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Der Sommer der Gaukler

Der Sommer der Gaukler

Titel: Der Sommer der Gaukler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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flatterten unmerklich.
    Als hätte sich sein Gegner urplötzlich in Luft aufgelöst, drehte sich Kolber zu den Kartenspielern.
    »Wann ist Ihr Herr Direkteur retour?«, fragte er rau. Die Männer zuckten die Achseln.
    »Richten die Herrschaften ihm aus, dass ich was mit ihm zu reden hab. Geschäftlich!«
    Er drehte sich schroff um und stapfte davon.
    Wallerschenk atmete hörbar aus. Er wandte sich zu seinen Kollegen.
    »Das wird ihm eine Lehre sein!«
    Millner wiegte den Kopf.
    »Na? Da bin ich neugierig.«
    »Sinds mir nicht bös, Wallerschenk«, sagte Demoisell Bichler. »Aber Sie sind ein Idiot.«

14
    S chon lange habe er nicht mehr so hervorragend gespeist, sagte Schikaneder. Baron von Playen quittierte es mit zufriedenem Lächeln.
    »Ich werde Ihr Lob an unsere Köchinnen weitergeben, Monsieur.«
    Er schielte unauffällig zu seinen beiden Gästen. Bereits während des Hauptgangs war ihm aufgefallen, dass Schikaneder zwar mit ihm lebhaft plauderte, von seinem Gegenüber jedoch kaum Notiz nahm, so sehr sich Mozart auch darum bemühte.
    Der Baron fand, dass dieser mittlerweile sogar etwas vergrämt wirkte. Mozart kramte Pfeife und Tabaksbeutel hervor. Von Playen warf ihm ein aufmunterndes Lächeln zu.
    »Erzählen Sie von Paris, Monsieur Mozart!«
    »Ja, bitte«, sagte Schikaneder höflich.
    Mozart füllte den Pfeifenkopf und drückte den Tabak fest. Er lächelte schief, ohne den Baron anzusehen.
    »Wissen Sie was? Ein Fuchs ist kein Has.«
    Der Baron schmunzelte väterlich.
    »Er ist ein rechter Kindskopf!« Er hob mahnend den Finger. »Aber Er kommt uns nicht aus.«
    Mozart entzündete einen Span am Kerzenlicht, setzte die Pfeife in Brand, zog daran und lehnte sich zurück.
    »Ach! Paris! Das oh-la-la-Paris!« Er ließ eine Rauchwolke zur getäfelten Decke emporschweben. »Da erhältst eine Einladung bei seiner Hochmut Komtess-Mätress, und sie lasst dich dreiStunden warten in der eiskalten Hallen, bis dir die Finger zu Eiszapfen geworden sind, und danach sollst ihr ein flinkes Menuett servieren – während das gnädige Mäträzzerl mit allerlei Chapeaus und Cavaliers zu scharwenzeln hat und gar nicht hinhört! So schnurrige Histoirs wollens hören? Na, mir hebts weiters nicht die Laun.«
    Der Baron legte die Hände übereinander.
    »Aber vom kretischen König wird doch Erfreulicheres zu berichten sein«, setzte er milde nach.
    »Komponiert ist es schon«, sagte Mozart. »Bloß noch nicht geschrieben.«
    Von Playen neigte sich zu Schikaneder. »Monsieur Mozart ist nämlich der Kompositeur einer Opera über Idomeneo, den König von Kreta. Im Auftrage unseres Kurfürsten.«
    Schikaneder lächelte gezwungen.
    »Bravo!«
    »Vielleicht tragen unsere obersten Herren in München doch ein wenig zu unrecht an dem Ruf, über zu wenig Kunstverstand zu verfügen«, meinte der Baron.
    »Bei gewissen anderen Gelegenheiten haben Sie ihn allerdings vermissen lassen«, versetzte Mozart griesgrämig.
    Von Playen nickte verständnisvoll.
    »Ich hatte kürzlich Gelegenheit, mit Graf Seeau noch einmal über Ihre Causa zu disputieren, Monsieur Mozart. Er war ja damals höchst unglücklich, als sich die Angelegenheit mit Ihrer Anstellung am Hof zu München zerschlug. Er versicherte mir jedoch glaubhaft, dass zu diesem Zeitpunkt tatsächlich keine Vacatur bestand und dass die Gründe für Ihre Zurückweisung keinesfalls künstlerischer Art waren. Der einzige, aber nicht entscheidende Einwand, den er der Äußerung des Kurfürsten überhaupt entnehmen konnte, wäre jener gewesen, dass er Sie für noch etwas zu jung hielt.«
    »Grässliches Schicksal«, sagte Mozart gallig. »Wär ich nur schon ein Greis. Dann könnt ich mich vor Ehrerbietung gar nicht mehr retten.«Der Baron verzog den Mund zu einem geschmerzten Lächeln.
    »Oh! Mein lieber Monsieur Mozart! Wenn Sie sich da nur nicht täuschen. Es kann auch völlig anders kommen. Der Beispiele gäbe es viele. – Wie auch immer: Graf Seeau bat mich, Ihnen kundzutun, dass Sie am Hof zu München nach wie vor ein exzellentes Renommee‚ besitzen. Die Aufträge, die er Ihnen zukommen ließ, möchten Sie bitte als Ausdruck dessen sehen.«
    Mozart nickte selbstbewusst. »Das tue ich. Nur hilft es mir nicht viel.«
    »Haben Sie Geduld«, riet der Baron.
    Mozart nickte gedankenverloren. Um seinen Kopf stand mittlerweile eine Rauchwolke. Der Baron wechselte das Thema.
    »Mit Kaplan Varescos Libretto lässt sich arbeiten?«, fragte er.
    »Es tuts schon«, gab Mozart in beiläufigem Ton zurück.

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