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Der Sohn des Wolfs

Der Sohn des Wolfs

Titel: Der Sohn des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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einer entschwundenen Zeit gingen reihum. Männer, die das Schicksal aus einem Dutzend Länder zusammengewürfelt hatte, tranken sich zu.
    Der Engländer Prince hielt eine Rede auf »Uncle Sam, das frühreife Kind der Neuen Welt«; der Yankee Bettles trank auf das Wohl der Königin (»Gott segne sie!«), und Louis Savoy stieß mit dem deutschen Händler Meyers aus Elsaß-Lothringen an.
    Dann erhob sich Malemute Kid, den Becher in der Hand und blickte auf das fettige Papierfenster, das mit einer drei Zoll dicken Eisschicht bedeckt war.
    »Es lebe der Mann, der heute nacht auf der Fahrt ist! Möge sein Proviant reichen, mögen seine Hunde frisch bleiben und seine Streichhölzer nie naß werden!«
    Sie hörten das wohlbekannte Knallen der Hundepeitsche, das Heulen der Hunde und das Schurren eines Schlittens, der vor der Hütte anhielt. Die Unterhaltung hörte auf, man wartete, was da kommen sollte.
    »Das ist einer von den Alten. Er sorgt zuerst für seine Hunde und dann erst für sich«, flüsterte Malemute Kid, während sie auf das Schnappen der Kiefer und das wolfsartige Knurren und Heulen hörten. Der Fremde trieb offenbar ihre Hunde zurück, während er die seinen fütterte.
    Dann ertönte das erwartete Klopfen, scharf und zuversichtlich, und der Fremde trat ein. Vom Licht geblendet, zögerte er einen Augenblick in der Tür und gab ihnen Gelegenheit, ihn genauer zu betrachten.
    Er war eine seltsame, malerische Gestalt in seiner Polartracht aus Wolle und Pelz. Er maß sechs Fuß und zwei oder drei Zoll, und seiner Größe entsprachen Schulterbreite und Brustweite. Sein glattrasiertes Gesicht war durch die Kälte rosig gefärbt, die langen Wimpern waren weiß von Reif, und die Ohrenklappen sowie der Nackenschutz der großen Wolfsfellmütze hingen lose herab, so daß er, wie er aus der Nacht draußen hereintrat, dem Frostkönig selbst glich. Um seine Mackinaw-Jacke war ein perlengestickter Gürtel geschnallt, in dem zwei große Colt-Revolver und ein Jagdmesser steckten, und außer der unvermeidlichen Hundepeitsche trug er eine rauchlose Büchse von schwerstem Kaliber und neuestem Modell. Als er näher trat, sahen sie, daß er sehr angegriffen war, wenn sein Gang auch fest und elastisch war.
    Ein verlegenes Schweigen herrschte, aber sein herzliches »Fröhliche Weihnachten, Leute!« brachte die andern gleich wieder in Stimmung, und im nächsten Augenblick schüttelten Malemute Kid und er sich die Hände. Obwohl sie sich noch nie getroffen hatten, kannten sie sich doch vom Hörensagen. Man hieß ihn herzlich willkommen und setzte ihm einen Becher Punsch vor, ehe er Gelegenheit hatte, etwas zu erzählen.
    »Wie lange ist es her, daß ein Korbschlitten mit drei Mann und acht Hunden hier vorbeigekommen ist?« fragte er.
    »Wohl zwei Tage. Bist du hinter ihnen her?«
    »Ja, es ist mein Gespann. Laufen mir gerade vor der Nase davon, die Spitzbuben. Zwei Tage habe ich schon eingeholt – aber jetzt habe ich sie wohl bald.«
    »Na, und dann wirst du wohl Funken aus ihnen schlagen?« fragte Beiden, um das Gespräch in Gang zu halten, denn Malemute Kid hatte schon die Kaffeekanne hingestellt und war eifrig dabei, Speck und Elchfleisch zu braten.
    Der Fremde schlug bedeutungsvoll auf seine Revolver.
    »Wann bist du von Dawson aufgebrochen?«
    »Um zwölf.«
    »Gestern abend natürlich.«
    »Heute mittag.«
    Ein überraschtes Murmeln ging durch den Kreis, und das mit gutem Grunde, denn es war jetzt gerade Mitternacht, und in zwölf Stunden siebzig Meilen rauhen Flußeises war etwas fast Unerhörtes.
    Das Gespräch kam jetzt auf allgemeinere Dinge, und zwar wie immer, auf Kindheitserinnerungen.
    Während der Fremde die einfache Kost aß, forschte Malemute Kid aufmerksam in seinen Zügen. Er kam schnell zu dem Ergebnis, daß sie hübsch, offen und ehrlich waren und daß sie ihm gefielen. Der Mann war noch jung, aber Gefahren und Mühsal hatten seine Züge streng gemacht. Obwohl seine blauen Augen freundlich blickten, wenn er mit jemand sprach, und milde, wenn er schwieg, konnte man sich den harten Stahlglanz vorstellen, der sich in ihnen zeigen mußte, wenn es galt, zu handeln, und namentlich, wenn es galt, es mit einer Übermacht aufzunehmen. Die schweren Kinnladen und das viereckige Kinn deuteten auf Eigensinn und Unbezwinglichkeit. Aber trotz allem, was die Natur des Löwen kennzeichnete, zeugten eine gewisse Milde und eine leise Andeutung von Weiblichem von einer weichen Natur.
    »Ja, so wurde ich also mit meiner Alten

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