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Der Sommer der toten Puppen

Der Sommer der toten Puppen

Titel: Der Sommer der toten Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Hill
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Ballester froh war über seinen Aufbruch.
    »Wir sprechen uns, ja?«, sagte er zu seiner Freundin. Bevor er durch die Tür trat, drehte er sich noch einmal um. »Herr Inspektor, ich weiß nicht, ob ich Ihnen behilflich sein kann, aber falls doch ... Ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung.« Aus dem Mund eines anderen Jungen hätte der Satz hohl geklungen, übertrieben förmlich. Bei ihm klang es freundlich und respektvoll.
    »Ich glaube, das wird nicht nötig sein, aber vielen Dank«, erwiderte Salgado.
    Wie sein Lehrer gesagt hatte, konnte Aleix Rovira ein bezaubernder Junge sein.

10
    Die Scheinwerfer eines geparkten Wagens blitzten ihn ein paarmal an, als er auf dem Fahrrad in seine Straße einbog. Die alte Karre mit ihrem verbeulten Kotflügel fiel auf in diesem ruhigen Wohnviertel, wo Häuser mit Gärten und Privatgaragen die Regel waren. Er war schon versucht, umzukehren oder schnell weiterzuflitzen, aber er wusste, dass er damit das Unvermeidliche nur aufschob. Und er wollte um jeden Preis vermeiden, dass jemand ihn hier mit einem wie Rubén sah. Also tat er, als wäre er die Ruhe selbst, fuhr heran und stieg ab.
    »Mensch, Junge, endlich tauchst du auf«, sagte der Typ auf dem Fahrersitz durchs offene Fenster. »Fast wäre ich schon zu dir nachhause gekommen.«
    Aleix lächelte bemüht.
    »Ich hätte dich eh gleich angerufen. Hör zu, ich brauche ...«
    Doch der andere schüttelte nur den Kopf.
    »Wir müssen sprechen. Steig ein.«
    »Ich stelle nur eben das Fahrrad ab. Bin gleich wieder da.« Er ließ ihm keine Zeit für eine Bemerkung, ging über die Straße, öffnete das weiße Gartentörchen und schob das Rad hinein. Keine Minute später saß er im Wagen; er schaute sich um, ob jemand ihn gesehen hatte.
    Rubén ließ den Wagen an und fuhr langsam die Straße hinunter. Aleix schnallte sich an und atmete tief durch. Es half nicht viel. Als er sprach, klang seine Stimme immer noch nervös.
    »Hör zu, ihr müsst mir mehr Zeit geben ... Mann, Rubén, ich tue, was ich kann.«
    Rubén schwieg. Wie ein Chauffeur, nicht wie ein Kumpel. Er war ein wenig älter als Aleix, aber so schmal, dass er jünger aussah. Und trotz der Sonnenbrille und des Tattoos, das sich seinen Arm hinabzog, hatte er etwas Kindliches, was die Jogginghose und das weiße T-Shirt noch unterstrichen. Niemand hätte gedacht, dass er schon jahrelang gearbeitet hatte, zunächst als Kellner und dann auf einer Baustelle, bis sowohl das Restaurant als auch die Firma dichtmachten. Erst als er an einer Ampel halten musste, drehte er sich zu seinem Beifahrer.
    »Du hast es verbockt.«
    »Scheiße, das weiß ich. Und was soll ich jetzt tun? Glaubst du, ich kann die Kohle einfach so besorgen, in ein paar Tagen?«
    Der andere schüttelte wie bekümmert den Kopf.
    »Wohin fahren wir überhaupt?«, fragte Aleix.
    Wieder antwortete Rubén nichts.
    Héctor musterte die junge Frau. Trotz ihrer achtzehn Jahre hatte Gina etwas von einem hilflosen Mädchen. Einem sehr unruhigen auch. Das Beste, was er tun konnte, sagte er sich, war direkte Fragen zu stellen, zumindest am Anfang; sie sachlich zu befragen, bis sie sich wohler fühlte.
    »Also«, sagte er beschwichtigend, »wir wollten nur noch einmal mit dir sprechen. Ich weiß, du hast bestimmt keine Lust, dich an diese Nacht zu erinnern, darum versuchen wir es kurz zu machen, einverstanden?«
    Sie nickte.
    »Um wie viel Uhr seid ihr zu Marc gekommen?«
    »Gegen acht. Das heißt«, verbesserte sie sich, »ich bin um acht gekommen. Aleix kam später. Ich weiß nicht, wie viel Uhr es war. Neun oder so ...«
    »Gut.« Er sah sie weiter freundlich an. »Und was hattet ihr vor?«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Nichts Besonderes ...«
    »Aber du wolltest über Nacht bleiben, nicht?«
    Die Frage machte sie nervös. Sie schaute zu ihrer Mutter, die bis dahin stumm dagesessen hatte und ihnen aufmerksam zuhörte.
    »Ja.«
    »Und was war dann? Habt ihr getrunken, Musik gehört? Habt ihr etwas gegessen?«
    Gina senkte die Augenlider. Ihre Knie fingen an zu zittern.
    »Herr Inspektor, bitte«, schaltete Regina sich ein. »All das hat man sie schon am Tag darauf gefragt.« Sie schaute zur Kollegin Castro, auf der Suche nach einer Bestätigung. »Es war sehr unangenehm für sie. Marc und Gina kannten sich seit Jahren, sie waren wie Geschwister.«
    »Nein.« Gina schlug die Augen auf, und ihr bitterer Ton überraschte alle. »Ich kann es nicht mehr hören, Mama! Wir waren keine Geschwister. Ich ... ich habe ihn geliebt.« Die

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