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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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verrostetes Blechschild, auf dem in großen schwarzen Lettern der Name Rymättylä stand. Wie in aller Welt war die Seilfähre aus den fernen Schären in diese gottverlassene Gegend Österbottens gelangt? Es wurde beschlossen, zunächst weiterzufahren und später zurückzukehren, um die Fähre näher zu untersuchen. Erst einmal sollte die neue Peilung vorgenommen wer­ den.
    Taavetti Rytkönen nahm sich der Sache wieder an. Er notierte sich die Zahlen und zeichnete eine neue Linie auf der Karte ein. Jetzt konnte man feststellen, dass sich die beiden Linien im Norden des Waldgebietes Metsolamminkangas kreuzten. Dort waren die Rinder! Ausgezeichnet, denn die Entfernung vom Seeufer zur Herde betrug nur viereinhalb Kilometer. Rytkönen strich über den Kolben des Elchgewehrs und konstatierte erfreut, dass es nun bald Fleisch geben werde.
    Jetzt konnte man zu der Fähre zurückkehren. Die beiden Boote wurden am Geländer festgemacht, und die Männer stiegen hinauf, um das Fahrzeug näher zu untersuchen.
    Die Fähre war in die flache Uferzone getrieben. Es war ein altes, handbetriebenes Modell. Die aufgerollten Stahltrossen hingen traurig am Geländer. Vorn und hinten befanden sich Schlagbäume, die verhindern sollten, dass die zu transportierenden Autos ins Wasser rollten. Die Fähre war sechs Meter breit und zehn Meter lang und bestand aus geteerten Balken. Die Bolzenköpfe waren verrostet, aber sonst schien alles in Ordnung zu sein. Als sich die Männer alle zusammen in eine Ecke stellten und hüpften, begann sich die Fähre träge zu neigen. Das bewies, dass das Fahrzeug schwamm.
    Die Bullenjäger beschlossen, die Fähre dicht ans Ufer zu schleppen und an Deck ihr Lager zu errichten. Auf stabilen Balken schläft es sich in jedem Fall angeneh­ mer als auf feuchtem Sumpfboden. Einen besseren Platz für ein Zelt konnte man kaum finden.
    22
    Zehn wild gewordene Rinder galoppierten mit erhobenen Schwänzen, unter denen der Kot nur so spritzte, in Richtung Kotkanneva. Sie flohen in Panik. Der dicke Rauch des brennenden Waldes und das Donnern der Explosionen begleiteten Mäkitalos Vieh aus der Umzäu­ nung des Unterfeldes in die Freiheit. An der Spitze der Herde bahnte sich Leitbulle Eemeli seinen Weg, am Hals den Sender, der Signale ins Weltall abgab.
    Erst nach zwei Kilometern, in den Wäldern des Iso Viskonsalo, machten die Tiere Halt; sie waren durch die Schlucht Olkosenkuru gewatet, und vor ihnen breitete sich das endlose Kotkanneva-Moor aus. Die Rinder scharten sich zusammen und blickten ins Moor, dann drehten sie sich um und schauten zurück. Gedämpfte Explosionen waren noch zu hören. Taavetti Rytkönen legte gerade Telefonmasten um, doch das verstanden die Tiere natürlich nicht. Für sie war die Zerstörung des Mäkitalo-Hofes ein komplexes Ereignis. Dem Schlund des Krieges blieb man besser fern.
    Ein leichter Sommerwind trieb den Rauch des Wald­ brandes weit fort ins Moor. Die Rinder beruhigten sich. Es war nichts mehr zu befürchten, entschieden sie und probierten das frische Riedgras am Rand des Moores. Verglichen mit dem winterlichen Kraftfutter, schmeckte dies zur Abwechslung mal viel besser. Auf der Anhöhe des Iso Viskonsalo wuchs ebenfalls feines, leckeres Gras. Wasser tranken sie aus dem Bach, der durch das Moor floss.
    In der ersten Nacht legten sie sich in einem brüderli­ chen Kreis unter die Fichten des Iso Viskonsalo nieder. Sie betrachteten einen Raben, der über das Moor flog. Der Rabe interessierte sich nun seinerseits für die Herde und zog über ihr seine Kreise. Die Tiere käuten wieder, und gegen Morgen schliefen sie. Einer der jüngeren Bullen träumte. Die Träume waren sehr einfach.
    Ein, zwei Tage blieben die Rinder im Iso Viskonsalo. Dann entfernten sie sich noch weiter von Mäkitalos Hof, kamen in die Heidegebiete Koppelokangas und Metso­ lamminkangas. Der dortige Teich diente ihnen als Trän­ ke. In dieser Gegend blieben sie mehrere Tage, vielleicht sogar eine ganze Woche. Rinder zählen die Tage nicht. Sie erinnerten sich nicht mehr an die Zerstörung ihres Heimathofes. In dieser Hinsicht ähnelten sie Taavetti Rytkönen, sie hatten ein sehr schlechtes Gedächtnis. Ihre Lebensphilosophie war untrennbar mit der Gegen­ wart verbunden, Fressen, Wiederkäuen, Saufen, faulem Herumliegen. Der Schwanz schlug nach Fliegen und Mücken, ohne dass groß darüber nachgedacht wurde, handelte reflexartig, so wie die Augenlider, die hin und wieder zuckten und das Glotzauge schmierten. Arbeit

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