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Der Sommer der Gaukler

Der Sommer der Gaukler

Titel: Der Sommer der Gaukler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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Schulter.
    »Was ist das?«
    »Ein Brief aus Salzburg«, sagte Eleonore, und am Klang ihrer Stimme konnte er hören, dass er keine gute Nachricht erhielt. Sie drehte sich wieder zum Spiegel und zupfte an ihren Schläfenlocken.
    Stirnrunzelnd entfaltete er den Bogen und begann zu lesen. Sein Gesicht wurde dunkel.
    »... die Entscheidung... auf nächste Woche verschoben ! !«
Er brüllte los: »Was tut diese so genannte Theaterkommission eigentlich den ganzen Tag? Als ob jeden Tag Tausende vonCompagnien anfragen würden, ob sie in diesem stockigen Nest spielen dürfen! Im Gegenteil! Die meisten machen ein Bogen darum, und sie wissen, warum! Weils den hohen Herren nämlich an jeglichem Verständnis für das Theater fehlt! Und einem Volk, das sich diese bigotte Gängelei gefallen lässt, wahrscheinlich ebenso!« Er lief aufgebracht in der Kammer umher. »Eleonore! Irgendein unsichtbarer Feind intrigiert gegen mich.«
    »Du meinst den Herrn Wahr mit seiner Compagnie? Oder den Herrn Hornung?«
    »Nur er kann es sein! Wahr wird sich hüten. Der hat im letzten Jahr einen Haufen Schulden zurückgelassen, weil keiner seine abgeschmackten Spektakel sehen hat wollen!«
    Sie zuckte ungerührt die Schultern.
    »Vielleicht eilt dir halt ebenfalls ein bestimmter Ruf voraus?«
    »Natürlich! Nämlich der, dass ich dem Publikum keine faden Suppen vorsetz!«, giftete Schikaneder zurück. »Ist dir klar, was diese Nachricht heißt?«
    »Dass wir –«
    »Noch länger in diesem öden Kaff arretiert bleiben, genau!« Sie sah über ihn hinweg.
    »Aber du magst doch die frische Luft so gern?« Sie machte eine kleine strategische Pause, bevor sie betont harmlos fortfuhr, wobei sie ihn über den Spiegel beobachtete: »Die Demoiselle Bichler kriegt auch immer mehr Farb.«
    »Eleonore!« Er stampfte wütend auf. »Deine Scherze sind unpassend!«
    »Scherze? Ich hab dich vorhin zwei Stunden gesucht. Desgleichen waren mehrere Mitglieder des Ensembles ebenfalls nicht aufzufinden, darunter die Demoisell.«
    »Ich bitte um ausdrücklichste Verzeihung, wenn ich versäumt haben sollte, mich korrekt abzumelden!«
    »Du fühlst dich auf einmal beengt von mir?«, gab sie spitz zurück. »Das müsstest du mir erklären. Sobald wir nämlich im Bett liegen, kann es dir meist nicht eng genug sein!«
    »Du sekkierst mich mit absolut haltlosen Verdächtigungen!Wie ich sie hasse, deine kindischen Eifersüchteleien! Und immer fallen sie dir ausgerechnet dann ein, wenn ich eh schon nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht!«
    »Verzeih, Schani –«, lenkte sie ein.
    »Emanuel!«, bellte Schikaneder.
    Sie sah ihn mit gespielter Unschuld an.
    »Aber wir sind doch unter uns? Früher hast es du gern gehört.«
    »Früher!«, echote Schikaneder erbost. »Früher war ich ein Hungerleider, der mit einer verkratzten Violin über die Dörfer gezogen ist. Ist dir vielleicht aufgefallen, dass ich meinen Stand seither geringfügig anheben hab können?«
    »Meinetwegen – Emanuel«, meinte sie gleichmütig. »Aber sag: Was hast denn auf einmal?«
    »Nichts hab ich! Bin blendender Laune! Und die steigert sich ins Unermessliche, wenn ich so saudumme Sachen zu hören krieg!«
    »Aber –« Sie schüttelte den Kopf.
    »Eleonore! « Er ging auf sie zu und wedelte mit dem Brief vor ihrem Gesicht. »Ist dir klar, was es vor allem bedeutet, wenn wir die Permission für Salzburg nicht bald kriegen?!«
    Sie zuckte wieder die Schultern.
    »Ich – ich ahne schon was, aber –«
    Schikaneder schnitt ihr das Wort ab. »Sie ahnt was!«, höhnte er. »Darf ich raten? Die Gemahlin des Direkteurs ahnt, dass jeder Tag in dieser Absteige etwas kostet! Und gleichzeitig ahnt sie hoffentlich, dass es die dazu erforderlichen Gulden nicht vom Himmel regnet!«
    Madame Schikaneder fuhr herum, stemmte die Fäuste in die Hüften und holte Luft. Ihre Augen sprühten Blitze. Er wich zurück.
    »Das ahnt sie nicht nur, das weiß sie!«, entgegnete sie scharf »Und sie weiß auch, dass diese Gulden oft genug in deiner Gurgel versickern! Oder im Dekolletee von der einen oder anderen Demoisell ! «Mit einem Ruck wandte sie sich von ihm ab, ging zur Tür und griff nach der Klinke. Sie drehte sich noch einmal um.
    »Lass dir was einfallen, du – du Direkteur, du!«
    Schikaneder zuckte zusammen. Mit einem Knall hatte sie die Tür hinter sich zugeworfen. Er ließ sich in das verschlissene Fauteuil fallen. Seine Gedanken kreisten. Auch wenn er es sich vermutlich bereits schönrechnete – spätestens in zwei

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