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Der Sommer der Gaukler

Der Sommer der Gaukler

Titel: Der Sommer der Gaukler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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auf einen Findling am Wegrand und nahm sein Gesicht in seine Hände.
    »So nah ist also der Kerker...«
    Eleonore ließ sich an seiner Seite nieder.
    »Jetzt tu nicht, als ob wir nicht schon oft in so einer Lag gewesen wären. Sag mir lieber: Die Kassa geht also endgültig aufs Leersein zu?«
    »Wie Mitternacht auf die Finsternis«, sagte er mit hängendem Kopf.
    »Oh.«
    Er nickte geschlagen.»Ja...« Er sah auf. »Eleonore... gib mir deine Hand.« Sie tat es gerührt.
    »Eleonore!«, fuhr er auf. »Wo ist der Ring, den dir der Baron Tattelhuber geschenkt hat?!«
    Ernüchtert zog sie ihre Hand zurück.
    »Ah! An meine Bijous will er bloß! Kriminales Subjekt!« »Wo er ist! Eleonore!«
    »Längst solid versetzt, was sonst!«
    »Wir sind verloren!«
    Sie stöhnte auf.
    »Mach nicht schon wieder ein Drama! Es schaut dir keiner zu. Sag endlich, wie lang das Geld noch reicht.«
    »Wenn der Wirt nicht noch einen Wucherpreis wegen der Fuhrwerke draufschlägt, dann bis gestern. Mit gedehntestem Optimismus allerdings.«
    Eleonore riss die Augen auf.
    »Was?!«, platzte es aus ihr heraus. »Du Verschwender!! Wo –«
    »Wo-wo-wo! Wer rechnet denn damit, dass wir in diesem Nest so lang arretiert bleiben? Was hätt ich denn tun sollen? Auf Salzburg fahren, den Theaterkommissär erschießen, und mir die Permission selber ausstellen? – Aber immer nur Vorwürfe, Vorwürfe, Vorwürfe!«
    Sie sah ihn ungläubig an.
    »Versteh ich recht?«, rief sie. »Du erwartest Lob und Dank dafür, dass wir –«
    »Ja! Ein einziges Mal! «
    »Dass wir praktisch bankrott sind?! – Großartig! Danke!! « Schikaneder sank in sich zusammen.
    »Bitte«, sagte er leise. »Ach... Jedenfalls... seit der gestrigen Übernachtung sind wir schon im finsteren Feld der Kriminalität...«
    »Seit gestern? Aber – du hast den Wirt doch gestern bezahlt?«
»Da hab ichs grad noch so deichseln können, dass er nicht die
ganze Summe verlangt. Aber es ist ja noch nicht alles. Die Leutwerden auch bald ihre Monatsgage verlangen. Eleonore... wenn nicht noch ein Wunder geschieht, rücken wir bald ein in ein finsteres Gewölb...«
    »Du«, korrigierte sie nüchtern.
    »Gewiss«, flüsterte er geschlagen. »Ich. Wer sonst...«
    »Hör auf mit dem Schwarzsehen«, sagte Eleonore beherzt. »Es nützt uns jetzt nichts. Es ist auch nichts mehr in irgendeiner Nebenkassa, aus der du dir die eine oder andere Aventür finanzierst?«
    Schikaneder schüttelte nur den Kopf. Sie zog die Beine an und schlang die Arme um die Knie.
    »Na, wenns halt so ist, dann muss sie sich halt wieder füllen, unsere Kassa.«
    Das war zu viel. Er funkelte sie böse an.
    »Grandiose Erleuchtung!«, sagte er ätzend. »Dass ich nie selber auf so was komm?! – Ja, das wäre gewissermaßen erwünscht, meine Liebe! Es ist mir aber – zu meinem Bedauern – du verzeihst – noch nicht möglich, Gulden zu scheißen!«
    »Aha?«, sagte sie leichthin. »Gulden in Wein verwandeln, das kannst doch auch?«
    Er starrte sie zornig an. Bevor er etwas entgegnen konnte, ergriff sie seinen Arm.
    »Wieso kommst du eigentlich nicht auf das Allernächste?« Sein Mund blieb einige Sekunden offen. Dann schluckte er. »Das – das was?«, sagte er rau. Sein Blick irrte im Zickzack
    über ihr lächelndes Gesicht. »Das Nächste wär... was?«
    Sie legte ihr Kinn auf ihre Knie und knipste einen Grashalm
    ab.
    »Schau, Emanuel. Was tut ein Schuster, wenn er Geld verdienen will? Was ein Zimmerer? Und was ein Schmied? – Ich sags dir: Der Schuster macht Schuh. Der Zimmerer macht ein Dach. Und der Schmied einen Wagen.« Sie nickte aufmunternd. »Hm?«
    Schikaneder schoss in die Höhe und baute sich vor ihr auf. »Hier?!« Er schnappte nach Luft. »In diesem Nest?! – Ich?! –Der Schauspiel- und Operndirekteur Emanuel Schikaneder soll seine Kunst einem unverständigen Publikum vor die ungewaschenen Füße schmeißen?! – Niemals! – Nie!! «
    Sie sah ihn unverwandt an, die Lippen spöttisch geschürzt. Ihre Finger spielten mit dem Grashalm.
    »Niemals!«, wiederholte er erschöpft. »Es geht nicht.«
    »Tja, dann...« Sie stand auf und strich ihren Rock glatt. »Komm jetzt. Die anderen werden auf uns warten. Außerdem hats hier Ameisen.«

21
    A ls Schikaneder geendet hatte, standen alle Mäuler offen. Wallerschenk sah seinen Direkteur fassungslos an. Dann brach es aus ihm heraus: »Niemals! Nie!-mals! Ich –«
    Schikaneder unterbrach ihn schroff: »Herr Wallerschenk! Wir spielen, und zwar hier. Nehmens übrigens grad

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