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Der Sommer der Gaukler

Der Sommer der Gaukler

Titel: Der Sommer der Gaukler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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es hat keine Freiheit mehr heutzutag.« Er griff nach dem Humpen und nahm einen tiefen Schluck. »Könnt eins grad zum Revoluzzer werden.« Er wischte sich mit dem Handrücken über den Schnauzbart. Kolber lachte verwundert.
    »Revoluzzer? Ausgerechnet du, Hassl?«
    Hassl rülpste vernehmlich.
    »Grad ich.« Er nickte nachdrücklich. »Weil ich für die Freiheit bin, dass eins die Leut rausschmeißen darf, wanns zu nichts mehr taugen.«
    »Dafür wär ich auch«, stimmte Kolber zu. Obwohl sie alleinim Gastraum waren, dämpfte er seine Stimme. »Aber hören wir auf mit der Politisiererei. Ist gefährlich heutzutag!«
    »Bin gar net der Einzige, der das meint, Kolber. Da denk dir nichts. Schau: Futtern darfst die Alten, und die fressen net wenig, und am End darfst gar noch die Beerdigung zahlen. Ist es so oder net?«
    »Trotzdem, Hassl. Brems dich. Unser Herr Richter wenn so was hören tät!« Er beugte sich zu seinem Gast und verzog den Mund zu einem boshaften Grinsen. »Zu Zeiten vom Ahnl hätts noch gebrannt, die alte Hex.« Er lachte meckernd. »Aber wer gibt heut noch was auf die alten Bräuch?«
    Hassls Bauch wogte vor Vergnügen.
    »Der Kolber du alter Hund...«
    Er schüttelte den Kopf, schob den leeren Teller von sich, griff nach seiner Pfeife und fischte einen Tabaksbeutel aus seiner Westentasche.
    »Babett!«, rief Kolber befehlend in Richtung Küche. »Abräumen!«
    Er wandte sich wieder seinem Gast zu.
    »Sag, von Salzburg kommst grad her?«
    Hassl nickte, während er sich die Pfeife stopfte.
    »Da drüben wartens schon auf den Herrn Schikaneder, hast gesagt?«
    Wieder nickte Hassl.
    »Die sind theaternärrisch, die Salzburger«, sagte er verächtlich. »Stadtleut halt. Mir ging er grad noch ab, der Krampf.«
    »Mir auch. Hab Theater genug bei mir«, pflichtete ihm Kolber bei.
    Hassl setzte den Pfeifentopf in Brand, zog und blies eine Rauchwolke gegen den Plafond.
    »Aber der Herr Schikaneder selber«, sagte Kolber, »das muss ich schon sagen, das ist ein durch und durch nobles Mannsbild. Da könnt ich wirklich nichts sagen. Da hat schon ganz anderes Gesindel bei mir Quartier gemacht.«
    »Glaub dirs schon, Kolber«, sagte Hassl. »Aber weißt’, die Leutsehens halt bloß net so gern, wie da im Dorf herumgestelzt wird mit kurze Röck und halb nackerte Arm. Man hat halt Sorg, dass sich die Jungen da was abschauen könnten, verstehst?«
    Er sammelte Speichel und spuckte neben sich auf den Boden.
    »Ich kann nichts dagegen haben, wann ich mein Haus voll hab«, verteidigte sich der Wirt. »Selten genug geschiehts ja, seits die neue Mautstraß gebaut haben.«
    Hassl nickte nachdenklich.
    »Das wundert mich schon auch...«, begann er.
    »Was?«
    »Na, dass die überhaupt bei dir eingekehrt sind.«
    »Wieso?! Ich hab ein anständiges Haus, da hats noch nie eine Klag gegeben!«
    »Jetzt geh net gleich wieder auf wie eine Dampfnudel, Kolber. Davon red ich doch gar net.«
    »Von was dann?«
    »Ich frag mich, wieso sie nicht die neue Straß genommen haben. Dass sie sich verfahren haben, kann ich mir schlecht vorstellen. Alle Fuhrleut kennen die neue Streck. Wieso fahren sie dann über den alten Pass? Da kraxeln doch bloß noch die Vaganten, das Hausierergeschmeiß und das ganze Gesindel drüber, weils kein Geld für die Maut haben.« Er sah Kolber von der Seite an. »Und weiters – wieso fahren sie eigentlich net weiter? Sei mir net bös, Kolber – aber es gibt schon noch noblere Wirtshäuser als das deine.«
    »Was weiß ich? Kanns doch net fragen.«
    »Wär aber schon interessant«, sinnierte Hassl.
    »Der Herr Direkteur sagt, dass er ganz froh ist, ein paar Tag Erholung zu haben. Wird ihm halt gefallen bei uns.«
    »Und wie lang wollens die Leut im Dorf noch bremsig machen?«
    Kolber zuckte mit den Schultern. »Weiß ich genauso wenig.« Hassl warf ihm einen lauernden Blick zu.
    »Na, einen Grund wirds schon haben, wann sich der Herr Erzbischof spreizt. Meinst net, Kolber?«Zwischen den Brauen des Wirts bildete sich eine Falte. »Er tut – was?«
    »Nichts«, beschwichtigte Hassl. »Es schaut halt bloß danach aus, als ob sie noch net auf Salzburg hineindürften. Kann aber genauso gut Gered sein. Wann ich ehrlich bin, täts mich aber net wundern. – Schau du bloß, dass du net auf deiner Zech hocken bleibst, Kolber! «
    Kolber riss den Mund auf.
    »Ich hab nichts gesagt, Kolber«, beeilte sich Hassl hinzuzufügen. »Ist bloß ein ganz allgemeiner Rat, gelt?« Er wechselte rasch das Thema.
    »Sag – wo ist

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