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Der Sohn des Wolfs

Der Sohn des Wolfs

Titel: Der Sohn des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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finden«, sagte er. »Für die Hunde ist das ebensoviel wie hundertfünfzig Pfund Fisch, und in Pelly bekommst du kein Hundefutter, wie du vielleicht dachtest.«
    Der Fremde fuhr zusammen, seine Augen funkelten, aber er unterbrach ihn nicht.
    »Du kriegst nicht ein Gramm Nahrung für dich oder die Hunde, ehe du Five Fingers erreichst, und das sind gut zweihundert Meilen. Achte auf das offene Wasser auf dem Thirty-Mile-Fluß. Und nimm den Richtweg über den Le-Barge-See.«
    »Woher weißt du es? Die Nachricht kann mir doch noch nicht zuvorgekommen sein.«
    »Ich weiß nichts und will auch nichts wissen. Aber das Gespann, dem du nachjagst, hat dir nie gehört. Sitka Charley hat es letztes Frühjahr verkauft. Aber er sagte einmal, daß du dich mit mir messen könntest, und ich glaube ihm. Dein Gesicht gefällt mir. Und – also, zum Kuckuck, sieh, daß du ans Salzwasser kommst und zu deiner Frau und – «
    Hier zog Kid sich den Handschuh ab und reichte ihm seinen Geldbeutel.
    »Nein, das brauche ich nicht«, und die Tränen gefroren auf seinen Wangen, als er krampfhaft Malemute Kids Hand preßte.
    »Schone die Hunde nicht. Sobald einer zurückbleibt, schneide ihn los und kaufe dir einen neuen, was du auch dafür geben mußt. Du kriegst welche in Five Fingers, Little Salmon und in Hootalinqua. Und nimm dich vor nassen Füßen in acht«, war sein letzter Rat. »Mach bei jeder Rast ein Feuer und wechsle die Strümpfe.«
    Keine fünfzehn Minuten später verkündete Schellengeläut die Ankunft neuer Gäste. Die Tür öffnete sich, und ein Mann von der berittenen Polizei des Nordwest-Territoriums trat, von zwei halbblütigen Hundeführern gefolgt, ein. Wie Westondale waren auch sie schwerbewaffnet und schienen erschöpft zu sein. Die Mischlinge waren die Fahrt gewohnt, und sie hielten sich noch gut; der junge Polizist aber war arg mitgenommen. Die Hartnäckigkeit seiner Rasse hielt ihn jedoch aufrecht.
    »Wann ist Westendale gefahren?« fragte er. »Er hat hier doch Aufenthalt gemacht, nicht wahr?«
    Es war eine überflüssige Frage, denn die Fährte antwortete nur zu deutlich.
    Malemute Kid hatte Beiden einen Blick zugeworfen, der verstand den Wink und antwortete ausweichend: »Das ist schon eine ganze Weile her.«
    »Hör, Mann, ‘raus jetzt mit der Wahrheit«, sagte der Polizist warnend.
    »Du möchtest ihn wohl gern fassen. Hat er in Dawson zuviel Radau gemacht?«
    »Er hat Harry McFarland vierzigtausend geraubt und sich einen Scheck auf Seattle gekauft; und wer kann die Auszahlung verhindern, wenn wir ihn nicht einholen? Wann ist er weitergefahren?«
    Nicht ein Blick verriet die allgemeine Spannung, denn Malemute Kid hatte das Beispiel gegeben, und der junge Polizist begegnete deshalb überall nur unbeweglichen Gesichtern.
    Er trat rasch auf Prince zu und richtete seine Frage an ihn; aber obgleich der Kanadier ein peinliches Gefühl hatte, als er das ernste offene Gesicht seines Landsmannes sah, erzählte er doch nur etwas ganz Unwesentliches vom Zustand der Wege.
    Da fragte er Vater Roubeau, und der konnte nicht lügen. »Vor einer Viertelstunde«, antwortete der Priester. »Aber er und seine Hunde haben sich vier Stunden ausgeruht.«
    »Fünfzehn Minuten Vorsprung und ausgeruht! Herrgott!«
    Der arme Bursche wankte halb bewußtlos vor Erschöpfung und Enttäuschung zurück und murmelte etwas von einer zehnstündigen Fahrt von Dawson, und daß die Hunde nicht weiterkönnten.
    Malemute Kid zwang ihn, einen Becher Punsch zu trinken.
    Dann wandte sich der junge Mann zur Tür und befahl den Hundeführern, ihm zu folgen. Aber die Wärme und die Aussicht auf Ruhe war zu verlockend, und sie erhoben kräftige Einwände. Kid verstand ihr französisches Patois und folgte gespannt ihrer Unterhaltung.
    Sie schworen, daß die Hunde nicht weiterkönnten, daß Siwash und Babette erschossen werden müßten, ehe sie die erste Meile hinter sich hätten, daß es mit den andern kaum besser ginge und daß es für alle Teile das beste wäre, sich auszuruhen.
    »Leih mir fünf Hunde!« bat der Polizist Malemute Kid.
    Aber Kid schüttelte den Kopf.
    »Ich gebe dir einen Scheck über fünftausend auf Kapitän Constantine – hier sind meine Papiere – ich habe Vollmacht, nach Gutdünken zu ziehen.«
    Dieselbe stumme Weigerung.
    »Dann requiriere ich sie im Namen der Königin.«
    Kid lächelte ungläubig, indem er einen Blick auf sein wohlversehenes Arsenal warf, und der Engländer, der seine Ohnmacht einsah, wandte sich zum Gehen. Als die

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