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Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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verstärken. Aber wie kommt man im Dorf nur auf die Idee, dass Mr Worth der Übeltäter ist?«
    »Es ist der Zeitpunkt. Der Räuber treibt jetzt seit nahezu einem Jahr sein Unwesen in der Gegend. Genau seit dieser Zeit ist auch Mr Worth bei uns.« Schulterzuckend führte Dr. Berridge diese Tatsache an.
    Doch für Victoria waren simple Tatsachen allein nicht genug. »Und niemand, wirklich niemand kann ihn ausstehen. Als er hier ankam, hat er sich Mama gegenüber unaussprechlich ruppig benommen, obwohl sie mit ihrem Willkommenskorb den ganzen Weg bis zum Haus von Witwe Lowe gefahren ist«, berichtete Victoria indigniert.
    Jane erinnerte sich daran, was Mr Worth über Willkommenskörbe gesagt hatte – und dass sie mit mehr Fragen als mit Marmelade bestückt daherkamen. Sollte tatsächlich Lady Wilton ihm einen Korb gebracht haben, überraschte es Jane nicht, dass Mr Worth diesen Eindruck gewonnen hatte.
    »Und wenn er ins Dorf kommt, was nur äußerst selten der Fall ist, sagt er niemals Hallo zu irgendwem auf der Straße«, fuhr Victoria fort. »Letztes Jahr an Weihnachten hat er die Frau des Pfarrers richtig angeknurrt , als sie ihn fragen wollte, ob er zum Gottesdienst kommt.«
    »Indizienbeweise – bestenfalls«, wandte Dr. Berridge ein.
    »Mein lieber Doktor – das Studium der Medizin und der Rechte? Wie versiert Sie sein müssen«, entgegnete Victoria kess und erntete dafür ein Grinsen von ihrem Bewunderer. »Und was macht etwas zu Indizien, wenn nicht die Umstände?«
    »Würden Sie sich bei Mr Cutler danach erkundigen, würde er Ihnen erläutern, dass Umstände in Anbetracht von Fakten nur wenig bedeuten.«
    »Aber wenn es keine Fakten gibt, können Sie es niemandem mit Sinn für Klatsch und Tratsch vorwerfen, sich ebendiese aus den Umständen zusammenzuschustern«, konterte Victoria. Sie hatte die Hand auf Dr. Berridges Arm gelegt und lächelte ihn gewinnend an.
    Und erntete ein Lächeln von Jane. Victoria mochte es möglicherweise gar nicht bewusst sein, aber sie flirtete gerade mit dem Doktor. Entzückend. Kein Wunder, dass der Mann von ihr so eingenommen war.
    Victoria brachte Dr. Berridge und Jane zur Tür. Nicht nur Victorias Flirtkünste hatten Jane beeindruckt, sondern auch ihre Klugheit, und sie beschloss daher spontan, ihre frühere Spielkameradin für einen der nächsten Tage zum Tee einzuladen.
    »Ich fürchte, genau an diesem Tag hat meine Mutter ihren Strickkreis zum Tee. Das kann unmöglich gestrichen werden.«
    Umso besser, dachte Jane. »Nun, wenn sie dich entbehren kann, könntest du ja allein vorbeikommen.«
    Victoria lächelte, zögerte aber. »Seit eurer Ankunft haben wir noch nicht viel von deinem Bruder gesehen.«
    Oh, du liebe Güte. Jane behielt die Miene des Arztes sorgsam im Blick. »Nun ja, er muss sich erst wieder mit dem Landleben vertraut machen«, entgegnete sie unverbindlich.
    Enttäuschung huschte über Victorias Gesicht, aber ihre Zurückhaltung verbot es ihr, weitere Fragen zu stellen. Am Tor winkte Jane ihr zum Abschied noch einmal und gestattete es Dr. Berridge, sie durch den kleinen Park der Wiltons zu ihrer Kutsche zu begleiten.
    »Dr. Berridge«, fing Jane an, »ich glaube, Sie gefallen mir. Darf ich daher für einen Moment impertinent sein?«
    Der junge Doktor sah sie überrascht an. »Ich fühle mich geehrt, Mylady.«
    »Wie kann es sein, dass Sie Ihr Interesse an Victoria noch nicht bekundet haben?«
    Der junge Doktor errötete. Aber das war auch schon seine einzige sichtbare Reaktion; seine Stimme klang beherrscht, als er leise antwortete. »Vermutlich, weil sie von meinem Interesse noch keine Notiz genommen hat.«
    »Das kann nicht stimmen«, antwortete Jane ebenso leise. »Es ist offensichtlich, dass Victoria sie in ebenso hohem Maße schätzt.«
    »Miss Victoria ist von so freundlichem Wesen, dass sie alle Menschen sehr schätzt«, erwiderte Dr. Berridge. »Ob sie ihrer Zuneigung nun würdig sind oder nicht.«
    »Mein Bruder eingeschlossen«, unterbrach Jane.
    »Ich … ich bitte um Entschuldigung, Ma’am, ich wollte nicht unterstellen, dass …«, stammelte der Doktor, aber Jane legte ihm für einen Moment die Hand auf den Arm.
    »Das ist schon in Ordnung. Sofern meine Erinnerung mich nicht trügt, hat es Miss Victoria ziemlich fasziniert, mit Jason aufzuwachsen«, sagte Jane vorsichtig. »Ich fürchte, an dieser Faszination hat sich nicht viel geändert.« Sie blickte den Doktor kurz an. »Ich bin überzeugt, dass Sie von meinem Bruder nichts zu befürchten

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