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Der Sommer der Gaukler

Der Sommer der Gaukler

Titel: Der Sommer der Gaukler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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gesagt habe, meine er mit tiefstem Ernst.
    Demoisell Bichler blieb stehen und stellte den Kopf schräg.
    »Wenn du mich so schätzen würdest – ich meine, als Schauspielerin –, dann hätte ich das doch mindestens einmal bemerken müssen.«
    Er war schon einige Schritte vorausgegangen.
    »Du kannst dir vielleicht ausrechnen, warum ich bei dir da eine gewisse Zurückhaltung üben muss.«
    Sie trippelte ihm nach und blieb wieder stehen.
    »In der Öffentlichkeit, ja. Das leuchtet mir ja ein. Aber sonst –«
    »Wie – aber sonst?«
    Er ging an ihr vorbei. Sie rief in seinen Rücken.
    »Wenn ich für dich so eine gute Schauspielerin bin, warum merk ich das dann nie bei deinen Besetzungen?« Sie zog einen Schmollmund. »Entschuldige, Manü, wenn ich dir das sagen muss. Ich bin schon ein bisschen enttäuscht. Und ich glaub manchmal gar, du machst mir diese Komplimente bloß, um... na, du weißt schon. Leichtgläubig genug bin ich ja wohl.«
    Schikaneder drehte sich um.
    »Salome! Das ist wirklich dummes Zeug!«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust.»So? Dummes Zeug? – Dann beweis mir, dass ich Unrecht hab.«
    Er strich sich mit den Fingern durch seine dunklen, gelockten Haare und sah zur Seite.
    »Und wie, außer dass ichs dir wieder und wieder sag?« »Siehst du, Manü, du kannst es nicht«, stellte sie gekränkt
    fest. »Weißt du... ich weiß auf einmal gar nicht mehr, ob ich
    nicht besser wieder ins Dorf gehen soll. Irgendwie –«
    Er machte einen Satz auf sie zu und nahm sie bei den Schultern.
    »Herrgott! Ich – ich kann dir nicht Dinge auf die Nase binden, die noch im Entstehen sind! So hab doch Vertrauen!«
    »Jaja. Vertrauen. Kenn ich. Wenn das alles ist, was du mir dazu zu sagen hast, dann geh ich doch jetzt besser wieder ins –«
    »Salome! Und wenn ich dir sag, dass sich alles bald ändert? Dass ich mich, um nur ein Beispiel zu sagen, wie ein Löwe dafür eingesetzt hab, dass du die Salzburger ›Bernauerin‹ sein sollst? Dass ich die ›Bernauerin‹ in Salzburg geben will, weißt du das überhaupt?«
    »Was?«, hauchte Demoisell Bichler. »Ist das wahr, Manü? – Nein, das sagst jetzt bloß so!«
    Schikaneder nickte nachdrücklich.
    »Doch! Ich hab mich leidenschaftlich dafür eingesetzt, dass du sie spielen darfst!«
    »Das... das hast du getan? Oh, Manü...Manü!«
    Er lächelte selbstgefällig.
    »Hab gekämpft wie ein Löwe!«, sagte er, die Gespreiztheit mit einem kleinen Lächeln unterlaufend. Mit vielsagender Miene fügte er hinzu: »Du wirst dir vorstellen können, was da an Widerständen zu überwinden sind.«
    Sie konnte nicht mehr an sich halten und umarmte ihn stürmisch. Er ließ es geschehen.
    Dann löste er sich von ihr, nahm ihre Hand und zog sie fort. Von weitem war bereits das helle Rauschen eines Wasserfalls zu hören. Sie schmiegte sich an ihn.Ein wenig besorgt sagte sie: »Manü – du denkst jetzt aber nicht, dass ich bloß auf sowas aus bin, gelt?«
    »Nie.«
    »So bin ich nämlich nicht, Manü.«
    »Weiß ich doch.«
    Sie nahm ihre Hand von seiner Hüfte und blieb wieder stehen.
    »Ich schwörs, Manü!«, beteuerte sie. »Wann ich bloß in der Nähe deiner... deiner schönen Seel sein darf, dann ist mir alles andere doch so gleichgültig!«
    Er zog sie heftig an sich. Sie spielte die Überrumpelte und gab einen erschreckten Ton von sich.
    »Manü ! «, tadelte sie belustigt.
    »Was hast du eben gesagt? Auf einmal ist es dir gleichgültig?« Sie lachte ihm ins Gesicht.
    »Aber natürlich! Ach, Manü! Ich frag mich wirklich, was du von mir denkst! Natürlich freuts mich, wenn ich eine schöne Rollen krieg. Aber das Allerwichtigste ist mir doch, dass ich in deiner Näh sein kann. Dafür ertrag ich doch alles! Wenn mich wer fragen würd, was mir wichtiger wär – diese oder jene Rolle, oder dass ich mit dir zusammen sein darf, dann gäbs doch bloß eine Antwort! – Manü ! «
    »Soso.«
    Schikaneder sah sie treuherzig an.
    »Dann wärst mir also nicht bös, dass ich mich zuletzt doch für die Madam entschieden hab? Du weißt ja, dass sie da immer so empfindlich ist. Und wir zwei wollen doch nicht, dass sie auf Gedanken kommt, was unsere tiefe seelische Bindung... du verstehst?«
    Demoisell Bichler wandte sich abrupt ab.
    Habs gewusst, sagte sie sich. Ich habs gewusst! Wie hab ich
    bloß so blöd sein können, mir Hoffnung zu machen?
    Sie fasste sich. Sie musste klug sein, musste ihm Zeit geben. Sie ging einige Schritte voraus, drehte sich zu Schikaneder um
    und ließ ihn

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