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Der Sommer der Gaukler

Der Sommer der Gaukler

Titel: Der Sommer der Gaukler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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sich
    dieser hochnäsige Kerl schon wieder über ihn lustig machen? Mozart ließ sich lachend in die Lehne zurückfallen.»Das ist es?!«, prustete er.
    »Er fand es wohl sehr lächerlich«, schmollte Schikaneder. Er hörte, dass seine Stimme bereits kläglich klang. Er verstand nichts mehr.
    Mozart schüttete sich vor Lachen aus, bis er nach Luft schnappen musste. Er beugte sich wieder vor und sah Schikaneder an.
    »Mein lieber, bester Monsieur Schikaneder«, sagte er eindringlich. »So glauben Sie mir. Doch nicht lächerlich! Gewiss, einige Ihrer Musikanten tätens vertragen, dass man sie ein bisserl striegelt. Aber ich schwöre: Selten war ich vergnügter.«
    Schikaneder suchte nach Worten. Hilfesuchend sah er zum Baron. Dieser schmunzelte vielsagend.
    »Monsieur Mozart kennt eben keine Schranken, wenn es gilt, seine Emotions aller Welt mitzuteilen.«
    »Wozu auch?«, rief Mozart. »Sind wir Geister? Huh-Huh?! Wie steht uns das? Blöd, was? Wozu hätt der Mensch denn Fleisch und Blut und Gemüt und Stimm? Muss ich ausgerechnet Sie das fragen, Monsieur Schikaneder? Und jetzt will ich keine Klag mehr von Ihnen hören, sonst könnens mich da lecken, wos grad extra gut schmeckt! Wenn Sie nämlich spielen, dass ich vor Gaudium durchs Theater kugeln muss, dann haben Sie sichs selber zuzuschreiben!« Mit breitem Grinsen hob er die Handflächen. »Mich könnens nicht kulpieren! Ich weise jede Schuld von mir!«
    Der Baron hob das Glas. Seine Augen strahlten.
    »Messieurs? – Auf Bacchus, den Gott des Genusses!«

15
    I m Salett tobte bereits wieder das fröhlichste Fest. Babett und Sepha flitzten mit Weinkrügen hin und her, und wenn sie die Tür öffneten, schwappten für Sekunden Gelächter und Musik in die Wirtsstube. Hinter der Schänke schwitzte der Wirt.
    An dem Platz, der den Großbauern und den Honoratioren vorbehalten war, saß Hassl und stierte in seinen Bierkrug. Zwei Tische neben ihm hatten sich zwei Bauernsöhne niedergelassen, die immer wieder neugierig in Richtung des Saletts sahen.
    »Kolber!«, rief Hassl mit schwerer Zunge. »Geh einmal her.« Der Wirt wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Was willst denn, Hassl? Siehst doch, dass ich –«
    »Kolber!«, nörgelte Hassl. »Ist dir deine eingesessene Kundschaft nimmer gut genug?«
    Der Wirt trocknete sich die Hände an seiner Schürze und trat an den Tisch des Bauern. Was hatte der Bauer?
    »Auf keinen Fall, Hassl!« Er lachte besänftigend. »Wie kommst denn auf so einen Krampf?«
    »Ist kein Krampf net.«
    »Na, was passt dir denn net?«, rief der Wirt aufgedreht. »Sags mir, und es wird gerichtet!«
    Hassl machte eine verächtliche Kopfbewegung in Richtung Salett, aus dem in diesem Augenblick wieder lauter Beifall zu hören war.
    »Alle heiligen Zeiten kommt einmal eine Kellnerin zu uns herein.Schwänzeln viel lieber bei den Grattlern da herum.« Er rülpste. »Wenn wir dir nimmer gut genug sind, brauchst es uns bloß zum sagen.«
    »Krampf!«, wiederholte der Wirt. »Die Leut vom Dorf sind mir genauso viel wert wie jeder andere.«
    »Wie ist des überhaupt mit dem Tanzen?«, meldete sich einer
    der jungen Männer. »Unsereins darf eine Mords Straf zahlen,
    wenns uns unterm Jahr erwischen, und die dürfens, oder was?« »Für durchreisende Gäst gibts eine Ausnahm vom Herrn
    Richter, das wissts ihr genau«, gab der Kolber zurück.
    »Und wieso? Sind die da drüben vielleicht was Besseres?«,
    maulte der Zweite.
    »Sagt keins«, beschwichtigte der Wirt. »Und red net so einen Blödsinn.«
    »Was wär jetzt so eine Sünd dabei, wann wir ein bissl mit tanzen dürften? Das möcht ich wissen.«
    »Untersteh dich, du Lackl. Fangt ihr jungen Hupfer jetzt bloß an zu rebellieren! Da kennt unser Herr Richter überhaupt keinen Spaß!«
    »Aber gerecht is’ net«, beharrte der junge Bauer. Sein Nachbar stimmte ihm zu.
    »Herrgott! Hab ich die Gesetzer gemacht?«, rief der Wirt. »Das ist so, solang ich denken kann. Meinst, uns ists anders gegangen, wie wir jung waren?« Er wandte sich wieder Hassl zu. »Was, Hassl?«
    Der Großbauer stierte mit wässrigem Blick an ihm vorbei. »Kolber«, sagte er finster.
    Der Wirt runzelte die Stirn.
    »Was?«
    »Siehst nichts?«
    Hassl senkte die verquollenen Lider. Der Krug, der vor wenigen Minuten noch halbvoll gewesen war, war jetzt leer.
    »Unsereins möcht genauso anständig bedient werden wie des«, ein Rülpser unterbrach den Satz, »des noble Geschmeiß im Salett, hörst? Wennsd mir jetzt net auf der

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