Der Sommer, als ich schön wurde
ansahen. Ich war die Witzige, die, die sie zum Lachen brachte. Wenn ich sie mitbringe, hatte ich gedacht, könnte ich beweisen, dass ich auch zu den Hübschen gehörte. Seht ihr? Ich bin wie sie, wir sind uns gleich. Aber das waren wir nicht, und jeder wusste es. Ich hatte geglaubt, Taylor wäre quasi meine Eintrittskarte zu den spätabendlichen Spaziergängen der Jungen an der Uferpromenade und den Schlafsacknächten am Strand. Ich dachte, sie würde mir Zugang verschaffen zu einer anderen Welt, endlich, endlich wäre ich auch mittendrin im Getümmel.
Was das anging, behielt ich immerhin recht.
Taylor hatte schon seit Jahren gebettelt, ich solle sie mitnehmen. Immer hatte ich abgelehnt, es sei kein Platz, aber ihre Überredungskünste waren enorm. Ich war auch selbst schuld – ich hatte einfach zu sehr mit den Jungen angegeben. Und tief im Inneren wollte ich sie auch wirklich dabeihaben. Schließlich war sie meine beste Freundin. Taylor fand es schrecklich, wenn wir nicht alles teilten – jeden Moment, jede Erfahrung. Als sie mit einem spanischen Konversationskurs anfing, bestand sie darauf, dass ich mitkam, auch wenn ich Spanisch gar nicht belegt hatte. »Für unsere Abschlussfahrt nach Mexiko«, sagte sie. Ich wollte auf die Galápagos-Inseln, wenn ich mit der Schule fertig war, das war schon lange mein Traum. Ich wollte unbedingt einen Blaufußtölpel sehen. Mein Dad hatte mir auch versprochen, mit mir hinzufahren. Aber davon sagte ich Taylor nichts. Es hätte ihr nicht gefallen.
Meine Mutter und ich holten Taylor am Flughafen ab. Sie stieg aus dem Flieger in knappen Shorts und einem Tank Top, beides hatte ich noch nie an ihr gesehen. Ich umarmte sie und bemühte mich, nicht neidisch zu klingen, als ich fragte: »Seit wann hast du die Sachen?«
»Meine Mom war mit mir Strandklamotten kaufen, kurz vor meinem Abflug«, sagte sie und drückte mir eine ihrer Reisetaschen in die Hand. »Schick, oder?«
»Total.« Ihre Tasche war schwer. Ich fragte mich, ob Taylor vielleicht vergessen hatte, dass sie nur eine Woche bleiben würde.
Taylor redete gleich weiter. »Sie hat ein schlechtes Gewissen, weil Daddy und sie sich scheiden lassen, deshalb kauft sie mir jede Menge Zeug.« Sie verdrehte die Augen. »Wir waren sogar zusammen bei der Maniküre und Pediküre. Schau mal!« Sie hob ihre rechte Hand. Ihre Nägel waren himbeerrot lackiert und lang und eckig.
»Sind die echt?«
»Logo! Ich lass mir doch keine künstlichen machen, Belly.«
»Aber ich dachte, du müsstest sie kurz tragen, wegen deiner Geige.«
»Ach, das meinst du. Mommy hat mir endlich erlaubt aufzuhören. Alles aus schlechtem Gewissen. Du kennst das ja«, sagte sie mit wissender Miene.
Taylor war die Einzige in unserem Alter, die ihre Mutter noch immer Mommy nannte. Und die Einzige, die sich das leisten konnte.
Conrad und Jeremiah waren sofort zur Stelle und begafften sie. B-Körbchen, blonde Haare. Das ist ein Wonder-Bra, hätte ich am liebsten gesagt, und eine halbe Flasche Selbstbräuner. Und ihre Haare sind normalerweise auch nicht so blond. Aber das hätte die Kerle sowieso nicht interessiert.
Mein Bruder dagegen sah kaum vom Fernsehen auf. Taylor nervte ihn, immer schon. Ich fragte mich, ob er die beiden anderen schon vorgewarnt hatte.
»Hi, Steven«, sagte sie mit ihrer Singsangstimme.
»Hey«, murmelte er.
Taylor sah mich an und schielte. Griesgram, sagte sie stumm.
Ich musste lachen. »Taylor, das sind Conrad und Jeremiah. Steven kennst du ja.« Ich war gespannt, wen sie sich aussuchen würde, wen sie süßer, witziger, besser finden würde.
»Hey«, sagte sie, während sie beide betrachtete, und sofort war mir klar, dass es Conrad war. Ich war erleichtert. Ich wusste, Conrad würde niemals auf sie abfahren.
»Hey«, sagten die beiden.
Dann wandte Conrad sich wieder dem Fernsehen zu. Das hätte ich ihr gleich sagen können. Jeremiah gönnte ihr sein typisches schiefes Lächeln und sagte: »Du bist also Bellys Freundin? Wir dachten immer, sie hätte keine Freunde.«
Ich wartete darauf, dass er mich angrinste, um mir zu zeigen, dass er nur witzelte, aber er sah mich überhaupt nicht an. »Halt die Klappe, Jeremiah«, sagte ich, und dann grinste er mich an, aber nur ganz flüchtig, und sofort ging sein Blick zurück zu Taylor.
»Belly hat haufenweise Freunde«, klärte Taylor ihn auf ihre selbstsichere Art auf. »Seh ich vielleicht aus wie eine, die sich mit Losern abgibt?«
»Ja«, ließ sich mein Bruder von der Couch
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