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Der Sohn des Wolfs

Der Sohn des Wolfs

Titel: Der Sohn des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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seinem Herrn zu helfen. Diese vielversprechenden Sprößlinge wohlhabender Eltern waren mit vielem Geld und jeder mit seinem »Burschen« ins Nordland gekommen, um Lorbeeren zu ernten.
    Zum Glück für ihr Seelenheil befanden sich die beiden andern »Burschen« auf der Suche nach einem sagenhaften Quarzlager am Weißen Flusse.
    So kam es, daß Sandy sein leises Grinsen vor drei lebensfrohen gestrengen Herren verbergen mußte, da jeder seine eigenen ausgesprochenen Ideen von der Kochkunst hatte.
    Zweimal an diesem Morgen hatte das Barometer im Lager auf Erdbeben gestanden, das nur durch ungeheures Entgegenkommen des einen oder des andern Kochkünstlers abgewendet worden war. Endlich aber war ihr gemeinsames Werk, ein wirklich verlockendes Mittagessen, fertig geworden. Da setzten sie sich zu einem Sechsundsechzig zu dreien nieder, um jedem künftigen Streit den Boden zu entziehen. Der Gewinner sollte das Recht haben, eine äußerst wichtige Expedition zu unternehmen. Dieses Los fiel Parker zu, der sich seinen Scheitel zog, Handschuhe und Bärenfellmütze nahm und nach Malemute Kids Hütte hinüberging. Als er zurückkehrte, begleiteten ihn Grace Bentham und Malemute Kid. Grace tat es sehr leid, daß ihr Mann die Gastfreundschaft der jungen Leute nicht genießen konnte, denn er war fortgezogen, um sich die Minen am Henderson Creek anzusehen. Malemute Kid war noch ein bißchen steif, weil er einen Weg zum Stuart gestampft hatte. Meyers war auch eingeladen worden, hatte aber abgesagt, weil er von Versuchen in Anspruch genommen war, Brot aus Hopfen zu backen.
    Nun, den Mann konnten sie entbehren, aber die Frau – sie hatten den ganzen Winter keine Frau gesehen, und ihre Anwesenheit bedeutete einen neuen Abschnitt in ihrem Leben. Sie waren Akademiker und Gentlemen, diese drei jungen Leute, die sich nach alle dem sehnten, was sie so lange hatten entbehren müssen. Vielleicht spürte Grace Bentham einen ähnlichen Hunger, jedenfalls bedeutete die erste lichte Stunde nach so viel Finsternis viel für sie. Aber die prachtvolle Vorspeise, die man dem in der Nähe liegenden See verdankte, war kaum auf den Tisch gesetzt, als es kräftig klopfte.
    »Ach! Wollen Sie nicht eintreten, Herr Bentham?« sagte Parker, der nachsah, wer gekommen war.
    »Ist meine Frau hier?« entgegnete der würdige Ehemann barsch.
    »Aber ja. Wir haben Bescheid bei Herrn Meyers hinterlassen.« Parker girrte in seinen sanftesten Tönen, wunderte sich aber im stillen, was das zu bedeuten hätte.
    »Wollen Sie nicht eintreten, wir erwarteten Sie jeden Augenblick und haben Ihnen einen Platz reserviert, und der erste Gang ist gerade angerichtet.«
    »Komm doch, lieber Edwin«, zwitscherte Grace Bentham von ihrem Platz am Tische.
    Parker trat beiseite.
    »Ich frage nach meiner Frau«, wiederholte Bentham heiser, und der Ton schmeckte unangenehm nach Besitzerrecht.
    Parker schnappte nach Luft, er hätte dem ungehobelten Gast am liebsten mit einem Faustschlag ins Gesicht geantwortet, beherrschte sich jedoch mit einiger Mühe. Alle hatten sich erhoben. Lake verlor die Fassung und ertappte sich dabei, wie er sagen wollte: »Müssen Sie gehen?«
    Dann begann der Aufbruch. »Es war so nett von Ihnen.« – »Tut mir schrecklich leid.« – »Wirklich schade!« – »Vielen Dank!« – »Netter Weg nach Dawson.« – Und so weiter.
    Auf diese Weise half man dem Lamm in die Jacke und führte es seinem Schlachter zu. Dann schlug die Tür zu, und alle starrten wehmütig auf den verlassenen Platz.
    »Verflucht noch mal!« Langham litt noch unter seiner früheren Erziehung, und seine Flüche waren matt und eintönig. »Verflucht noch mal!« wiederholte er mit dem Gefühl, daß der Ausdruck unzureichend war, ohne jedoch einen männlicheren finden zu können.
    Es muß eine gescheite Frau sein, die die vielen Schwächen eines untauglichen Mannes verdecken, seine schwankende Natur durch ihren eignen unbezwinglichen Willen stützen, ihm ihren Ehrgeiz einflößen und ihn zu großen Taten treiben kann. Und es muß gewiß eine gescheite und taktvolle Frau dazu sein, die dies alles so fein tun kann, daß der Mann Ehre davon hat und im Innersten glaubt, daß er, und er allein, alles schaffe.
    Das eben war es, was Grace Bentham sich vorgenommen hatte. Kaum mit wenigen Pfund Mehl und verschiedenen Empfehlungen in Dawson angekommen, begann sie auch schon ihren großen Säugling in den Vordergrund zu schieben. Sie war es, die das steinerne Herz des rohen Barbaren schmolz, der über das

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