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Der Sommer der Gaukler

Der Sommer der Gaukler

Titel: Der Sommer der Gaukler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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Stell dein hochnasigesTöchterl herschickst, Kolber, dann scheiß ich auf deine notige Wirtschaft. Ich find mir gut und gern eine andere.«
    Der Wirt ließ sich seine Beunruhigung nicht anmerken. Er brachte ein leidlich überzeugendes Lachen zustande.
    »Haha! Dass du mir verdurstest, das kann ich freilich net zulassen!« Er drehte sich um und brüllte nach seiner Tochter, deren fliegender Rock soeben durch die geöffnete Türe wischte.
    »Gleich!«, hallte ihre Stimme in der Diele. Die Küchentüre klapperte.
    »Her da!«, donnerte Kolber. Sie steckte den Kopf durch die Küchentüre. Ihr Gesicht war vor Eifer gerötet. Der Wirt zeigte mit Generalsgeste auf Hassl und sagte streng: »Was hab ich euch gesagt? Hab ich euch net gesagt, dass beim Kolber ein jeder gleich gut bedient wird?«
    »Tun wir doch, Vater«, verteidigte sich das Mädchen. Hassl verzog das Gesicht. Er hasste Sepha jetzt schon.
    »Das merk ich«, raunzte er.
    Der Wirt wies auf den Bauern. »Und was ist mit dem Hassl? ! « »Was mag er denn?«
    »Vielleicht fragst du ihn selber, wie sichs gehört!?«
    Sie trottete an den Tisch. Hassl fixierte die Wand hinter ihr. »Was werd ich wohl mögen«, grunzte er.
    Der Anflug eines pflichtgemäßen Lächelns zuckte über ihr Gesicht. Sie nahm den Krug und verschwand hinter der Schänke. Der Wirt beobachtete befriedigt, wie sie wenig später den gefüllten Krug vor dem Bauern abstellte.
    Hassl lächelte verkniffen. Er schielte zu ihr hoch.
    »Dank dir schön«, blubberte es zwischen seinen Lippen hervor. Er grinste schief. »Hock... hock dich doch ein bissl zu mir her, Sepherl.«
    Er war zu langsam. Sie war bereits wieder zur Küche unterwegs.
    »Jetzt! Wo ich so einen Haufen Arbeit hab!«, rief sie über die Schulter. Die Tür schwang hinter ihr zu.
    »Lass dirs schmecken, Hassl«, sagte der Wirt gönnerhaft. Erließ noch einen prüfenden Blick über die anderen Gäste schweifen und ging wieder hinter die Schänke.
    Einer der jungen Männer hob seinen Bierkrug.
    »Fesche Katz, die Sepha. Was, Hassl?«
    Der zweite drehte sich um, legte seinen Arm auf die Stuhllehne und prostete dem Bauern ebenfalls zu.
    »Aber schwer zum Einfangen, gelt?«, sagte er mitfühlend. Ein bösartiges Glitzern aus den Augen Hassls antwortete ihm. »Magst eine Schellen?«, knurrte der Bauer.
    »Nein.« Die beiden jungen Männer grinsten sich zu. »Keinen Humor hat er heut, der Hassl.«
    Hassl umkrampfte den Krug. Eine Weile brütete er vor sich hin. Dann presste er seine Fäuste auf die Tischplatte, stemmte sich aus dem Sitz und wankte in den Tenn. Das ausgelassene Gelächter der Komödianten rauschte in seinen Ohren.
    Auf dem warmen Sitzbrett des Aborts musste er sich zu beiden Seiten mit den Händen abstützen. Soßig rann es unter ihm heraus. Er war krank, das wusste er jetzt. Nach einer Weile, in der er sich stöhnend vor- und zurückbewegt hatte, wurde er etwas nüchterner. Er spürte den warmen Dampf, der aus dem Loch nach oben stieg. Seine aufgepeitschten Nerven beruhigten sich.
    Er zog seine Hose hoch, schob die Hosenträger über die Schultern und ging nach draußen. Die Nacht war kühl, über ihm glänzten die Sterne. Er schlich dem fahlen Lichtschein zu, der aus der rückwärtigen Tür des Gasthofs fiel. Kurz bevor er den Gang zur Gaststube betrat, hörte er ein Wispern. Und ein leises, klingendes Lachen.
    Sepha! Es traf ihn wie ein Keulenschlag. Seine Sepha! Von der jeder im Dorf wusste, dass er in Kürze um sie anhalten würde.
    Die andere Stimme gehörte einem Mann. Hassl setzte vorsichtig Schritt für Schritt. Sein Herz schlug so laut, dass er befürchtete, es könnte ihn verraten. Er stieß an eine Steinkante und stöhnte unwillkürlich auf. Sofort verstummten die Stimmen.Er hörte ein Rascheln, dann hastig trippelnde Schritte, die das Haus sogleich verschluckte.
    Aus dem Schatten der Remise trat eine Gestalt.
    »Guten Abend, mein Herr«, sagte Peter Wallerschenk höflich.
    Hassl starrte ihn wie einen Geist an. Eine ungekannte Schwäche überfiel ihn. Seine Knie drohten nachzugeben. Wallerschenk lachte künstlich.
    »Immer wieder verlaufe ich mich auf dem Weg zum Abort. Ist das nicht dumm von mir? Dabei müsste ich ihn doch langsam kennen.«
    Hassls Kehle war wie zugeschnürt. Sein Magen krampfte sich, als habe ihm jemand einen Schlag versetzt. Wallerschenk war längst wieder verschwunden, als sich Hassl in Bewegung setzte. Er ließ die Tür zur Gaststube hinter sich zukrachen, stampfte, nicht nach links, nicht nach

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