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Der Sommer, als ich schön wurde

Der Sommer, als ich schön wurde

Titel: Der Sommer, als ich schön wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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seinen Bruder zu fragen, hatte der keine Lust. Er verbrachte ohnehin sehr viel Zeit allein in seinem Zimmer, und ich spürte, wie sehr es Steven kränkte. Schon bald würde er mit unserem Dad zur College-Besichtigungstour aufbrechen, aber Conrad schien das nicht zu kümmern. Wenn er nicht arbeitete, war er vollauf damit beschäftigt, Gitarre zu spielen oder Musik zu hören.
    Also blieben nur Jeremiah, Steven und ich. Ich überredete die beiden, eine romantische Komödie anzusehen über einen Mann und eine Frau, die mit ihren Hunden immer dieselbe Runde drehen und sich dabei ineinander verlieben. Das war sowieso der einzige Film, der gerade lief, der nächste würde erst in einer Stunde anfangen. Der Film lief gerade mal fünf Minuten, da stand Steven auf. »So was guck ich mir nicht an«, sagte er genervt. »Kommst du auch, Jere?«
    Aber Jeremiah sagte: »Nee, ich bleib mit Belly hier.«
    Steven sah überrascht aus. Er zuckte mit den Achseln und sagte: »Wir sehen uns dann später draußen.«
    Ich war auch überrascht. Der Film war tatsächlich ziemlich bescheuert.
    Kurz nachdem Steven gegangen war, setzte sich ein großer, stämmiger Typ direkt vor mich. »Komm, wir tauschen«, flüsterte Jeremiah.
    Einen Moment lang war ich versucht, aus purer Höflichkeit »Schon gut« zu sagen, ließ es dann aber doch. Immerhin war es Jeremiah, bei ihm musste ich nicht höflich sein. Also bedankte ich mich stattdessen, und wir tauschten die Plätze. Um die Leinwand sehen zu können, musste Jeremiah die ganze Zeit den Hals nach rechts verdrehen und sich zu mir rüberlehnen. Seine Haare rochen nach Asian Pear , Susannahs teurem Nashi-Birnen-Shampoo. Schon komisch, dass dieser große, starke Footballer, der er jetzt war, so süß duftete. Jedes Mal, wenn er sich zu mir herüberlehnte, atmete ich den süßen Duft seiner Haare ein. Ich wünschte, mein eigenes Haar duftete genauso gut.
    Nach der Hälfte des Films stand Jeremiah plötzlich auf und ging hinaus. Als er nach ein paar Minuten wiederkam, hatte er einen großen Becher Cola und eine Packung Twizzlers dabei. Ich griff nach dem Becher, um einen Schluck zu trinken, aber die Strohhalme fehlten. Ich sagte es ihm.
    Er riss die Verpackung von der Twizzlers-Schachtel ab und biss von zwei Kaustangen die Enden ab. Dann steckte er sie mit breitem Grinsen in den Becher. Er sah so stolz aus. Ich hatte die Sache mit den Twizzler-Halmen total vergessen. Früher hatten wir das immer gemacht.
    Wir tranken gleichzeitig durch unsere Halme, wie in der Cola-Werbung aus den Fünfzigern – die Köpfe gesenkt, die Stirnen berührten sich fast. Ich fragte mich, ob die anderen Leute uns wohl für ein Liebespaar hielten.
    Jeremiah sah mich an und lächelte mich auf eine bestimmte Weise an, und plötzlich kam mir dieser verrückte Gedanke: Jeremiah Fisher will mich küssen.
    Was wirklich verrückt war. Schließlich handelte es sich um Jeremiah. Nie hatte er mich so angesehen, und abgesehen davon war Conrad derjenige, den ich gern mochte, selbst wenn er wie jetzt launisch und unerreichbar war. Immer schon war es Conrad gewesen, nie hatte ich Jeremiah ernsthaft in Betracht gezogen, nicht mit Conrad in der Nähe. Und natürlich hatte auch Jeremiah mich nie auf die Art angesehen. Für ihn war ich ein Kumpel. Jemand, mit dem man zusammen Filme ansehen konnte, das Mädchen, mit dem er das Bad teilte, Geheimnisse teilte. Kein Mädchen zum Küssen.

16   
    mit vierzehn
    Ich wusste, es war ein Fehler, Taylor herzubringen. Ich wusste es. Ich wusste es und tat es trotzdem. Taylor Jewel, meine beste Freundin. Die Jungs in unserer Stufe nannten sie alle Jewel, und sie tat so, als fände sie es schrecklich, aber insgeheim liebte sie es, als Juwel bezeichnet zu werden.
    Taylor sagte immer, jedes Mal, wenn ich vom Sommerhaus zurückkäme, müsse sie mich aufs Neue für sich gewinnen. Sie müsse es immer erst schaffen, dass ich wieder da sein wollte, in meinem richtigen Leben, zu dem die Schule gehörte, die Jungs in der Schule und überhaupt die Freunde. Sie versuchte, mich mit dem niedlichsten Freund des Typen zu verkuppeln, auf den sie selbst es damals abgesehen hatte. Ich ließ es mir gefallen, wir gingen auch mal zusammen ins Kino oder Waffeln essen, aber ich war nie richtig dabei, nicht vollständig. Mit Conrad oder Jeremiah konnten diese Jungs sich sowieso nicht messen, was sollte das Ganze also?
    Taylor war immer die Hübsche gewesen, diejenige, die die Jungs immer gerade diesen kleinen Moment länger

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