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Der Sommer der Gaukler

Der Sommer der Gaukler

Titel: Der Sommer der Gaukler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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vergnügt.
    »Schluss mit den Compliments, meine Herren!«, rief er. »So nehmen Sie doch Platz, Monsieur Mozart.«
    »Wenn Sie es mir nicht übelnehmen, meine Herren, ich stink immer gleich wie ein alter Bock, wenn ich bloß eine Viertelstund auf dem Pferd sitz. Ich war aber fast zwei Stunden so unterwegs, also dünst ich jetzt nach meiner Addition wie acht alte Böck!Drum bitt ich die Messieurs um Exküs, wann ich mich erst einmal wieder zivilisiert mach!« Er sah Schikaneder an. »Sie sind doch hoffentlich noch eine Weil hier zu Gast, Monsieur? Ja? – Machens mich nicht bös! Ich täts Ihnen tausend Jahr und länger nachtragen, das tätens nicht überleben!«
    Der Baron bemerkte Schikaneders Zögern und nickte ihm aufmunternd zu.
    »Sie leisten uns doch heute Abend Gesellschaft, Monsieur le
    directeur? Bitte machen Sie mich und Herrn Mozart nicht unglücklich! Außerdem ist die Küche längst dafür präpariert!« Schikaneder verneigte sich.
    »Mit größtem Vergnügen, Herr Baron.«
    Von Playen rieb sich zufrieden die Hände.
    »Wunderbar!«, rief er.

13
    A uch Caselli war erst gegen drei Uhr früh auf seine Strohmatratze gesunken, alles andere als nüchtern. Die Schlafkammer hatte vor Wärme und Körperausdünstungen gedampft, Millner, Wallerschenk und der Hornist hatten ein unerträgliches Schnarchkonzert veranstaltet. Obwohl sterbensmüde, konnte er nicht einschlafen, und vage erinnerte er sich am nächsten Morgen, dass ihn noch eine Weile eigenartige Geräusche aus dem Gesindetrakt beschäftigt hatten. Später träumte er, dass er als Polonius auf der Bühne stand und seinen Text vergessen hatte. Wie gerädert war er aufgewacht.
    Auch beim Frühstück ließ ihn eine merkwürdige Unruhe nicht los. Ein Spaziergang durch das Dorf brachte keine Abhilfe.
    Was war los mit ihm? Am Wetter gab es nichts auszusetzen, der Prinzipal hatte zudem keine Probenorder hinterlassen. Woher kam seine Unrast? Die wenigen Dörfler, die er zu dieser Stunde traf, schienen ihm auszuweichen, als trüge er eine ansteckende Krankheit mit sich. Caselli erinnerte sich daran, dass gestern zwei der Tänzerinnen aus nichtigem Anlass in Streit geraten waren, und zuvor hatten sich die Musiker in den Haaren. Bahnte sich nun auch bei ihm ein Dorfkoller an?
    Millner und Aloys hatten schließlich eine Partie Ombre vorgeschlagen.
    Und jetzt schien dieser Bengel von Aloys schon wieder ein verdammt gutes Blatt gezogen zu haben. Da galt es, die eigene Lagehinter einer undurchsichtigen Miene zu verbergen. Doch wenn man dauernd mit einem laut grummelnden, rastlos auf- und abgehenden Kollegen konfrontiert war, war dies schwer. Caselli fauchte Wallerschenk an: »So hockens Ihnen endlich hin! Oder stierens woanders die Erd auf. Ist ja nimmer zum Aushalten!«
    »Mit einer guten Karte wär man nicht so grantig«, bemerkte Aloys ungerührt. Er sah seine Mitspieler an: »Aufgeben?«
    Caselli nickte resigniert und warf seine Karten auf den Tisch. Er drehte sich ärgerlich um.
    »Sie sind schuld, Wallerschenk! Mit Ihrer nervösen Herumhupferei ! «
    »Ich? Daran schuld, dass Sie Ombre nicht beherrschen?« »Ja! Dauernd laufens herum und schnauben wie ein altes Ross!«
    »Ich werde wohl meine Gründe haben!« Wallerschenk wedelte mit einem Stapel loser Papierbögen. »Ich lese nämlich das neue Stück, an dem unser genialer Directeur gerade laboriert! Kein Wunder, dass die salzburgische Theaterkommission zögert, den Verantwortlichen für derartige Machwerke ins Land zu lassen!«
    »Was für eines?«, wollte Millner wissen. Er griff nach der Weinkaraffe.
    »›Das Regensburger Schiff‹«, las Wallerschenk angewidert ab.
    »Aber Sie haben doch eine schöne Rollen drin?«, warf Caselli ein.
    »Schön? Eine Figur aus Leder! Wenn überhaupt, dann künstlichstes Gefühl! Keinerlei Tiefe! Einen beschränkten Handwerker darf ich geben!«
    »Und Sie meinen, es passt nicht auf Sie?«, hörte er hinter sich Demoisell Bichlers Stimme. Sie räkelte sich in ihrer Liege und ließ den giftigen Blick Wallerschenks an sich abperlen. Er drehte sich wieder aufgebracht zu seinen Kollegen.
    »Was haben diese Bauern, diese Knechte, diese Schankwirte und was noch alles –, was hat dieses ganze Pöbelpersonal überhauptauf der Bühne zu suchen? Dann noch – unglaublich, aber zugegebenermaßen beinahe schon bewundernswert konsequent – auch noch Affen und Bären! Sind wir Schauspieler oder Dompteure, frage ich Sie, meine Herren!«
    Millner wischte sich mit dem Handrücken über den

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