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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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System mit vier Akkus entwickelt, zwei sind immer in der Hütte und zwei in der Stadt zum Aufladen. Natürlich entsteht dabei Brot, so ist es nicht, aber diese Art zu backen ist ganz schön aufwändig. Ständig sind zwei Akkus unter­ wegs zur Hütte, und zwei kommen von dort zurück. Lieber würde ich jede Woche einen ganzen Sack Brot rausbringen, aber ich habe den Apparat nun mal ange­ schafft. Meine Frau backt so gern.«
    Rytkönen nickte. Die Pampe im Mund hinderte ihn daran, zu dem Ärger mit dem Brotbackautomaten näher Stellung zu nehmen.
    Der Techniker führte seinem Kunden nunmehr Farb­ modelle für Gebisse vor. Rytkönen wählte schimmerndes Weiß für seine neuen Zähne. Er fand, an einem alten, klapprigen Körper müsse wenigstens irgendetwas neu und glänzend sein.
    Der Zahntechniker versprach, dass die neuen Zähne in einer Woche zur ersten Anprobe bereit seien. Dann würde er noch zwei Tage brauchen, um sie zu schleifen.
    Doch Rytkönen verlangte seine neuen Zähne so schnell wie möglich, am besten schon am folgenden Tag. Der Techniker erklärte, in diesem Fall müsse er Über­ stunden machen, und er sei nicht sicher, ob er daran Interesse habe. Er müsse zur Hütte rausfahren, um die Akkus des Brotbackautomaten auszutauschen. Rytkö­ nen versprach, ihm den doppelten Preis zu zahlen, wenn er seine Zähne schnell bekomme. Das entschied die Sache. So ist es meistens auf dieser Welt. Das Geld eines vermögenden Mannes bewirkt mehr als das Geld eines Armen, das selten irgendetwas entscheidet. Ver­ sucht ein Armer, etwas mit Geld zu regeln, verliert er es garantiert. Sonst wäre er auch nicht arm.
    Taavetti Rytkönen verbrachte zwei volle Tage im Hotel Tammer nur mit Milchsuppe. Sorjonen holte ihm aus der Apotheke Mineraltabletten. Selbst zusammen mit der Haferflockensuppe stellten sie nicht gerade ein großartiges kulinarisches Erlebnis dar.
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mich jemals von so geschmacklosem Zeug ernährt hätte«, nörgelte Rytkönen. Sorjonen machte ihn darauf aufmerksam, dass er sich sowieso an kaum etwas erinnern konnte.
    Als das Gebiss fertig und eingesetzt worden war, ver­ kündete der Alte, dass er Sorjonen noch am selben Abend im Tammer zu einem festlichen Essen einlade. Im Restaurant verlangte er den besten Tisch, dann blätterte er hungrig in der Speisekarte. Er wählte als Vorspeise Lachs in Aspik, als Hauptgang ein blutiges Steak und als Nachtisch Apfelsorbet nach Art des Hauses. Schnaps und schwerer Rotwein gehörten dazu, für Sorjonen leichter Weißwein. Die Oberkellnerin notierte die Bestel­ lung und fragte dann, welche Zubereitungsart er für das Steak wünsche.
    »Herr Vermessungsrat, möchten Sie, dass das Steak nach der herkömmlichen, von der französischen Grad­ messungsgruppe bevorzugten Art zubereitet wird, oder wäre Ihnen heute vielleicht ein Filet nach Art von Pan­ zergeneral Lagus lieber? Das ist so gegrillt, dass auf der Oberfläche der Abdruck einer Panzerkette zu sehen ist.«
    Rytkönen blickte zur Oberkellnerin auf. Sie war eine stattliche Frau von etwa fünfzig Jahren. Rytkönen ver­ suchte sich zu erinnern, ob er sie kannte. Er rieb sich die Schläfen, doch das brachte ihm keine Klarheit. Die Oberkellnerin rettete die Situation, indem sie fragte, ob sich der Herr Vermessungsrat nicht an sie erinnere. Er sei doch ein Stammgast des Hotels, und man sei stets bereit, ihm die Speisen nach seinen persönlichen Wün­ schen zuzubereiten.
    »Es fällt mir jetzt gerade nicht ein… Sie kommen mir allerdings bekannt vor. Mein Gedächtnis lässt nach, es ist mir wirklich peinlich.«
    Die Oberkellnerin erzählte, der Herr Vermessungsrat Rytkönen habe zuletzt vor zwei Jahren im Tammer ge­ wohnt. An den Besuch könnten sich alle im Haus noch sehr gut erinnern.
    »Habe ich mich denn womöglich danebenbenommen, irgendwelche Schweinereien angestellt?«
    »Aber nein, wir hatten alle viel Spaß in der Woche. Und auch schon oft zuvor. Ach, das waren Zeiten!«
    Rytkönen bat darum, dass das Steak entsprechend den Vorlieben der französischen Gradmessungsgruppe zubereitet werden sollte. Als sich die Oberkellnerin entfernt hatte, erklärte er Sorjonen, dass in den siebzi­ ger Jahren französische Wissenschaftler ins finnische Lappland gekommen seien, um die Rundung des Erd­ balls – oder vielmehr seine vermutete Abplattung – zu messen, es sei nämlich durch theoretische Berechnun­ gen herausgefunden worden, dass der Erdball an den Polen eingesunken

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