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Der Sommer auf Usedom

Der Sommer auf Usedom

Titel: Der Sommer auf Usedom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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Kunst gezeigt wird, sind Sie nicht weit, was?«
    »Ich interessiere mich eben für Malerei.« Warum hatte sie das Gefühl, sich verteidigen zu müssen?
    »Aber doch bestimmt nicht ausschließlich.«
    »Nein, ich mag auch Skulpturen, Musik …« Wollte er sie etwa aushorchen? Womöglich hatte er vor, sie vor seinen kriminellen Karren zu spannen. Ihr wurde flau bei dem Gedanken.
    »Ich meine, beschäftigen Sie sich auch noch mit etwas anderem als mit Kunst? Haben Sie irgendwelche Hobbys?« Schnell setzte er hinzu: »Außer Malen, meine ich.«
    »Sie sind ziemlich neugierig, fragen mich nach meinen Interessen aus und haben mir noch nicht einmal Ihren Namen verraten.« Sie sah ihm herausfordernd in die Augen. Er hatte wirklich schöne, sympathische Augen. Die passten nicht zu einem Gauner, dachte sie.
    »Stimmt, das war blöd.« Er lachte unsicher. »Ich wollte auf keinen Fall, dass Sie das Gefühl haben, ausgefragt zu werden. Geben Sie mir eine zweite Chance?«
    Sie konnte nicht anders, sie musste lachen. Er hatte einen Blick aufgesetzt, der jedem Dackel zur Ehre gereicht hätte. »Na schön«, sagte sie.
    »Okay, warten Sie.« Er dachte kurz nach. »Bis zu der Stelle, an der ich mich an Ihren Namen erinnert habe, ist es ganz gut gelaufen, finde ich. Also Jasmin … Sie heißen doch Jasmin?« Er strahlte sie an. Sie nickte. »Wissen Sie noch? Wenn wir uns noch einmal treffen, müssen wir zusammen etwas trinken gehen. Heute begegnen wir uns zum dritten Mal. Das muss begossen werden, ich lade Sie ein.«
    Sie zögerte. »Eigentlich wollte ich mir wenigstens alle Bilder einmal ansehen. Ich bin damit noch nicht ganz durch«, gab sie zu bedenken. In Wirklichkeit begeisterte sie die Ausstellungnicht so sehr, dass sie an dieser Stelle nicht hätte abbrechen können. Aber sie wollte es ihm nicht zu leichtmachen. Obendrein war sie unentschlossen, ob es klug war, sich mit ihm einzulassen oder nicht.
    »Kein Problem, besichtigen Sie in Ruhe Ihre geliebte Malerei. Ich bin hier. Sagen Sie einfach nur Bescheid, wann Sie so weit sind, mit mir rüber ins Bistro zu gehen.«
    »Einverstanden.«
    Seine Augen funkelten fröhlich. »Sehr schön, ich freue mich.« Es war unmöglich, ihm das nicht zu glauben. Es fragte sich nur, warum. Jasmin streifte zwischen aufgestellten Staffeleien, Vitrinen und eigens gezogenen und mit Stoff bespannten Wänden herum. Sie ertappte sich dabei, wie sie sich immerzu nach ihm umsah. Er machte keinesfalls den Eindruck, als betrachte er die russischen Landschaften. Sein Blick ging eher in die Ecken der Räume und zu den Fenstern und Durchgängen zu den Fluren. Als würde er die Gegebenheiten ausspionieren. Sie musste sich eingestehen, dass ihr die Vorstellung, es mit einem Dieb zu tun zu haben, immer weniger behagte. Er wirkte so anziehend und charmant, auf eine Art harmlos, die keinesfalls langweilig bedeutete. Es wäre nett, ihn näher kennenzulernen. Am liebsten hätte sie ihm nach fünf Minuten schon gesagt, dass sie genug gesehen hatte. Sie spielte sogar mit dem Gedanken, einen Schwächeanfall vorzutäuschen, bei dem nur hinsetzen und trinken helfen konnten. Nur stünde sie dann ziemlich dämlich da und müsste die Leidende spielen, anstatt nach Herzenslust zu flirten. Also brachte sie die Zeit herum und bemühte sich, den Bildern möglichst viel Aufmerksamkeit zu schenken.
    Nach einer halben Stunde spazierte sie betont lässig in seine Richtung. »Ich hab’s mir überlegt«, verkündete sie. »Ich habe ja noch eine Woche Urlaub vor mir. Wenn ich Glück habe, regnet es mal, dann komme ich einfach wieder hierher. Aber heute ist es einfach zu schön, um sich in dunklen, kalten Räumen herumzutreiben.«
    »Sehr gute Entscheidung, gehen wir.« Bevor er den Ausstellungsraum verließ, blieb er noch einmal stehen und sah zurück. Dann folgte er ihr über den langen Flur, die Treppe hinunter und nach draußen in den Sonnenschein. Sie schlenderten über die Freifläche und setzten sich an einen kleinen runden Tisch. Jasmin hatte in dem kühlen steinernen Gebäude ganz vergessen, wie warm es draußen war. Kaum, dass sie saßen, sprang er wieder auf.
    »Hier ist Selbstbedienung, habe ich gar nicht dran gedacht. Ich gehe mal gucken, was im Angebot ist.«
    »Kaffee gibt es doch bestimmt. Damit wäre ich zufrieden.«
    »Und ein Wasser dazu?« Bevor sie antworten konnte, war er schon auf dem Weg und rief ihr über die Schulter zu: »Mal sehen, vielleicht gibt es leckeren Kuchen.«
    Jasmin nutzte die Zeit, sich ein wenig

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