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Der Sohn des Wolfs

Der Sohn des Wolfs

Titel: Der Sohn des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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wollte er essen. Braten, Kartoffeln und Gemüse – wie frisch das alles war! Und was war das? Ganze Eimer von Honig, strömender, flüssiger Bernstein! Aber warum brachten sie ihm so viel? Ha! Ha! Das alles konnte er nie essen. Stiefelputzen? Gewiß, warum nicht? Er setzte den Fuß auf den Schemel. Der Schuhputzer sah ihn neugierig an, da fielen ihm seine elchsledernen Mokassins ein, und er lief schnell fort.
    Ein Knarren! Jetzt mußte die Wetterfahne sich wahrlich bewegen. Nein; es sang nur in seinen Ohren. Das war alles – es sang. Jetzt mußte der Reif die Klinke erreicht haben. Vielleicht war schon die obere Angel bedeckt. Zwischen den Ritzen im moosgedeckten Dach begannen sich kleine Reifflecken zu bilden. Wie langsam sie wuchsen! Nein, gar nicht langsam! Da war ein neuer, und dort wieder einer. Zwei – drei – vier; dort wuchsen zwei zusammen. Sieh, jetzt waren sie nicht mehr vereinzelt. Sie waren zusammengelaufen und bildeten einen einzigen Fleck. Nun, er hatte doch Gesellschaft. Wenn Gabriel je das Schweigen des Nordens brach, würden sie Hand in Hand vor dem großen weißen Thron stehen, und Gott würde sie richten. Gott würde sie richten.
    Dann schloß Percy Cuthfert die Augen und schlief ein.

 
Auf der Rast
     
     
     
    »Rein damit!«
    »Aber sag mal, Kid, wird das nicht ein bißchen zu stark? Whisky und Schnaps ist schon schlimm genug; und dann noch Kognak und Pfeffersauce hinein und – «
    »‘rein damit. Wer macht diesen Punsch, wie?« Und Malemute Kid lächelte wohlwollend durch den Dampf. »Wenn du so lange in diesem Lande gewesen wärst wie ich, mein Sohn, und von Kaninchenfährten und Lachsbäuchen gelebt hättest, würdest du wissen, daß nur einmal im Jahre Weihnachten ist. Und Weihnachten ohne Punsch hieße einen Schacht graben, ohne ihn abzuteufen.«
    »Laß dir nicht ‘reinschwatzen«, sagte der Große Jim beiden zustimmend.
    Er war von seiner Grube bei Mazy May gekommen, um Weihnachten zu feiern, und hatte, wie alle wußten, die letzten Monate ausschließlich von Rentierfleisch gelebt.
    »Ihr habt doch nicht vergessen, wie wir die Tanana anführten, was?«
    »Nee, weiß Gott. Jungens, das würde eure Herzen erfreut haben, wenn ihr gesehen hättet, wie der ganze Stamm besoffen war – und alles nur durch eine prachtvolle Mischung von Zucker und Sauerteig. Das war vor deiner Zeit«, sagte Malemute Kid und wandte sich an Louis Savoy, einen jungen Goldgräber, der erst vor zwei Jahren gekommen war. »Damals gab es keine weiße Frau im Lande, und Mason wollte gern heiraten. Der Vater von Ruth war Häuptling der Tanana und erhob, wie der ganze Stamm, Einwände. War mächtig starrköpfig. Na, ich opferte mein letztes Pfund Zucker; es war das feinste Stück Arbeit, das ich je geleistet habe. Ihr hättet nur die Jagd den Fluß hinunter und quer über die Landenge sehen sollen.«
    »Aber die Squaw?« forschte Louis Savoy, der große Französisch-Kanadier. Er hatte letzten Winter in Forty Mile von dem tollen Streich gehört.
    Da berichtete Malemute Kid, der der geborene Erzähler war, die ungeschminkte Wahrheit über diesen Brautraub des Nordlands. Mehr als einer dieser rauhen Abenteurer fühlte, wie sich ihm das Herz zusammenschnürte, und sehnte sich unbestimmt nach den sonnigen Weiten der Heimat, wo das Leben mehr versprach als unfruchtbaren Kampf gegen Kälte und Tod.
    »Wir erreichten den Yukon gerade beim ersten Eisbruch«, schloß er, »und der Stamm war nur eine Meile hinter uns. Aber das war unsere Rettung, denn beim zweiten Eisbruch öffnete sich das Wasser zwischen uns und ihnen, und als sie nach Nuklukyeto kamen, war die ganze Station zu ihrem Empfang vorbereitet. Und was die Trauung betrifft, so frag nur Vater Roubeau hier; er hat die Zeremonie ausgeführt.«
    Der Jesuit nahm die Pfeife aus dem Munde, konnte aber seine Befriedigung nur durch ein väterliches Lächeln zu erkennen geben, während Protestanten und Katholiken kräftig applaudierten.
    »Donnerwetter!« rief Louis Savoy, den die romantische Geschichte sehr zu fesseln schien. »La petite Squaw; mon Mason brave. Donnerwetter!«
    Als dann die ersten Zinnbecher mit Punsch die Runde machten, sprang der stets durstige Bettles auf und stimmte sein Lieblingslied von der Sassafraswurzel an, und der bacchantische Chor brüllte den Refrain.
    Malemute Kids furchtbares Gebräu tat seine Wirkung; die Männer aus den Lagern und den weiten Einöden tauten unter seiner Wärme auf, und Scherz, Gelächter, Gesang und Erzählungen aus

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