Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
Vom Netzwerk:
absuchte.
    Da, das silbrige Glitzern in einiger Entfernung – ein schnell vorbeischwimmender Fischschwarm. Und was da unter ihm flatterte – langes Seegras, dessen Blätter sich um den Hohlkopf wanden. Seine Lungen fingen an zu brennen. Er wollte auftauchen, um Luft zu holen, als er ihn plötzlich entdeckte.
    Langsam sank der Junge nach unten. Die Arme hatte er hochgereckt, als wollte er nach Hilfe greifen; der Körper war leblos und schlaff. Byrne verschwendete keinen Gedanken daran, wie reglos der Junge aussah, er spekulierte nicht darüber, wie lange er schon unter Wasser sein mochte – so schnell er konnte, kämpfte er sich zu dem Jungen, griff ihm unter die Arme und brachte sich mit kräftigen Beinbewegungen so schnell wie möglich nach oben.
    Er brach durch die Oberfläche und schnappte gierig nach Luft. Der kleine Joshua Wilton hing schlaff in seinen Armen. Byrne drehte den Jungen zu sich herum und beugte sich über ihn, um zu hören, ob er atmete. Er schüttelte ihn, schlug ihm leicht auf die Wangen, versuchte, ihn anzuheben.
    »Joshua! Joshua!«, schrie Byrne. Vergeblich. Joshua regte sich nicht.
    Verdammt. Er konnte die Beine nicht länger im Wasser bewegen. Aber irgendwie mussten sie an Land kommen. Byrne schaute zur Jolle, die inzwischen noch weiter abgetrieben war, dann schätzte er die Entfernung zum Ufer. Überschlug rasch, wie viel Zeit er brauchen würde, das eine oder das andere zu erreichen. Das Ufer war die bessere Wahl.
    »Kannst du schwimmen?«, fragte er Michael brüsk. Mit aufgerissenen Augen hatte Michael beobachtet, wie Byrne aufgetaucht war, und nickte jetzt heftig. »Dann los! Zum Ufer!« Mit Joshua in einem Arm schwamm Byrne los.
    Es war die Hölle. Sein Bein brannte bei jeder Bewegung. Er verbot sich jeden Gedanken an den Schmerz und konzentrierte sich auf den Jungen. Wie sollte er ihn wieder zum Atmen bringen, wie ihn aufwecken?
    Byrne schaute nur ein einziges Mal zurück. Michael schwamm hinter ihm, nicht schnell, aber mit gleichmäßigen Zügen. Der Junge war ein kräftiger Schwimmer – gut, denn Byrne bezweifelte, dass er in der Lage sein würde, es bis zum Ufer zu schaffen, müsste er beide Kinder halten. Es konnte nur Minuten gedauert haben, das Ufer zu erreichen, doch angefühlt hatte es sich wie eine Ewigkeit. Byrne sank auf die Knie und legte Joshua so behutsam wie möglich auf dem rutschigen steinigen Boden ab.
    Denk nicht an dein Bein; denk an den Jungen. Dein Bein ist nicht wichtig. Es ist nicht wichtig.
    Er beugte sich über Joshua und hielt das Ohr an dessen Brust. Nichts. Kein Geräusch, kein Heben und Senken.
    »Verdammt«, flüsterte er, hob den schlaffen Körper des Jungen auf und warf ihn sich über die Schulter.
    »Was machen Sie da?«, schrie Michael Wilton, als er ans Ufer krabbelte.
    »Ihm ist Wasser in die Lungen gedrungen. Er kann nicht atmen«, antwortete Byrne. Es gab ein dumpfes Geräusch, als er Joshua heftig auf den Rücken schlug, als wolle er einem übergroßen Säugling zum Aufstoßen verhelfen.
    »Komm schon, Junge«, knurrte er und schlug ihm noch einmal auf den Rücken, »komm schon!«
    Wieder ein Schlag, und noch einer … Michael hatte zu weinen begonnen, kleine Schluchzer aus Verzweiflung und Panik, als er sah, wie das bläulich verfärbte Gesicht seines Bruders bei jedem Schlag zuckte … endlich, endlich spürte Byrne, wie der kleine Körper sich anspannte und sich verkrampfte, bevor ein Schwall Seewasser aus Joshuas Mund quoll und über Byrnes Rücken floss.
    Er bettete den Jungen wieder auf den Boden. Joshua atmete, seine Brust hob und senkte sich – nur schwach, aber die Atmung funktionierte. Langsam kehrte auch die Farbe in sein Gesicht zurück; doch er war noch immer ohne Bewusstsein. Erst jetzt bemerkte Byrne das hellrote Blut, das dem Kind aus dem Mundwinkel sickerte.
    »Wir müssen deinen Bruder nach drinnen bringen. Und ein Doktor muss her«, sagte Byrne. Er verzog nur leicht vor Schmerz das Gesicht, als er sich aufrichtete und Joshua auf den Arm nahm. Byrne schaute sich um und orientierte sich, wo sie sich befanden. Und zum ersten Mal an diesem Morgen glaubte er, ein wenig Glück zu haben – denn sie waren nur wenige Hundert Meter von dem Ort entfernt, an dem man ihnen helfen konnte.
    »Hier lang«, sagte er zu Michael und schlug den Weg zum Cottage ein.
    Jane erwachte durch die lauten Geräusche, die der Tumult und der Aufruhr mit sich brachten. Sie setzte sich im Bett auf und zog den Bettvorhang in dem Moment zur Seite, in dem

Weitere Kostenlose Bücher