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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Comyn. Ich wünschte, bei eurer Ankunft wäre es ein bisschen weniger hektisch zugegangen, und ich entschuldige mich, weil ich euch nicht früher begrüßt habe. Ehrlich gesagt, hat man mich ins Bett geschickt, wenn auch zum Glück nicht ohne Abendessen.“ Mikhail bemühte sich, freundlich zu sein, um die allgemeine Verlegenheit zu überspielen.
    „Korniel! Sind Sie zufällig mit dem Komponisten gleichen
    Namens verwandt?”, fragte Marguerida.
„Er war mein Großonkel”, antwortete Katherine.
Marguerida unterdrückte ein lebhaftes Interesse, das ihre
    Augen funkeln ließ. Sie streckte beide Hände, die wie immer in Handschuhen steckten, zum Gruß aus. „Wo bleiben meine Manieren! Wie geht es euch nach der langen Reise?“ Sie hielt inne und wartete auf eine Antwort von Hermes, und als keine kam, fuhr sie fort: „ Domna Katherine, das ist Mikhail Hastur, mein Mann, und das sind meine Kinder Domenic, Rhodri und Yllana. Yllana wie wär’s, wenn du Terese nimmst und ihr einen Becher Beerensaft besorgst. Oder verdünnten Wein, wenn Sie erlauben, Katherine.“ „Ich glaube, ein bisschen verdünnter Wein kann nicht schaden – aber nicht zu viel, Terese”, antwortete Katherine in einem tiefen Alt und mit vor Anspannung belegter Stimme.
    Bei einem Blick über Katherines Schulter hinweg las Mikhail eine leichte Enttäuschung in Giselas Gesicht. Sie war jetzt rundlicher denn als junges Mädchen, im Gegensatz zu Marguerida hatten die Schwangerschaften sie um die Taille zunehmen lassen, und ihr Gesicht hatte einiges von seinem früheren Liebreiz verloren. Mikhail musterte sie streng, und sie machte ihm die Freude, leicht zu erröten. Katherine bemerkte seinen Gesichtsausdruck und riss überrascht die Augen auf; offenbar dachte sie, sein zorniger Blick gälte ihr.
    Doch dann wandte sie rasch den Kopf, bemerkte Giselas Erröten und drehte sich mit einem strahlenden Lächeln wieder zu Mikhail um.
    Yllanas hellblaue Augen glitzerten, und sie lächelte dem fremden Mädchen rasch zu. Terese grinste erleichtert zurück, offensichtlich froh, dem Machtbereich ihrer Eltern entfliehen zu können und gleichaltrige Gesellschaft zu haben. Die beiden Mädchen schlüpften davon, als würden sie sich schon tagelang kennen, und Mikhail spürte, dass Yllana ebenfalls froh war, außer Hörweite aller Erwachsenen zu sein.
    Rhodri verbeugte sich sittsam vor Katherine, seine Augen funkelten vor Übermut. „Komm, Amaury – die Erwachsenen brauchen uns nicht um sich herum. Domenic und ich beantworten gern deine Fragen, und ich wette, du hast jede Menge davon.“ Amaury sah seine Eltern an, dann begann er Rhodri in Richtung Kamin zu folgen. „Ich habe bereits eine Frage – wer ist das Mädchen dort drüben, das uns beobachtet?”, hörte ihn Mikhail fragen.
    „Ach, das ist nur Alanna”, gab Rhodri zurück. „Sie ist unsere Base und Pflegeschwester.“ Dann war er außer Hörweite, und Mikhail warf einen Blick über die Schulter auf seine Pflegetochter. Sie hätte neben ihm stehen sollen, damit er sie vorstellen konnte. Die Kinder machten es eben auf ihre Weise.
    Mikhail drehte sich wieder zu Katherine und Herm um. Einen Moment lang herrschte betretenes Schweigen. „Habt ihr euch denn schon ein wenig von der Reise erholt?”, erkundigte sich Mikhail.
    „Wir haben den versäumten Schlaf nachgeholt und richtiges Essen genossen.“ Katherine sprach mühelos rasta, aber ihr Akzent war ungewohnt. Sie rundete die Vokale mehr als üblich, und die Sprache klang ungewöhnlich musikalisch aus ihrem Mund. „Wir möchten unser Beileid zum Tod Ihres Onkels ausdrücken, Dom Mikhail.“ „Danke, Domna . Es war ein großer Schock und ein schrecklicher Verlust für uns alle.“ Er hielt inne, weil er spürte, dass diese förmliche Entgegnung ein wenig kalt wirkte. „Ich kann es noch gar nicht richtig fassen. Es kommt mir vor wie ein Albtraum, aus dem ich einfach nicht aufwachen kann.“ „Aber natürlich! Wenn ich Gisela recht verstanden habe, gab es keine Warnung, kein Anzeichen einer Krankheit oder sonst etwas.“ „Nichts dergleichen“, antwortete er, bewegt von ihrem sofortigem Verständnis.
    „Das macht alles nur umso schwerer.“ Darauf senkte sich ein lastendes Schweigen auf die vier, als fielen keinem die rechten Worte ein. Zuletzt sprang Marguerida in die Bresche. „Es tut mir Leid, dass ich euch bei eurer Ankunft nicht begrüßen konnte, aber hier geht alles drunter und drüber. Ich freue mich aufrichtig, dass ihr bei uns seid, und

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