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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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belastete diese Herde nicht, auch keine alten Erinne­ rungen oder Zukunftspläne. Sie waren frei wie der Wind.
    In den weiten Mooren und üppigen Wäldern ließ es sich gut aushalten. Die Herde zog am Rand des Kotkan-neva-Moores entlang bis zum künstlichen See am Venet­ joki. Dort blickten sie in die Runde. Sie sahen eine alte Fähre auf dem Wasser treiben. Einer der Bullen öffnete das Maul und stieß ein erstauntes Gebrüll aus.
    Zur Abwechslung suchten sie sich trockeneres Gelän­ de. Irgendwo im Fichtenwald des Gebietes Särkisengan­ gas stießen sie auf ein Lager mit Menschen, es waren ziemlich viele. Die Tiere betrachteten die Menschen, sie waren mager und wirkten irgendwie seltsam. Es waren französische Frauen, aber das wussten die Rinder nicht. Die Tiere waren auf der Hut, denn sie kannten das Verhalten der Menschen, dass sie zupacken, wenn man zu dicht an sie herangeht. Unversehens bekam man einen Strick um den Hals und wurde in einen Stall geführt.
    Diese Menschen hatten jedoch Angst vor den Rindern. Sie zeigten auf die Herde und gestikulierten heftig. Die Tiere beobachteten die merkwürdigen Wesen ein paar Tage lang. Sie sahen zu, wie die Frauen Frösche aus dem Sumpf holten und diese in einem Kessel über dem Feuer kochten. An Gräben und Teichen rissen sie Tüp­ felfarn und Wurzeln von Rohrkolben aus und aßen sie.
    Einige Tage später gerieten die Rinder auf einem A­ bendspaziergang in das kleine Dorf Härkäneva, es war schon fast Nacht. Im Dunkeln trabten sie über die Dorf­ straße, fraßen ein bisschen im Haferfeld, kackten das Gelände um den alten Milchbock voll und inspizierten die Weiden hinter einigen Häusern. Dort trafen sie auf eine Herde von Kühen mit dicken Eutern. Getrennt durch den Elektrozaun, verfolgten die Bullen die weibli­ che Herde. Irgendwie hatten sie das Gefühl, sie müssten bei den Kühen zur Sache kommen. Aber daraus wurde nichts, denn das Weibervolk interessierte sich nicht für die männlichen Gäste. Die Kühe waren nicht in Stim­ mung und taten gleichgültig. Die Bullen stießen im Chor ein Gebrüll aus und trabten davon, um den Urlaub unter ihresgleichen fortzusetzen.
    So verflog der Sommer. Auch Johannis ging unbe­ merkt im Urlaub unter, aber Rinder feiern ja auch nicht das Mittsommerfest. In den Einödgegenden des Kotkan-neva-Moores betrieben sie jungenhafte Sportarten. Sie stießen sich mit den Hörnern, dass die Stirnknochen dröhnten. Manchmal bestiegen sie sich gegenseitig und spielten, sie bestiegen Kühe. In der Hauptsache jedoch genossen sie das gute Fressen und die zaunlose Freiheit.
    Hin und wieder trabten sie zum Fichtenwald, um nach den französischen Frauen zu sehen. Diese waren noch weiter abgemagert. Das war seltsam, denn an den Rändern der Sümpfe und den Ufern der Gräben wuchs reichlich köstliches Grünzeug. Die Rinder hielten diese seltsamen Menschen inzwischen für nette und unprob­ lematische Bekannte. Von ihnen ging keine Gefahr aus, sie bildeten ihre eigene lärmende kleine Herde.
    Manchmal, in kühlen Sommernächten, stieg aus den endlosen Mooren gespenstischer kalter Nebel auf und hüllte die Herde ein, die unter den Fichten lag. Dann rückten die Tiere enger zusammen, sie käuten nicht wieder, sondern lauschten und blickten ernst ins Moor, das drohend hinter den Fichtenzweigen lauerte. Dort ertönte dann und wann der wilde Ruf eines Kranichs oder der freche Schrei eines Raben, manchmal klang auch aus einem fernen Dorf das Heulen eines Hundes herüber. Die Rinder verhielten sich lautlos, sie waren auf der Hut, ihre Ohren bewegten sich und ergründeten die Geräusche der Nacht. Wenn dann die aufgehende Sonne den Wind weckte und der nächtliche Nebel sich auflöste, erhoben sich die Tiere und suchten sich eine Stelle zum Fressen. Mit der Sonne vergaßen sie die seltsamen nächtlichen Geräusche und trabten als sorg­ lose Herde durch den heißen Dunst des Kotkanneva-Moores.
    Eines Nachmittags durchbrach der laute Knall eines Schusses die sommerliche Idylle, und der jüngste Bulle der Herde sank zu Boden, getroffen von der Kugel eines Elchgewehrs. Die anderen glotzten verdutzt auf ihren unglücklichen Kameraden. Dann begriffen sie, dass es jetzt galt, in vollem Galopp zu fliehen, und das taten sie dann auch augenblicklich.
    Vermessungsrat Taavetti Rytkönen und »Doktor« Sep­ po Sorjonen rannten zu dem erlegten Bullen, im Schlepptau zwei Ausländer, einen Albaner und einen Bosnier.
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    Reiseleiter Sakari Rientola, ein vitaler

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