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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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ihn am liebsten ins Büro gezerrt, die Tür zugemacht und ihn leidenschaftlich geküsst. Dann wollte Emmy ein Eis, und das Telefon klingelte, und Alexa stampfte die Treppe hinunter, und alle Gedanken an heiße Küsse mussten warten bis zum Abend.
    Falls es denn überhaupt Küsse gab. Isabel hatte in der vergangenen Nacht kein Auge zugetan, weil sie ständig an ihr Date denken musste. Gemeinsam mit Griffin, vielleicht sogar händchenhaltend, hinunter in den Hafen zu spazieren, einen mondbeschienenen Steg entlang, ein intensiver Blick, und dann dieser eine, besondere, langsame, innige Kuss.
    Während Isabel im Büro über der Buchhaltung saß, hatten die Deans das Haus wieder verlassen. Ein paar Stunden später, als sie gerade im Aufenthaltsraum staubwischte, waren sie wieder zurückgekehrt, Emmy mit einem Schokoladenlutscher in Hummerform und Alexa mit einem blauen Wassereisgetränk und den unvermeidlichen Stöpseln im Ohr. Griffin hatte sie angelächelt und gefragt, ob halb neun ihr passen würde.
    Um sieben raste Isabel nach oben und ging unter die Dusche. Stellte sich den Zungenkuss vor, das Gefühl von Griffins Händen auf ihrem eingeseiften Körper unter der Dusche. Auf ihrem seifenfreien Körper im Bett. Es überraschte sie selbst, dass ihre Phantasien über Griffin immer konkretere Züge annahmen. Genau wie in dem alten Carly-Simon-Song aus
Sodbrennen, Coming Around Again …
    Sie zog ihr neues Lieblingssommerkleid an. Sie hatte es sich erst vor ein paar Wochen unten im Hafen gekauft. Es war aus blassgelber Baumwolle, die Träger und der hohe Bund waren mit winzigen Blümchen bestickt. Das Kleid verlieh Isabel das Gefühl, hübsch und unbeschwert zu sein. Sie betupfte sich mit ein paar Spritzern Coco, ihrem Lieblingsparfüm, tuschte sich ganz leicht die Wimpern, legte einen Hauch beerenfarbenen Lipgloss auf, kämmte sich die Haare und machte sich auf den Weg nach unten. Auf dem Treppenabsatz im ersten Stock hörte sie jemanden weinen. Sie blieb stehen und lauschte, um herauszufinden, woher das Weinen kam. Aus der Alleinekammer. War das June? Sie klopfte zaghaft an die Tür. Von innen wurde augenblicklich etwas dagegengeschleudert. Es klang nach einem Buch.
    Alexa.
    «Alexa, ich bin’s, Isabel. Darf ich reinkommen?»
    «Nein!»
    Isabel legte die Hand an die Tür. «Ich würde wirklich gern mit dir reden, Süße.»
    «Wozu denn? Du hasst mich, und jetzt bist du auch noch die neue Freundin von meinem Vater. Mein Leben ist super! Also gibt es auch nichts zu reden!»
    Die neue Freundin? Sie waren lediglich ein einziges Mal miteinander spazieren gegangen! Für einen Teenager mit geschiedenem Vater reichte das wahrscheinlich schon. «Ich hasse dich nicht, Alexa. Kein bisschen. Ich bin dir auch nicht böse.»
    Einen Augenblick lang war es still hinter der Tür, dann war wieder Weinen zu hören. «Ich glaube dir kein Wort. Hau ab! Du kommst zu spät zu deinem
Date

    Daher wehte der Wind! Das war nun wirklich nicht ihre Baustelle, ein Gespräch mit Alexa über das Liebesleben ihres Vaters. Nicht dass es zwischen ihr und Griffin ein Liebesleben gäbe. Im Augenblick jedenfalls. Und es stand auch nicht fest, ob es jemals eines geben würde.
    Isabel wollte von Angesicht zu Angesicht mit Alexa reden und drehte vorsichtig am Türknauf. Die Tür bewegte sich nicht. Offensichtlich hatte Alexa von innen etwas davorgeschoben. «Dein Vater und ich machen einen Spaziergang. Mit Happy.»
    «Ihr habt ein Date! Genau wie meine Mutter damals ein Date mit ihrem Boss hatte und damit die ganze Familie zerstört hat. Jetzt hat auch noch mein Vater Dates. Ich hasse meine Mutter! Ich hasse sie, ich hasse sie, ich hasse sie», schrie Alexa. «Sie hat alles kaputt gemacht! Ich hasse sie, und ich bin froh, dass ich ihr das ins Gesicht gesagt habe!»
    Hilfe noch mal, das war wirklich ziemlich heftig. Isabel war sich nicht sicher, ob sie Griffin holen oder lieber ihrem Gefühl vertrauen sollte. Sie lehnte sich wieder ganz nah an die Tür. «Ich würde wirklich gerne mit dir reden, Alexa. Ich glaube, es gibt da ein paar Sachen über mich zu wissen, die dir helfen könnten.»
    «Ich will aber nichts von dir wissen!»
    Isabel berührte unwillkürlich den Anhänger um ihren Hals. Sie trug eine zarte Goldkette ihrer Mutter mit einem kleinen goldenen Herzen daran. «Eine Sache möchte ich dir trotzdem erzählen.» Isabel holte tief Luft, diese Geschichte hatte sie schon sehr lange niemandem mehr erzählt. «Das Letzte, was ich jemals zu meiner

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