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Der Sohn des Wolfs

Der Sohn des Wolfs

Titel: Der Sohn des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Rasse mit kleinen Füßen an. Die Mokassins hatten sie gerade so breit gemacht, wie gut ist, während sie ihr andererseits, als sie klein war, nicht vom Laufen mit den Hunden verdorben wurden.«
    Aber diese Erklärung dämpfte Princes Bewunderung durchaus nicht. Der geschäftliche Instinkt Harringtons regte sich in ihm, und als er den reizend geformten Fuß und den feinen Knöchel sah, mußte er an die schäbige Bezahlung, »eine Büchse, eine Decke, zwanzig Flaschen Whisky« denken.
    Madeline war das Weib eines Königs. Eines Königs, dessen Schätze ihm jederzeit Dutzende moderner Zierpüppchen kaufen konnten; und doch hatte sie nie im Leben etwas anderes an den Füßen getragen als rotgegerbtes Elchleder.
    Im ersten Augenblick sah sie erschrocken auf die dünnen Satinschuhe; aber bald verstand sie die Bewunderung in den Augen der Männer zu deuten. Ihr Gesicht errötete vor Stolz. Einen Augenblick war sie von ihrer eigenen weiblichen Anmut berauscht, dann murmelte sie mit noch größerer Verachtung: »Und eine Büchse, die entzwei war!«
    Der Tanzunterricht nahm seinen Fortgang. Täglich machte Malemute Kid mit ihr weite Spaziergänge, die der Aufgabe gewidmet waren, ihre Haltung und ihren Gang zu verbessern und sie zu lehren, kleine Schritte zu machen. Sie liefen nicht Gefahr, erkannt zu werden, denn Cal Galbraith und die wenigen andern von den »Alten« waren in der Menge, die neu ins Land strömte, wie verschwunden. Außerdem ist die Kälte im Nordland schneidend, und die wenig abgehärteten Frauen aus dem Süden pflegten Leinwandmasken vor den Gesichtern zu tragen, um ihre Wangen gegen die Kälte zu schützen. So, wie die Frauen gekleidet gingen, ganz in Parkas aus Eichhörnchenfellen eingepackt und mit verhüllten Gesichtern, hätte eine Mutter an ihrer Tochter vorbeigehen können, ohne sie zu erkennen.
    Der Unterricht machte sehr gute Fortschritte. War es zuerst nur langsam gegangen, so ging es von dem Augenblick an, als Madeline die weißen Satinschuhe angezogen und dadurch zum Bewußtsein ihrer Weiblichkeit gekommen war, ungeheuer schnell. In diesem Augenblick wurde ihr Stolz, die Tochter eines weißen Vaters zu sein, geboren und vermehrte ihr bisheriges natürliches Selbstgefühl. Bisher hatte sie sich für eine Frau von fremder Rasse, von niedrigerer Kaste angesehen, die von der Gnade ihres Herrn lebte. Ihr Mann war ihr wie ein Gott erschienen, der sie zu sich erhoben hatte, ohne ein Verdienst von ihrer Seite. Aber nie, selbst nicht, als der kleine Cal geboren wurde, hatte sie vergessen, daß sie nicht seinem Volke angehörte. Wie er ein Gott war, so waren die Frauen seines Volkes Göttinnen. Vielleicht hätte sie Vergleiche zwischen sich und ihnen gezogen; nie aber hätte sie sich ihnen gleichgestellt. Möglicherweise hätte eine nähere Bekanntschaft ihrer Bewunderung Abbruch getan. Zuletzt hätte sie indessen doch diese rastlosen weißen Männer verstanden und richtig beurteilt. Bewußte Analyse war allerdings etwas, das über ihren Verstand ging. Aber ihr weiblicher Scharfsinn sagte ihr, was in solchen Dingen richtig war. An dem Abend, als sie die Satinschuhe anzog, hatte sie in den Augen der drei Freunde offene unverstellte Bewunderung gesehen, und zum erstenmal hatte sie sich andern Frauen gleich gefühlt. Es war nur ein Fuß, ein Knöchel, aber es lag in der Natur der Sache, daß es nicht bei diesem Vergleich allein bleiben konnte. Sie erkannte, daß sie auf gleicher Stufe mit ihnen stand, und damit verschwand die Göttlichkeit ihrer weißen Schwestern. Alles in allem waren die wohl auch mir Frauen, und warum sollte sie sich nicht auf dieselbe Höhe wie sie erheben. Sie sah klar, was ihr fehlte, und aus diesem Bewußtsein ihrer Schwäche sproß ihre Stärke. Und mit solchem Eifer arbeitete sie, daß ihre drei Freunde oft bis tief in die Nacht über dieses ewige Mysterium der Frau sprachen.
    So näherte man sich dem Bußtage. Mit unregelmäßigen Zwischenräumen schickte Bettles vom Stuart, um sich nach dem Wohlergehen des kleinen Cal zu erkundigen. Es war bald die Zeit, da sie wieder daheim erwartet wurden.
    Mehr als ein Besucher, der draußen Tanzmusik und die Schritte Tanzender gehört hatte, fand, wenn er eintrat, nur Harrington, der die Geige strich, und die beiden andern, die den Takt schlugen und mit großem Lärm die Ausführung irgendeines Tanzschrittes erörterten. Madeline war nie zu sehen; sie flüchtete stets ins Hinterzimmer.
    An einem solchen Abend kam auch Cal Galbraith.
    Es waren

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