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Der Sommer der Gaukler

Der Sommer der Gaukler

Titel: Der Sommer der Gaukler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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rechts blickend, durch den Raum und griff nach seinem Hut.
    Kolber, der gerade mit Gidis Hilfe ein neues Fass auf die Anrichte gewuchtet hatte, ließ den Zapfhahn sinken und verfolgte Hassls Bewegung alarmiert.
    »Hassl?«, rief er.
    Doch der Bauer hatte schon die Türe hinter sich zukrachen lassen. Kolber rannte ihm nach. Hassl saß schon auf der Bank seines Einspänners, als der Wirt in die Zügel griff.
    »Was ist los, Hassl? Red!«
    Der Bauer starrte böse auf die Fäuste des Wirts.
    »Lass den Riemen aus«, knurrte er.
    »Was du hast, möcht ich wissen!«
    »Nichts hab ich, Kolber. Du hast was. Nämlich eine Tochter, bei ders zu einer Hur bald nimmer weit hin ist. Such dir einen anderen Deppen für deine Sepha! Soll sie sich ruhig weiter von der Zigeunerbagasch karessieren lassen – ich nehm so einen Drecksfetzen jedenfalls nimmer. Net einmal zum Händabwischen.«
    »Spinnst du jetzt komplett, Hassl?«
    »Lass den Riemen aus!«, zischte der Bauer.»Jetzt lass mit dir reden, Hassl! Kreuzsakrament nocheinmal! Du sagst mir jetzt auf der Stell, wieso du dich auf einmal so anstellst! Herrgott! Es ist doch schon alles so gut wie ausgemacht!«
    »Aber Gott sei Dank noch net geschrieben, Kolber! Gott sei Dank ist mir noch ein Licht aufgegangen, was du mir da andrehen hast wollen!« Er hob die Zugriemen. »Und was deine noblen Gäst betrifft, auf die du dir gar so viel einbildest, Kolber – ich gönn dir, dass du auf deiner Zech hockenbleibst! Wüah! !«
    Er schlug die Zügel auf den Rücken des Pferdes und rollte davon.
    Der Wirt starrte dem Wagen nach. Dann raste er zurück. »Sepha!«, brüllte er.
    Er fing sie vor dem Eingang zum Salett ab.
    »Aber ich muss –«
    Sie bekam es mit der Angst zu tun, als sie in sein vor Wut zerrissenes Gesicht sah.
    Seine Nägel krallten sich in ihren Arm, der Wein schwappte über ihre Schürze. Er zerrte sie mit sich.
    In der Remise ließ er sie die Karaffe noch abstellen. Dann packte er sie wieder, schleuderte sie in die Ecke, setzte nach, holte weit aus und ließ seine Schaufelhände in ihr Gesicht klatschen, links, rechts, wieder links. Ihr entsetzter Aufschrei ging in ein Winseln über. Sie rutschte an der Wand entlang zu Boden.
    Er richtete sich schnaubend auf. »Du poussierst mir noch einmal mit einem von den Zigeunern! Noch einmal!«, krächzte er. »Du und der Hassl, ihr seids versprochen! Geht das noch immer net rein in dein dummes Hirn?«
    »Wann er doch so blöd ist... und so schiach... «, schluchzte Sepha. Ihre Hände zuckten vor ihr Gesicht. Mit einem Satz war Kolber über ihr. Wieder sauste seine Pranke auf sie herab.
    »Brauchst noch eine, du Flitschen? ! «, brüllte er. »Getan wird, was ich sag, du Fetzen! Ist das ein für alle Mal drin in deinem Dickschädel?«Sie sank zur Seite, schlug die Hände vor ihr Gesicht und wimmerte leise.
    »Vater... nimmer hauen...«
    »Obs drin ist!!?«
    »Ja...«, flüsterte sie.
    Der Wirt holte tief Luft. Dann drehte er sich um, stampfte zurück in den Tenn und stieß die Tür zum Salett auf.
    »Schluss!«, schrie er. »Aus!«
    Das Gelächter erstarb schlagartig. Der Geiger ließ sein Instrument sinken.
    »Schluss! Es gibt nichts mehr! Überhaupt nichts mehr! Bevor nicht gezahlt ist, und zwar gleich, und«, Kolber reckte seine fleischige Handfläche nach vorne und tippte mit dem Zeigefinger der anderen Hand darauf, »hier auf die Hand!«

 
    16
     
    B aron von Playen klatschte vergnügt, nachdem Schikaneder sein Lied beendet hatte. Auch die drei jungen Dienstmägde hatten hingerissen gelauscht. Mozart stand vom Klavier auf, streckte sich und steuerte den Tisch des Barons an.
    »Ein schönes Lied, dieses ›Lob der Weiber‹.« Er rückte sich den Stuhl zurück und setzte sich. »Der Text ist von Ihnen, Monsieur Schikaneder?«
    Der Prinzipal nickte geschmeichelt. Er ließ sich neben Mozart in den Stuhl fallen.
    »Mit Verlaub. Die Musik ebenfalls.«
    »Respekt!«, warf der Baron ein. »Ich wusste nicht, dass Sie auch Compositeur sind, Monsieur.«
    »Sie haben es mir nicht krumm genommen, dass ich die Melodie ein wenig verziert hab?«, erkundigte sich Mozart.
    »Verziert?!«, rief Schikaneder. »Sie waren wie der Gartenmeister, der einen holzigen Apfelbaum so kuriert, dass er bloß noch die süßesten Früchte gibt.«
    Eines der Mädchen eilte herbei und schenkte nach. Ein anderes steckte neue Kerzen auf. Der Baron winkte sie zu sich. Sie beugte sich herab.
    »Ist geschehen, was ich befohlen habe?«, fragte er leise. »Ich werde mich

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