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Der Sommer, als ich schön wurde

Der Sommer, als ich schön wurde

Titel: Der Sommer, als ich schön wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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die Frage angesehen haben, denn er lachte und sagte: »Aber du, du warst die Beste, Bells.«
    Ich boxte ihn noch einmal in den Arm, aber selbst dann lachte er nur noch lauter. »Nimm nicht den Fuß von der Kupplung«, sagte er atemlos.
    Es überraschte mich einigermaßen, dass er sich überhaupt daran erinnerte. Ich meine, für mich war es ein denkwürdiges Ereignis gewesen, mein erster Kuss – und dazu noch mit Jeremiah! Aber weil er sich daran erinnerte, war es irgendwie auch okay, dass er lachte.
    »Das war mein erster Kuss«, sagte ich. In dem Moment hatte ich das Gefühl, alles sagen zu können. Es fühlte sich so an wie früher, bevor wir groß wurden und alles auf einmal so kompliziert war. Locker und freundlich und normal fühlte es sich an.
    Verlegen sah er an mir vorbei. »Ja, ich weiß.«
    »Woher?«, wollte ich wissen. War ich so lausig im Küssen, dass er es sich denken konnte? Wie peinlich!
    »Na ja, Taylor hat’s mir erzählt. Später.«
    »Wie bitte?! Ich fass es nicht. Diese Verräterin!« Um ein Haar hätte ich den Motor abgewürgt. Ehrlich gesagt konnte ich es schon glauben. Trotzdem war es so etwas wie Verrat.
    »Mach dir nichts draus.« Aber er hatte rote Flecken im Gesicht. »Ich meine, als ich das erste Mal ein Mädchen geküsst habe, das war ein Witz. Die ganze Zeit hat sie mir erzählt, ich würde es verkehrt machen.«
    »Wer war das? Die Erste, die du geküsst hast?«
    »Uninteressant. Du kennst sie nicht.«
    »Nun komm«, drängte ich ihn. »Sag schon.«
    Jetzt soff der Motor wirklich ab, und Jeremiah sagte: »Tritt die Kupplung durch und geh in den Leerlauf.«
    »Erst, wenn du es mir sagst.«
    »Meinetwegen. Es war Christi Turnduck«, sagte er und zog den Kopf ein.
    »Du hast Christi Turnduck geküsst?« Jetzt hatte ich was zu lachen. Und ob ich Christi Turnduck kannte! Sie kam regelmäßig an den Strand von Cousins, aber im Gegensatz zu uns wohnte sie das ganze Jahr über im Ort.
    »Die war schwer verliebt in mich«, sagte Jeremiah achselzuckend.
    »Wissen Con und Steven davon?«
    »Spinnst du? Natürlich nicht! Und wehe, du sagst es ihnen. Hand drauf.«
    Ich gab ihm die Hand, und er schüttelte sie.
    »Christi Turnduck. Aber sie konnte echt gut küssen. Sie hat mir alles beigebracht. Ich frage mich, was aus ihr geworden ist.«
    Ich überlegte, ob sie auch besser küssen konnte als ich. Musste ja wohl so sein, wenn Jeremiah von ihr gelernt hatte.
    Wieder würgte ich den Motor ab. »Das nervt echt. Ich hör auf.«
    »Beim Autofahren wird nicht aufgehört«, bestimmte Jeremiah. »Mach jetzt.«
    Ich seufzte und startete den Wagen wieder. Zwei Stunden später hatte ich es begriffen. Einigermaßen. Zwar ging mir immer noch hin und wieder der Motor aus, aber immerhin kam ich von der Stelle. Ich fuhr. Jeremiah sagte, ich sei ein Naturtalent.
    Als wir wieder nach Hause kamen, war es schon nach vier, und Steven war nicht mehr da. Vermutlich war er es leid geworden zu warten und war schon alleine zum Golfplatz gefahren. Meine Mutter und Susannah waren in Susannahs Zimmer und sahen irgendwelche alten Filme. Sie hatten kein Licht an und die Vorhänge zugezogen.
    Einen Moment lang stand ich vor der Tür und lauschte ihrem Lachen. Ich fühlte mich ausgeschlossen. Ich beneidete sie um ihre Freundschaft. Sie waren wie zwei Piloten, völlig aufeinander eingespielt. So eine Freundin hatte ich nicht, eine, mit der man fürs ganze Leben lang befreundet ist, egal, was passiert.
    Ich betrat das Zimmer, und Susannah sagte: »Belly! Komm, du kannst mit uns Filme gucken.«
    Ich schmiegte mich zwischen die beiden. Es war total gemütlich, so im Halbdunkel im Bett zu liegen, wie in einer Höhle. »Jeremiah hat mir Fahrstunden gegeben«, erzählte ich.
    »Was für ein lieber Junge«, sagte Susannah und lächelte leise.
    »Und so mutig«, sagte meine Mutter und zwickte mich in die Nase.
    Ich kuschelte mich unter die Decke. Jeremiah war wirklich ganz schön toll. Es war nett von ihm gewesen, mit mir Fahren zu üben, wenn sonst keiner es tat. Bloß weil ich den Wagen ein paarmal irgendwo gegengelenkt hatte, hieß das ja nicht, dass aus mir nicht doch noch eine gute Autofahrerin würde, so wie aus allen anderen auch. Und dank Jeremiah beherrschte ich jetzt sogar die Gangschaltung. Ich würde eins dieser selbstbewussten Mädchen sein, eine von denen, die wissen, was sie tun. Und wenn ich erst meinen Führerschein hatte, dann würde ich allein mit dem Auto herkommen, zum Sommerhaus, und Jeremiah zu einem Ausflug

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