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Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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einzig Gute an diesen Veranstaltungen damal war, dass getanzt wurde. Und Jane nahm jede Gelegenheit dazu wahr. Ganz gleich, wann und wo oder ob sie in ein Kleid gezwungen worden war, das unausweichlich fleckig und schmutzig war, wenn der Abend zu Ende ging. Sie genoss es zu tanzen, und dieses Gefühl hatte sich nie verändert – auch wenn sie ihre Meinung über dieses Dorffest geändert hatte, als sie zu einer eleganten jungen Dame herangewachsen war.
    Jetzt bin ich wirklich in meinem Element, dachte Jane, während sie von einem Grüppchen Dorfbewohner zum nächsten schlenderte, den Feiernden Komplimente machte und über das Parkett tanzte. Ob nun der Landadel aus dem Lake District oder der Hufschmied aus dem Dorf, jeder war gekommen. Mrs Humphrey und London hatten sie gelehrt, wie man sich anmutig durch eine Menschenmenge bewegte, und ihre Tanzlehrer hatten stets geschwärmt, wie schnell sie die Schrittfolgen begriffen und mit welcher Fröhlichkeit sie sie absolviert hatte. Sie schwelgte in der vergnügten Atmosphäre und ließ es aussehen, als ob die Welt sie nicht kümmerte – was zur Folge hatte, dass sie anderen ebenfalls die Sorgen nahm.
    Wie die Abende zuvor war auch dieser sehr warm. Die Türen der Versammlungshalle standen weit offen, um die Sommerbrise hereinwehen zu lassen – was hoffentlich viele junge Ladys davon abhielt, unabsichtlich den neben ihnen stehenden Gästen ihren Fächer um die Ohren zu schlagen. Denn es war sehr voll im Saal. Das Spektakel an sich und das warme Sommerwetter hatten wirklich jeden hergeführt: Mütter mit ihren Töchtern, Landadlige, Wichtigtuer und eifrige junge Gentlemen, Durchreisende und Verkäufer und jedes junge Fräulein der Grafschaft.
    Jane plauderte mit den Damen und flirtete mit den Herren. Dies war es, worin sie wirklich glänzte. Sie hatte es gelernt, indem sie ihre Mutter beobachtet hatte. Sie hatte gelernt, wie man zum strahlenden Mittelpunkt eines jeden Festes wurde. Jane ging von Gruppe zu Gruppe. Mrs Hill wurde zum jüngsten Erfolg ihres Ladens beglückwünscht – das war ein bedruckter Seidenfächer, der ihr, der Hitze geschuldet, förmlich aus den Händen gerissen worden war. Einige dieser Fächer hatte Jane heute Abend an den Handgelenken junger Ladys baumeln sehen. Sie ging weiter zu Mrs und Mr Cutler und gab vor, aufmerksam zuzuhören, während der gute Mann sie peinlich genau über den Verlauf der letzten Gemeinderatssitzung unterrichtete. Sie lachte mit Mr Davies und versicherte ihm, dass sie tatsächlich einen Brief in der feuerroten Tinte geschrieben hatte (was nicht stimmte), und schritt dann graziös weiter zu einem jungen Paar, das seine Hochzeitsreise dazu nutzte, die Spazierwege der Gegend entlang der Fjells und kleinen Seen zu erkunden. Es war, als sei ein Schlüssel herumgedreht worden, und Lady Jane wurde zur Seele des Festes.
    Jane fühlte sich aufgekratzt. Sie hatte heute Abend mehr Spaß denn je, seit sie an den See zurückgekehrt war. Nichts eignete sich besser als ein Fest, um einen Menschen daran zu erinnern, dass es mehr in der Welt gab als nur die eigene Frustration. Die Musik verlockte sie zum Tanzen und zauberte ihr ein Lächeln auf die Lippen, das rostrote Seidenkleid schmeichelte ihrem Teint, und die Brilliantohrringe ihrer Mutter streiften kühl über ihre warme, weiche Haut und sorgten überdies dafür, dass sie sich sinnlich und lebendig fühlte.
    Dennoch gab es Grund zur Sorge, keine Frage. Jane rechnete damit, dass Byrne jeden Moment durch die Tür kam; außerdem musste sie ein paar Augenblicke für Victoria Wilton reservieren, die als Tänzerin ebenso gefragt war wie Jane selbst. Aber warum sollte sie sich ausgerechnet jetzt durch solche Dinge ihr Vergnügen verderben lassen?
    »Ich muss eingestehen, dass dieses Tanzvergnügen noch nie so gut besucht war wie heute«, sagte Dr. Berridge, als er Jane mit einer einfachen Drehung über die Tanzfläche wirbelte, »und auch noch nie so voller Leben.«
    Jane lächelte ihn an. »Ich kann mir vorstellen, dass sie in der kalten Jahreszeit eher dünn besucht sind.«
    »Natürlich ist es nicht so überfüllt wie jetzt, aber ich habe festgestellt, dass auch im Winter eine überraschend große Anzahl Gäste den Weg hierherfindet. Die Leute stehen dann eng beieinander, zittern und versuchen, die Körperwärme zu teilen und sich warm zu halten.«
    Jane lachte – es war ein unverfälschtes Lachen, nicht die aufgesetzte Fröhlichkeit, die sie an den meisten Tagen zur Schau trug.
    »Sie

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