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Der Sommer der Toten

Titel: Der Sommer der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Derbort
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nennenswert zu entschärfen.
    Mutter schwitzte zwar, nahm jedoch die unangenehmen Temperaturen nur ganz marginal zur Kenntnis. Tränen vermischten sich mit ihrem Schweiß. Die innere kalte Leere vermengte sich mit der äußerlichen Hitze und vermischte sich zu Nichts .
    Mutter betrachtete voller Trauer das tote Antlitz der Großmutter, schluckte hart und betete ein weiteres Ave Maria . Die Standuhr klang so, als würde sie zynisch den Takt vorgeben wollen, während sich das große Pendel hinter der Glastür geradezu hypnotisch langsam hin und her bewegte.
    Klack-Klack-Klack ...
    Vater kam herein.
    „Ich glaube, ich habe alle angerufen“, berichtete er mit belegter Stimme.
    „Auch die deinigen?“, fragte Mutter leise.
    Vater schüttelte den Kopf, realisierte aber bald, dass Mutter diese Geste gar nicht wahrnehmen konnte.
    „Nein“, beeilte er sich daher noch zu sagen.
    „Tu es ruhig“, erklärte Mutter. „Es kann nicht schaden. Immerhin kannte sie ja die meisten. Sie sollen zumindest die Möglichkeit haben, sich zu entscheiden, was sie tun wollen.“
    Vater nickte kurz, verzichtete nach kurzem Zögern darauf, noch etwas zu sagen und verließ das Zimmer wieder, um auch seine Verwandtschaft zu informieren.
    Mutter drehte sich kurz um, als Vater den Raum verließ und sah daher nicht, was gerade passierte. Etwas, was eigentlich unmöglich war.
    Dann wandte sie sich wieder dem Totenlager zu und fuhr mit ihren Gebeten fort.
    Sie war rasch wieder tief in ihren Gebeten versunken. Tief genug, um nicht zu realisieren, dass der kleine Finger der toten Großmutter zuckte und sich leicht bewegte.
    3.
„Was um Himmels willen war denn das?“ Bianca starrte den Totenschädel mit weit aufgerissenen Augen an.
    Sie hatte das Gefühl, das Blut sei sprichwörtlich in ihren Adern gefroren. Auf ihrer Haut hatte sich eine Gänsehaut gebildet, die sich nicht wieder zurückbilden wollte.
    „Ich habe an den Mythos mit den schreienden Schädeln selbst nie geglaubt, bis ich unsere Freundin hier entdeckt habe“, erklärte Anna. „Und glaube mir: Als ich diesen Schrei zum ersten Mal gehört habe, bin ich aus meiner Wohnung gerannt und habe mich drei Tage lang in einem meiner Fremdenzimmer einquartiert.“
    „Irgendeine Erklärung?“ Bianca blickte Anna ratlos an.
    „Keine befriedigende“, antwortete Anna. „Du bist nicht die Erste, die diesen Schädel berührt hat. Aber neben mir die Einzige, bei der das Ding zu schreien anfängt.“
    „Wenn ich morgens in den Spiegel gucke, ist mir auch zum Schreien zumute“, erklärte Bianca und kicherte nervös. „Aber nicht so ...“
    Anna grinste kurz wegen Biancas Bemerkung, wurde dann aber sofort wieder ernst.
    „Ich weiß nicht wieso“, erklärte Anna, „Aber ich hätte darauf wetten können, dass er bei dir zu schreien anfängt. Nur bei dir und bei mir ...“
    „Womit du mir wieder mal klarmachen willst, dass wir im selben Boot sitzen“, vermutete Bianca.
    Anna nickte.
    „Weißt du auch, wer diese Frau war und was sie mit uns zu tun hat?“, erkundigte sich Bianca.
    „Wer diese Frau war, weiß ich“, sagte Anna. „Maria hieß sie mit Vornamen, der Nachname war nicht mehr in den alten Dokumenten zu entziffern. Sie war das letzte Opfer von Vater Inquisitor. Als der Bauer in deinem Traum – unserem Traum, um genau zu sein – ihr den Gnadentod gewährte, schlug der Wanderer zur gleichen Zeit Vater Inquisitor den Schädel ein. Was das Ganze allerdings mit uns zu tun hat, weiß ich nicht. Aber ich habe das Gefühl, dass du es zumindest wissen solltest.“
    „Danke“, entgegnete Bianca säuerlich. „Ich weiß aber gar nicht so genau, ob ich es wissen will.“
    „Ich glaube, dass das, was wir wollen, und das, was mit uns passiert, nicht unbedingt das Gleiche ist.“
    „Tiefgreifende Erkenntnis“, brummte Bianca unwillig. „Das hilft mir aber genauso wenig weiter, wie die Erkenntnis, dass ich Totenköpfe zum Schreien bringen kann.“
    „Glaub mir, Mädchen“, antwortete Anna matt. „Ich weiß auch noch nicht, was ich damit anfangen soll. Aber ich habe dieses unangenehme Gefühl, dass wir es diesen Sommer herausfinden werden. Ob wir wollen oder nicht. Und ich glaube, wir wollen nicht.“
    4.
Ave Maria voll der Gnade   ...
    Die Hitze in dem Zimmer war unerträglich. Mutter hätte ja den Ventilator holen können, aber dazu hätte sie ihr Gebet unterbrechen und hinuntergehen müssen. Das kam ihr in dieser Situation aber irgendwie ... falsch vor.
    ...   Gebbenedeit seiest

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