Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sommer der Gaukler

Der Sommer der Gaukler

Titel: Der Sommer der Gaukler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
Vom Netzwerk:
»Zum Glück hab ich meine Mannheimer im Orchester. Eine Blamage wirds schon nicht werden.«
    Schikaneder hüstelte verhalten.
    »Das Antike ist außerdem grad Mod«, warf er launig ein. Mozart hob den Kopf.
    »Das ist gefehlt, Monsieur Schikaneder«, sagte er scharf. »Was Mod ist, interessiert mich grad so viel, als ob Sie einen Furz gehen lassen oder nicht!«
    Seine Worte hallten in einer peinigenden Pause aus. Schikaneders kontrolliertes Lächeln verrutschte. Das hatte er nicht beabsichtigt. Während des ganzen Abends war es ihm gelungen, sich zusammenzunehmen, obwohl er ein fast übermächtiges Bedürfnis verspürt hatte, diesem Schnösel endlich die Meinung zu sagen. Aber jetzt? War der Wein daran schuld, dass er die Beherrschung verloren hatte? Was war er für ein Idiot! Mozart steht bei von Playen in höchstem Ansehen, ist zudem sein Gast! Und er, Schikaneder, pöbelt diesen Gast auch noch an! Himmel, hilf!
    Der Baron hob die Brauen. Er musterte Mozart, dann wanderte sein Blick zu Schikaneder.
    »Pardon, ich –«, begann dieser schwächlich.Mozart schoss aus der Lehne und beugte sich vor.
    »Monsieur! Ich habe stets aufrichtiges Vergnügen an Ihrer Kunst gehabt! Wie auch an Ihrer Person, und –«
    »Aber für mich gilt doch nichts anderes!«, protestierte Schikaneder. Zu spät, höhnte eine innere Stimme, du hast es vermasselt.
    »Woher dann diese rigolöse Distanz, Monsieur Schikaneder? Sie verdrießt mich!«
    »Distanz?«
    »Distanz, ja!« Mozart schlug mit der Handfläche auf den Tisch. »Ich mag zuweilen ja ein recht kurioses Viech sein! Aber für einen dummen Esel dürfen Sie mich nicht halten! Distanz, jawohl! Wenn ich Anlass gegeben habe, bitte ich um allergnädigste Auskunft, Monsieur. Sie erhalten jede Satisfaktion!«
    Der Baron faltete die Hände.
    »Gewiss ein Missverständnis.«
    Mozart schüttelte lebhaft den Kopf. »Einen wahren Künstler missversteht man nicht! Und wenn es einen Beruf gibt, dessen Angehörige, obs ihnen zupass kommt oder nicht, zur Lüge schlicht zu ungeschickt sind, dann sind es die Theaterleute. Deshalb gehe ich davon aus, dass sich Monsieur Schikaneder in aller Präzision geäußert hat, wie ich mit gleicher Präzision erspüre, und das bereits den ganzen Abend, dass ihm eine Laus über die Leber saust!« Er sah Schikaneder direkt an. »Welche ist es?«
    Schikaneder war tiefer in den Stuhl gerutscht. Er war wie gelähmt, sein Blut sirrte. Du vermaledeiter Idiot!, hallte es in seinem Kopf.
    »Sie können völlig frei sprechen«, sagte der Baron. Schikaneder setzte sich aufrecht. Er räusperte sich und atmete durch.
    »Es würde mich – eh – außerordentlich quälen, Ihre geschätzte Gastfreundschaft durch eine unmaßgebliche – eh – Empfindlichkeit meinerseits zu –«
    »Plapp-plapp!«, unterbrach der Baron energisch. »Und unswürde außerordentlich quälen, wenn Sie sich nicht frei äußern würden. Wofür halten Sie mich? Wofür Monsieur Mozart? Für eitle Schwatzköpfe?«
    Mozart setzte nach: »Heraus damit! Frank und blank!«
    Schikaneder straffte sich. Es war eh alles längst zu spät. Der Besuch beim Baron war zwar für die Katz gewesen, und die Zeit hätte er besser genützt, wenn er an einem Plan getüftelt hätte, wie er und das Ensemble sich unauffällig aus dem Staub machen könnten. Aber wenigstens blieb ihm jetzt die Genugtuung, es diesem eingebildeten Flegel zu zeigen.
    Er fixierte Mozart streng.
    »Nun gut!«, begann er. »Augsburg!«
    Mozart nahm die Pfeife aus dem Mund.
    »Augsburg? Ja? – Habe ich da nicht die Aufführung Ihrer ›Lyranten‹ besucht?«
    »Sie haben!«, nickte Schikaneder. »Ich jedenfalls erinnere mich noch ausgesprochen gut daran.«
    Mozart lachte ungläubig. »Aber das ist kurios! Wir sind einander nicht präsentiert worden! Sie waren von begeisterten Bewunderern umstellt, und ich, glaube ich, hatte noch einen wichtigen Besuch abzustatten.«
    »Ich erinnere mich dennoch.«
    »Aus Kuriosum wird Mysterium!«, bemerkte Mozart. »So? Dann frage ich: Wie – wie gefiel die Aufführung?« »Ecoutez, Monsieur! So hören Sie: unvergleichlich!« Schikaneder starrte ihn verblüfft an.
    »Pardon?«
    »Wie ichs sag, Monsieur!«, rief Mozart. »So waschens Ihnen wenigstens die Ohren, wenns Ihnen am Arsch zu mühsam ist! Ich sagte: unvergleichlich!« Er schüttelte belustigt den Kopf. »Also, das ist wirklich kurios.«
    »Aber – aber Er hat die ganze Zeit einen Rumor gemacht!«,
    platzte Schikaneder heraus, noch immer empört. Wollte

Weitere Kostenlose Bücher