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Der Sommer der Schmetterlinge

Der Sommer der Schmetterlinge

Titel: Der Sommer der Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lisboa
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war, frisch wie die Tageszeitung.
    Maria Inês fragte, ob der Tennislehrer nicht zum Essen kommen wolle, und João Miguel antwortete, der Tennislehrer werde den Abend natürlich mit seiner eigenen Familie verbringen, er habe eine Familie. Daraufhin nahm Maria Inês das Weinglas, das ihr Mann ihr reichte. Letztlich lag der Ursprung des Ganzen im Dunkeln. Im Ungewissen.
    Die Familie, die zu Weihnachten erwartet wurde, bestand aus einigen Cousins und Cousinen sowie einem halben Dutzend Onkel und Tanten. Auf den Geschenken unter dem riesigen Weihnachtsbaum konnte man ihre Namen lesen. Maria Inês ging zur Anlage hinüber und stellte die Musik leiser, es lief ein Lied, das davon handelte, wie es war, the king of pain zu sein.
    Sie betrachtete ihre gepflegten und in der aktuellen Modefarbe lackierten Fingernägel. Dann strich sie ihr Kleid glatt, das ihr den Charakter eines Möbelstücks verlieh, passend zum Rest der Wohnung.
    Eduarda sah sie diese falschen Gesten wiederholen, die wie Perlen eines Rosenkranzes in den Händen eines Atheisten wirkten. Sie stand auf und legte Musik von Maria Inês ein: Brahms, Trio für Horn, Violine und Klavier , op. 40. Wieder sah sie zu ihrer Mutter, die ihr plötzlich so klein und zerbrechlich erschien. Hinter ihren Äußerungen über die Fazenda verbarg sich zweifellos noch etwas anderes. Genau wie hinter dem Namen von Clarice, ihrer Tante, die alkohol- und drogensüchtig gewesen war und sich mit einem Olfa-Messer die Pulsadern aufgeschnitten hatte (nicht einmal als Selbstmörderin taugtesie). Doch nicht die Suche nach irgendeiner unschönen Wahrheit trieb Eduarda dazu, ihre Mutter auf der Reise in die Vergangenheit zu begleiten. Sie war sich selbst nicht ganz über die Gründe im Klaren. Vielleicht wollte sie einfach nur dabei sein, als wesentlicher Teil der Geschichte.
    Dann trafen die Onkel und Tanten, die Cousins und Cousinen mit ihrem freundlichen oder gelangweilten Lächeln ein. Fast alle waren sie sonnengebräunt, die Frauen auffällig gekleidet und geschminkt. Bei ihrem bloßen Anblick konnte man spüren, wie die Raumtemperatur deutlich anstieg, trotz der dreiundzwanzigtausend BTU. Die Gesichter einiger Cousinen spannten von Schönheitsoperationen, und mindestens eine hatte sich ein Paar Silikonbrüste einsetzen lassen. Eine andere, ein melancholisches Mädchen, hockte sich grüblerisch in eine Ecke und lauschte stumm den Gesprächen. Eine affektierte Tante (ihre Stimme, dachte Eduarda, erinnert an diese Kinderfrau aus der Serie, die immer Ooooooh, Mr. Sheffield sagt) herzte und küsste ununterbrochen ein Baby oder warf es zum Spaß in die Luft, was das Kind vor Schreck erstarren ließ. Ein Wichtigtuer redete über Golf und moderne Safaris in Afrika. Und ein dicker, etwas mürrischer Intellektueller eroberte schließlich Eduardas Aufmerksamkeit, als er, die Verbindung von Fußball und Philosophie suchend, Monty Pythons erfundenes Spiel Deutschland gegen Griechenland kommentierte: das Tor von Sokrates, die Schiedsrichterleistung von Augustinus und Thomas von Aquin. Ein sehr modebewusstes junges Mädchen mit Piercing in der Nase und abrasierten Haaren fielebenfalls auf. Offenbar reich. Klamotten aus irgendeinem Londoner Secondhandladen und dazu phosphoreszierende Turnschuhe. Und dann gab es noch einen schmächtigen, bartlosen Rockfan mit langen Haaren in einem Guns’n’Roses-T-Shirt, der Gitarre lernte und davon träumte, das Solo von Stairway to Heaven zu spielen.
    Die Gäste nippten an teuren Drinks und redeten über Belanglosigkeiten. Wie Fische, die man zufällig an verschiedenen Orten gefangen und in ein gemeinsames Aquarium gesteckt hatte.
    Maria Inês trank ein, zwei, drei, sieben, acht Gläser Wein. Sie löschte die Ameisen aus, die in ihrem Gehirn herumkrabbelten, und bemerkte, dass die Nacht tanzte wie im Traum. Ihr Weihnachten war so blau und weiß und silbern. So unwirklich. Sie und ihr Mann lächelten sich nichtssagend an. Als der Wein ihr Denken zu lähmen begann, taumelte Maria Inês mit einem ungeschickten Walzersolo durch den Salon und landete in dem großen Ledersessel des Arbeitszimmers. Dort im Dämmerlicht untersuchte ein Cousin (Oder war es ein junger Onkel? Wie hieß er gleich?) die Buchrücken im Regal, während aus seinem Glas Luftbläschen aufstiegen.
    Noch eine Dissidentin, sagte er, als er Maria Inês erblickte.
    Sie lächelte aus Gewohnheit und antwortete: Ich habe ziemlich viel getrunken.
    Der Cousin (Onkel?) seufzte und sagte: Das sollte ich auch

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