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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Fall. Und ich glaube auch nicht, dass Vater den Charakter meines Bruders je verstanden hat.“ „Und wie ist der?“ Katherine zeigte sich jetzt äußerst interessiert. Sicher, Gisela hatte Herm seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen und war einige Jahre jünger als ihr Bruder.
    Aber der erste Teil ihres Ausflugs hatte Katherines Meinung über die Frau beträchtlich gebessert. Darüber hinaus war sie immer neugierig auf die Geschichte ihres Mannes gewesen und enttäuscht, dass er nicht mit ihr darüber sprechen wollte.
    „Das ist nicht leicht in Worte zu fassen. Ich würde sagen, er ist ein ziemlicher Einzelgänger. Tatsächlich war ich überrascht zu hören, dass er Frau und Kinder hat – das sah dem Hermes, den ich kannte, so gar nicht ähnlich. Auf Darkover existiert ein Tier namens Aaswolf, es lebt in Rudeln und heult bei Nacht. Aber aus Gründen, die niemand kennt, verlässt eines der Tiere manchmal sein Rudel und geht eigene Wege. Als ich klein war, fand ich immer, dass Herm wie einer von diesen Wölfen ist,“
    „Ein einsamer Wolf, ja, das klingt plausibel. Und euer Vater hat das nicht verstanden?“
    „Es war ihm unangenehm, weil er Herm nicht nach Belieben herumkommandieren konnte. Aber ich glaube, das war gar nicht das Problem, denn mein Vater ist niemand, der sich selbst beobachten würde, und auf andere achtet er ohnehin nicht sehr. Nein, die Sache lag völlig anders.“ Sie holte tief Luft. „Wieder ist es schwer, es genau auszudrücken. Ich glaube, mein Bruder liebt Darkover mehr, als er eine Person aus Fleisch und Blut je lieben könnte, Kate. Glaub bitte nicht, dass ich das aus böser Absicht behaupte, obwohl ich dir den Gedanken nicht verübeln könnte. Aber ich sage das nicht, um dich zu verletzen – und du hast mich danach gefragt.“ „Nein, ich werfe es dir nicht vor. Es stimmt mit dem überein, was ich von meinem Mann weiß. Keine angenehme Erkenntnis, aber wenigstens habe ich nicht länger das Gefühl, ihn völlig falsch eingeschätzt zu haben. Danke.“ Katherine seufzte und ließ ein wenig von ihrer Anspannung abfallen.
    „Und jetzt erzähl mir bitte deine traurige Geschichte.“ „Die ist eigentlich gar nicht traurig, obwohl sie mir oft so vorkommt, wenn ich in einer meiner düsteren Stimmungen bin. Sie ist nicht einmal besonders interessant. Ich habe mich in Mikhail Hastur verliebt, als er auf Burg Aldaran zu Besuch war. Ich war damals sechzehn, und er war der erste Mensch außerhalb meiner Familie, den ich kennen lernte – von ein paar Terranern abgesehen, die meinem Vater ihre Aufwartung machten. Mein Vater billigte es auf seine Art. Er bestärkte mich in meiner Narretei, und ich war so jung, dass ich dachte, es würde schon irgendetwas dabei herauskommen. Mikhail war der Erbe von Regis, und ihn zu heiraten würde mich zur ranghöchsten Frau auf Darkover machen! Regis wollte die Aldarans ohnehin in die darkovanische Gesellschaft zurückholen, also schien es mir die ideale Lösung zu sein. Ich hatte keine Ahnung, welchen Widerstand eine solche Vorstellung auslösen würde, weil mir mein Vater ein paar äußerst kindische Dinge eingeredet hatte, und ich war zu jung, um die politischen Winkelzüge in dieser Lage zu verstehen. Politik!“ Gisela spie das Wort förmlich aus.
    „Wie wahr. Und was geschah dann?“ Katherine spürte, dass ihre Schwägerin an eine alte und schmerzliche Erfahrung rührte, dass sie sich danach gesehnt hatte, darüber zu sprechen, aber niemanden gehabt hatte, dem sie sich öffnen konnte. Sie erfuhr nicht zum ersten Mal Dinge, die sie eigentlich nichts angingen – die Modelle für ihre Porträts wurden oft ausgesprochen redselig beim Posieren. Und Kate war sich zwar nicht sicher, ob sie Giselas Geheimnisse hören wollte, sah aber nicht, was es schaden sollte, mehr über die Familie ihres Mannes herauszubekommen.
    „Absolut nichts! Mikhail reiste ab, Herm wurde Abgeordneter und verließ Darkover. Die Zeit verging, und Mik kam nicht zurück, er schickte auch keine Nachrichten, und mein Vater wurde langsam ungeduldig. In einem seiner Wutanfälle beschloss er, mich an einen alten Trunkenbold zu verheiraten, der bereits zwei Frauen zu Grabe getragen hatte. Er wollte mich loswerden, da ich seine Träume nicht so beflügelt hatte, wie ich es seiner Meinung nach hätte tun sollen. Das waren die vier schlimmsten Jahre meines Lebens.“ Sie schauderte am ganzen Körper und überlegte kurz. „Dieser Teil war ziemlich traurig, würde ich sagen.“ Kate nahm den

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