester Yllana, seine Pflegeschwester Alanna und selbst Ida Davidson, die sich normalerweise vom Benehmen Heranwachsender in keiner Weise erschüttern ließ. Sogar Marguerida, die Rhodris Mätzchen sonst lustig fand, war kurz davor, wie sie sagte, den Dreizehnjährigen nach Nevarsin zu schicken, wo die Cristoforo-Mönche ihm Manieren beibringen würden. Rhodri grinste nur, nicht im Geringsten eingeschüchtert von dieser Drohung, wie ihm auch sonst kaum etwas Angst machte. Es war ein Jammer, dass er noch nicht alt genug für die Kadettengarde war, denn selbst Mikhail musste einräumen, dass es seinem Zweitältesten arg an Disziplin mangelte.
    Alanna Alar befand sich bereits im Speisesaal. Ihr kastanienbraunes Haar glänzte wie pures Kupfer, ihren grünen Augen entging nichts. Sie war ein unruhiger Säugling und ein nervöses Kind gewesen und war nun zu einer wachen und ruhelosen Jugendlichen erblüht. Mikhail lächelte ihr quer durch den Raum zu, und zu seiner Freude lächelte sie zurück. Mikhail mochte seine Nichte sehr, aber er musste zugeben, dass er sie auch ziemlich unheimlich fand. Erleichtert stellte er nun fest, dass sie guter Laune war. Yllana war vollkommen untröstlich über Regis’ Tod gewesen, Alanna hingegen gab sich fast schon gleichgültig, was durchaus seltsam war, da sie ihrem Großonkel sehr nahe gestanden hatte. Mikhail nahm an, der Schock hatte sie betäubt, und sobald dieser nachließ, würde sie ihre gegenwärtige Ruhe mit einer doppelten Portion der Hysterie wettmachen, für die sie auf Burg Comyn wohl bekannt war. Es stand für ihn so gut wie außer Frage, dass sie etwas von der psychischen Labilität geerbt hatte, die so manchem Elhalyn zum Verhängnis wurde, und er konnte nur dankbar sein, dass sie lediglich nervös und reizbar zu sein schien und nicht eindeutig verrückt, wie es einige ihrer Verwandten gewesen waren. Vielleicht gab es sich sogar mit der Zeit. Mikhail hoffte es, denn er mochte das Mädchen wirklich sehr.
    Sie war eine außerordentlich schöne junge Frau und sich dessen auch bewusst. Soeben hatte sie den ersten Teil ihrer Ausbildung in Arilinn abgeschlossen, wo man ihr starkes und bemerkenswertes Laran hoffentlich so schulen würde, dass es sich beherrschen ließ. Sie war bereits telekinetisch veranlagt und besaß die Gabe einer Feuerstarterin, eine potenziell tödliche Kombination und so selten, dass sie schwer zu begrenzen war. Außerdem hatte sie ein hitziges Temperament, was sie äußerst gefährlich machte. Mikhail sorgte sich mehr um seine Nichte als um seine eigenen Kinder, denn ihre lebhafte Veranlagung erinnerte ihn zu sehr an einige Elhalynkinder, vor allem an Vincent. Sie hatte einiges vom Egoismus des inzwischen Verstorbenen, wenngleich nichts von seinen tyrannischen Neigungen.
    Mikhail sah, dass Domenic Alanna zulächelte; wie immer lebte er auf, wenn seine schwierige Base und Pflegeschwester in der Nähe war. Die beiden waren acht Monate auseinander; und Alanna wohnte seit ihrem fünften Lebensjahr auf Burg Comyn. Sie waren fast wie Zwillinge und hatten die unheimliche Fähigkeit, einander entweder aufzuheitern oder in trübe Stimmungen zu versetzen, die

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