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Der Sommer auf Usedom

Der Sommer auf Usedom

Titel: Der Sommer auf Usedom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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den Geruch des Salzwassers ein. Wenn man sich davon doch nur etwas abfüllen und nach Berlin mitnehmen könnte, dachte sie und lächelte. Sie bummelte die Hafenpromenade entlang bis zu einem kleinen Souvenirshop. Hier gab estatsächlich alles, was sie schon als Kind in den Geschenkeläden an der Küste von Mecklenburg-Vorpommern und auf den Inseln bewundert hatte. Ihre Eltern waren noch lange nach der Wiedervereinigung im Urlaub in Deutschland geblieben. Erst mit sechzehn bekam Jasmin das erste Mal das Mittelmeer zu sehen. Sie erinnerte sich daran, wie überrascht sie war, dort teilweise die gleichen Souvenirs zu finden wie in Norddeutschland. Und nun lagen sie schon wieder vor ihr: blaue und rote Glaskugeln in Netzen aus dickem Tau, Muscheln in Tüten oder Körbchen, Möwen an gefederten Aufhängungen, die nicht mehr auf und nieder zu wippen aufhören wollten, wenn man sie nur einmal angestoßen hatte. Auch die obligatorischen Aschenbecher, Kerzenhalter und Flaschenpost in allen Variationen durften nicht fehlen. Obwohl sie nichts brauchte, hatte Jasmin Lust, etwas mitzunehmen, und entschied sich für eine ovale Keramikschale, in die man eine Fischkonservendose stellen konnte. Mit ihrem kleinen Schatz schlenderte sie in Richtung Museumsstraße und erreichte schließlich den Eingang zum Historisch-Technischen Museum. Weder die Originalteile und Modelle früher Trägerraketen interessierten sie sonderlich noch die Aufzeichnungen und Interviews der Zeitzeugen, die hier unter unmenschlichen Bedingungen hatten schuften müssen. Nicht, dass sie für Politik nichts übrighatte, aber da ging es ihr ein wenig wie Gabi. Das alles war gewiss in höchstem Maße spannend und berührend, nur konnte es einem auch auf das Gemüt schlagen. Sie zog es daher vor, sich mit aktueller Politik zu beschäftigen. Und natürlich mit Kunst. Das war ihr deutlich lieber und bekam ihrer Seele auch sehr viel besser. In diesem Fall ging es um Landschaftsgemälde aus Nowosibirsk. Die Sonderausstellung war in zwei großen Räumen untergebracht. Jasmin ließ sich Zeit, jedes Bild in aller Ruhe zu betrachten. Viele Motive waren ihr deutlich zu kitschig, wie zum Beispiel das kleine Bauwerk mit leuchtend blauem Zwiebeltürmchen inmitten einer Schneelandschaft. Die Tannen und Birken waren für ihren Geschmack zu gleichmäßig angeordnet, die Schneehäubchen glitzerten lieblich und hattenalle die exakt gleiche Größe und Rundung. Da gefiel ihr das Gemälde einer Dampflokomotive, die durch den dichten Wald fuhr und von der nahezu nur Schornstein und Qualm zu sehen waren, erheblich besser.
    Während ihre Augen an den Farben und Schattierungen hingen, spürte sie ein Kribbeln im Nacken. Sie kümmerte sich nicht darum, doch es blieb hartnäckig und wurde stärker. Jasmin ging zum nächsten Bild und sah sich dabei möglichst unauffällig um. Beobachtete sie jemand? Da war ein Mann im schwarzen Anzug mit einem gelben Schal, der für die Jahreszeit völlig unpassend erschien. Zwei Frauen, eine davon bestimmt einen Meter und neunzig groß, standen dicht nebeneinander und diskutierten im Flüsterton über jedes Ausstellungsstück. Auch Familien waren da, die den Exponaten allerdings nur wenig Aufmerksamkeit schenkten, und Urlauber, die ihrem Sonnenbrand eine Pause gönnten. Niemand nahm Notiz von ihr. Sie bummelte weiter, blieb lange vor einem Gemälde stehen, das eine alte Bude zeigte, um die sich mächtige hässliche Hochhäuser versammelt hatten. Der Gegensatz war beeindruckend, und das Motiv hatte trotz der dargestellten Betonwüste etwas Lebendiges an sich, als stünden die plumpen Plattenbauten der zerfallenden Hütte wie eine Herde Elefanten einem altersschwachen Huhn gegenüber, über das sie im nächsten Moment hinwegtrampeln würden. Es war nicht sonderlich warm im Museum, trotzdem brach Jasmin der Schweiß aus. Sie fühlte sich unbehaglich und noch immer so, als ob jemand sie im Auge hatte. Wieder wollte sie sich unauffällig umsehen, da stand der Fremde aus dem Niemeyer-Holstein-Atelier auch schon vor ihr.
    »Sind Sie es also doch«, stellte er fest, ließ seine Grübchen zu tiefen Kuhlen werden und sah sie beinahe triumphierend an.
    »Na, das ist ja ein Zufall«, entgegnete Jasmin.
    »Meinen Sie?«
    Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, also wich sie aus. »Kein spektakulärer Auftritt, heute?«
    Er lachte. »Nein, der Effekt nutzt sich sonst ab.« Er wurde ernster. »Und Sie, was treiben Sie so? Jasmin ist Ihr Name, richtig?«
    »Ja.«
    »Wo

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